Deutsches Team Joachim Löw hat kein Italien-Trauma

DFB-Team Der Bundestrainer erklärt, warum ein Italien-Trauma für ihn „kalter Kaffee“ ist, weshalb Boateng ausgewechselt wurde und was ihm an den Isländern imponiert.

„Wir haben kein Italien-Trauma. Das waren andere Turniere, andere Spieler. Das ist für mich kalter Kaffee. Mir ist frischer Espresso lieber. Wir müssen schauen, dass er uns Samstag schmeckt.“ - Jogi Löw

„Wir haben kein Italien-Trauma. Das waren andere Turniere, andere Spieler. Das ist für mich kalter Kaffee. Mir ist frischer Espresso lieber. Wir müssen schauen, dass er uns Samstag schmeckt.“ - Jogi Löw

Foto: Arne Dedert

Evian. Joachim Löw ist ein Chef, wie man ihn sich nur vorstellen kann. Während der Nationaltrainer seinen Spielern am Dienstag einen freien Tag genehmigte, übernahm der Boss die Pressearbeit höggschdpersönlich. Eine Dreiviertelstunde lang beantwortete er geduldig die Fragen der Journalisten. Das Frage-und-Antwort-Spiel entwickelte sich so zu einer Art Regierungserklärung. Hier gibt es die wichtigsten Aussagen in der Zusammenfassung.
Joachim Löw über ...

... den kommenden Gegner Italien: „Das sind nicht die Italiener, wie man sie kennt. Sie sind nicht nur auf die Defensive fokussiert, sondern spielen auch gefährlich nach vorne.“ Trotzdem erwartet er ein „unheimlich zähes Spiel. Das Verteidigen ist bei ihnen in Fleisch und Blut. Sie machen mit neun oder zehn Mann die Räume so eng, dass selbst eine Mannschaft wie Spanien Probleme bekommt. Sie haben klare Automatismen, das ist auch nach dem Abgang von Pirlo so. Buffon strahlt nach wie vor eine enorme Ruhe aus, die Abwehrspieler sind aufeinander abgestimmt. Im Mittelfeld denken auch alle defensiv mit. Ich halte viel von De Rossi, der ein sehr intelligenter Spieler ist.“

... den möglichen Einsatz einer Dreierkette gegen Italien: „Ob Dreier- oder Viererkette ist gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass wir einige Automatismen, die es im italienischen Spiel gibt, so gut wie möglich unterbinden. Das geht mit einer Dreier- oder einer Viererkette.“

… ein mögliches Italien-Trauma: Acht Mal trafen deutsche Mannschaften bei Welt- und Europameisterschaften auf Italien. Keine Partie wurde gewonnen (drei Unentschieden). „Wir haben kein Italien-Trauma. Das waren andere Turniere, andere Spieler. Das ist für mich kalter Kaffee. Mir ist frischer Espresso lieber. Wir müssen schauen, dass er uns Samstag schmeckt.“

… die Halbfinal-Niederlage 2012 gegen Italien: „Jeder macht Fehler, auch der Trainer. Ich wollte Pirlo eindämmen. Hinterher muss man sagen, der Plan ist nicht aufgegangen. Dafür übernehme ich die Verantwortung. An diesem Tag haben wir alle nicht die Leistung gebracht, die wir hätten bringen müssen.“ Allerdings habe die Niederlage auch positive Auswirkungen gehabt. „Sie hat mir in meiner persönlichen Entwicklung und beim Turnier 2014 auch in meinen Überlegungen geholfen. Das war für mich eine gute Lehre.“

… den sensationellen Viertelfinal-Einzug der Isländer: „Sie sind super organisiert. Sie haben eine sehr gute defensive Struktur. Wie sie [gegen England] dann auch mutig nach vorne gespielt haben — das war schon klasse. Das war aber auch nicht die ganz große Überraschung. Die gute Organisation ist hauptsächlich ein Verdienst von Trainer Lars Lagerbäck. Das hat er zuvor bei den Schweden auch schon gut gemacht, gegen die es sehr schwer war, ein Tor zu erzielen.“

… angeschlagene Spieler: „Alle Spieler sind einsatzfähig. Jerome war vor dem Spiel gegen die Slowakei angeschlagen und hat schon eine Gelbe Karte. Seine Auswechslung war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Genauso war es bei Sami Khedira und Julian Draxler, die einen leichten Schlag abbekommen hatten.“

… Bastian Schweinsteiger: „Er spricht viel mit den jüngeren Spielern. Gestern hatte er ein sehr langes Gespräch mit Mario Götze. Bastian ist ein Vorbild für die jungen Spieler. Er akzeptiert es, dass er momentan nicht von Beginn an spielt. Ich habe schon das Gefühl, dass er wieder so weit wäre, von Beginn an spielen zu können.“

… Thomas Müller: „Thomas will immer gewinnen — ob beim Tischtennis, Golf oder Basketball. Er ist sehr wichtig für uns, auch wenn er keine Tore schießt. Er läuft die Gegenspieler sehr schnell an und verrichtet viel Defensivarbeit. Ich bin sehr zufrieden mit ihm.“

… Sami Khedira: „Sami ist mit einer Verletzung zu uns gekommen. Er ist immer spritziger geworden. Natürlich werde ich mit ihm noch vor dem Spiel gegen Italien sprechen. Weil er für Juventus spielt, kennt er selbstverständlich sehr viele Spieler. Er kann vielleicht berichten, wie der ein oder andere von ihnen in Stress-situationen reagiert.“

… die Ergänzungsspieler: „Die Spieler, die noch nicht zum Einsatz gekommen sind, sind sehr wichtig für die Mannschaft. Diese Spieler haben der Mannschaft so viel gegeben und sich so klasse verhalten. Ich möchte keinen auch nur eine einzige Minute missen. Das zeigt mir, dass wir bei der Auswahl unseres Kaders goldrichtig lagen.“

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