Mertesacker, Götze, Schweinsteiger: Das sind Löws Problemfälle

Die Leistungsträger sind zehn Tage vor dem EM-Start mit sich selbst beschäftigt. Aber der Trainer sorgt sich nicht.

Tourrettes/Düsseldorf. Bisweilen ist es ja tatsächlich gut, wenn ein so genannter TV-Experte von eigenen Erfahrungen berichten kann. Der ehemalige deutsche Nationalspieler Thomas Helmer erinnerte sich in „Sport1“ unlängst an die Weltmeisterschaft 1998 und seine Tour der Leiden, damals in Frankreich. „Da wurde versucht, mich fit zu machen. Das ist schon extrem schwer. Es hat bei mir dann auch nicht hundertprozentig funktioniert. Man hat ein Handicap“, sagte Helmer und betonte den Disput zwischen dem Anspruch an sich und den vorhandenen, eigenen physischen Möglichkeiten.

Zuerst hatte er damit auf Per Mertesacker angespielt. Vor dem letzten Test-Länderspiel gegen Israel in Leipzig (Donnerstag, 20.30 Uhr/ARD) quält sich der lange Verteidiger nach seiner Verletzung mit seiner Form, er hat kaum Spielpraxis und einen desaströsen Auftritt beim 3:5 gegen die Schweiz hinter sich. Das nagt, das lässt zweifeln.

„Ich muss weiter hart an mir arbeiten, sonst wird das nichts bei der EM“, sagt er selbst. Aber der Bundestrainer wird dem Mann von Arsenal London wohl auch die letzte Möglichkeit gewähren, Spielpraxis zu sammeln: Mertesacker soll gegen Israel Bestandteil der neu formierten Abwehrreihe sein. Im Training im französischen Tourrettes rahmten ihn die Bayern-Spieler Jerome Boateng (rechts), Holger Badstuber (zweiter Innnenverteidiger) und Philipp Lahm auf der linken Abwehrseite.

Mertesacker ist das eine, Bastian Schweinsteiger das andere Problem. Mental trägt der 27-Jährige vom FC Bayern ein vergeigtes Saisonfinale mit sich herum, physisch einen Bluterguss in der Wade, in Anlehnung an Michael Ballacks Wadenverletzung vor der WM 2006 die neue „Wade der Nation“.

Das mache die Sache „schwieriger als gedacht“, sagte Löw, der in diesen Tagen alle Probleme weglächelt und unerschütterlichen Optimismus vorlebt. Und doch: Bei ärztlichen Einwänden werde er „einen Teufel tun und einen Spieler angeschlagen in ein Spiel schicken“. Soll heißen: Schweinsteiger wird auch gegen Israel nicht spielen.

Zusammen mit Miroslav Klose, der um Form und Fitness kämpft, hat die DFB-Auswahl ein echtes Achsenproblem — zu dem sich noch Mario Götze gesellt, der im Trainingslager gut gebräunt sichtbar einige Pfunde zu viel mit sich herumschleppt. Nicht wenige hatten den lange verletzten Götze auf dem Plan, als es darum ging, den vorläufigen Kader auszudünnen.

Aber auf dessen spielerischen Qualitäten mag der Bundestrainer nicht verzichten. „Wir werden stabiler sein, wenn das Turnier beginnt, wacher, dynamischer“, sagt Löw, der einem Kader mit einem Durchschnittsalter von 23,57 Jahren vertraut. Und einem Kader, dessen Achse zehn Tage vor Turnierbeginn um ihre Existenz kämpft.

“ Deutschland - Israel in Leipzig, Donnerstag, 20.30 Uhr/ARD

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