Spaniens Fußball-Kaiser „Piquénbauer“

Gniewino (dpa) - Seine Liaison mit der schillernden Pop-Queen Shakira passt perfekt zum Klischee: Im Königreich Spanien gilt Gerard Piqué als der Fußball-Kaiser.

Wegen seiner vergleichbar eleganten, offensiven und zugleich kompromisslosen Spielweise wie Libero-Legende Franz Beckenbauer erhielt er den Beinamen „Piquénbauer“. Ein Kompliment, das dem Abwehrhünen des FC Barcelona „schmeichelt“.

Als Shakira ihrem Schatz beim ersten Spiel des Europameisters gegen Italien in Danzig die Daumen drückte, stand der kolumbianische Mega-Star noch stärker im Rampenlicht als Piqué. Kennengelernt hat sich das Traumpaar der Regenbogenpresse bei Filmaufnahmen zum WM-Song „Waka Waka“ 2010. „Ich hoffe, sie kommt mich noch oft besuchen“, sagte er. Am liebsten auch am 1. Juli beim Finale in Kiew - Welt- und Europameister Spanien strebt schließlich das Titel-Triple an.

Beim EM-Erfolg in Wien zählte Piqué noch nicht zum Kader. Der „U 19“-Europameister debütierte erst 2009 im Testspiel gegen England in der Selección. Durch konstant gute Leistungen beim FC Barcelona sicherte sich der wuchtige, kopfballstarke 1,91 Meter große Innenverteidiger auch einen Stammplatz in der Nationalmannschaft. Beim historischen ersten WM-Triumph in Südafrika ließ Trainer Vicente del Bosque Piqué als einzigen Feldspieler alle Partien durchspielen.

Bei der jetzigen EM ist Piqués Position ebenfalls unumstritten, zumal in Carles Puyol eine wichtige Alternative fehlt. „Natürlich vermisse ich Puyi. Er ist für mich wie ein Bruder“, bedauerte der 25-Jährige den verletzungsbedingten Ausfall seines Partners in der Barça-Defensive. „Aber ich harmoniere mit Ramos ebenfalls bestens.“

Piqué lernte wie viele aktuelle Weltstars das Fußball-ABC in Barcelonas Kaderschmiede La Masia. Dort wurde er unter anderem mit Lionel Messi geschult. Ein Schlüsselerlebnis war sicher seine schmerzhafte Begegnung mit Louis van Gaal. Piqués Großvater Amador Bernabeu, lange Vizepräsident des katalanischen Kult-Clubs, stellte dem damaligen Cheftrainer seinen Enkel vor. Van Gaal rempelte den 14- Jährigen unvermittelt und spottete: „Mit der Standfestigkeit schaffst du es nie zu den Profis.“

Piqué weinte nach dieser Demütigung, aber möglicherweise weckte der gewiefte Niederländer in dem Teenager einen Durchsetzungswillen und Biss, der ihn neun Jahre später zum Champion machte. Bereits mit 17 wechselte er zu Manchester United. Sir Alex Ferguson bezahlte Barça rund fünf Millionen Euro für den hoch veranlagten Nachwuchsmann. Gegen die starken Konkurrenten Rio Ferdinand und Memanja Vidic konnte sich Piqué jedoch nicht durchsetzen.

ManU verlieh ihn 2006/2007 an Real Saragossa, 2008 kehrte er zu „seinem“ FC Barcelona zurück. Auch wenn er es in Manchester nicht geschafft hatte, hielt United-Manager Ferguson große Stücke auf Piqué: „Er besitzt fantastische Qualitäten. Aber noch wichtiger: er hat die notwendige Entschlossenheit und ist ein absoluter Siegertyp. Ich habe den Jungen immer gemocht.“ Nicht von ungefähr verlängerte Barcelona 2010 den Vertrag mit dem „spanischen Beckenbauer“ bis 2015 und legte die Ablösesumme auf astronomische 200 Millionen Euro fest.

Der aus einer gut situierten Familie stammende Profi beschrieb seine Philosophie einmal so: „Man muss im Fußball selbstbewusst sein, aber die Angst vor einer Niederlage gehört dazu. Man sollte immer Schmetterlinge im Bauch haben, wenn man auf den Platz kommt. Aber tief drinnen muss man sich schon wie der Sieger fühlen.“

Sich wie ein Sieger fühlen hat Weltmeister Piqué inzwischen hundertfach genossen, auch wenn in diesem Jahr der Verlust des Meistertitels an Real Madrid und das bittere Scheitern gegen den FC Chelsea im Halbfinale der Champions-League extrem schmerzten. Insgesamt vier Meisterschaften (drei mit Barcelona, eine mit Manchester), drei Champions-League-Triumphe (2/1), zwei FIFA-Club-Weltmeisterschaften sowie zahlreiche Erfolge in verschiedenen Pokal-Wettbewerben sind eine beeindruckende Bilanz.

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