Kupfers Euro 2012: Für Roswitha

Olaf Kupfer berichtet für unsere Zeitung aus Polen und der Ukraine.

Wir saßen in einem der schönsten Restaurants Danzigs, im „Pod Lososiem“. Marek hatte einen Tisch bestellt. Es war ein Abend bei Kerzenschein, mit Tafelsilber und Kronleuchtern. Als ich mich setzen wollte, schob mir einer der Angestellten den Stuhl zurecht. Wie dem Kollegen aus Osnabrück, jenem aus Würzburg — und Marek.

Kein Fußball. Wir sprachen über unsere Kinder und Politik. Von den Wänden lächelten Gerhard Schröder und Margaret Thatcher. Selbst der Papst war da. Das Spiel Spaniens lief in einer Ecke, Ton aus, dazu dudelten leichte Sinfonien. Es scherte uns am Rande.

Bis Manuel Neuer und Thomas Müller neben uns standen, Nationalspieler mit ihren Frauen im Gefolge. Wir blieben gelassen, die Herren auch, die Damen sowieso, alle speisten. Und wir scherzten: Nur einmal Ruhe, nie ist man gefeit vor diesen Fußballern.

Im TV nahm ich nun das Spiel wahr: Casillas hielt für Spanien, Neuer saß hier — vielleicht beim Lachs. Alonso traf, Müller lümmelte hier — wohl beim Filet. Bald kämpfen sie gegeneinander, dachte ich, ganz ohne Sinfonie.

Als Neuer zahlte, sprang Marek auf. „Für Roswitha“, schrieb der Torwart zum Autogramm, Mareks Freundin wird sich freuen. Die Angestellten baten zum Gruppenbild, bald hängen Neuer und Müller neben Schröder. Nur der Kollege aus Osnabrück blieb gelassen. Er schrieb noch im „Pod Lososiem“ in seinen Blog: Über Neuer und Müller in Danzigs bestem Restaurant. Mit uns.

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