EM Einzelkritik: Deutschland gegen Slowakei

Manuel Neuer: Lange einsam, dann einsame Klasse, als er einen Kopfball des Slowaken Kucka aus dem Winkel fischt. Gut zu wissen, dass er da ist. Könnte helfen am kommenden Samstag, wenn das Turnier für Neuer beginnt.

Draxler, Hector, Hummels, Gomez und Khedira nach dem 3:0 gegen die Slowakei.

Draxler, Hector, Hummels, Gomez und Khedira nach dem 3:0 gegen die Slowakei.

Foto: Peter Kneffel

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Joshua Kimmich: In seinem erst dritten Länderspiel agierte der 21-Jährige mit dem 1,7-Abi-Schnitt (wissen wir dank Manuel Neuer) so souverän, dass man seinen Ex-Trainer Pep Guardiola allmählich verstehen lernt. Der sagte einst: „Ich liebe diesen Jungen.“ Dürfte auch gegen offensiv stärkere Gegner künftig als Außenverteidiger gesetzt sein.

Jérome Boateng: Dankte Arzt Müller Wohlfahrt und Masseur Eder nach seinem Treffer zuerst, weil er die in den vergangenen Tagen öfter gesehen hatte als die Spielkameraden. Ist inzwischen der Chef der Mannschaft, was angesichts der pseudo-politischen Gauland-Äußerungen vor dem Turnier eine reine Freude ist. Hat den Spielaufbau bei Guardiola gelernt und sein Spiel damit vervollständigt. Sie merken: schon wieder Guardiola. Raus für Höwedes. Man muss ihn ja nicht überstrapazieren.

Mats Hummels: Souverän, fast lässig. Ohne die ganz großen offensiven Highlights, aber immer alles unter Kontrolle. Was haben die Bayern in der kommenden Saison für eine furchterregende Innenverteidigung, da könnte der Verkauf von Ferngläsern wieder angekurbelt werden. Bestandteil einer Abwehr, die nach vier EM-Spielen noch kein Gegentor hinnahm. Torverhältnis: 6:0.

Jonas Hector: Ist immer im Spiel und lief vor der Pause am meisten von allen deutschen Spielern. Verliert kaum einen Ball, aber der letzte Ball in die Mitte kommt noch zu selten an, gerät oft zu flach.

Sami Khedira: Gute Leistung im defensiven Mittelfeld, besser als gegen Nordirland. Wurde in der Offensive weniger gebraucht als zuvor, weil in diesem Mannschaftsteil alle gut unterwegs waren. Spät raus für Schweinsteiger, eine Ablösung vor dem Viertelfinale am Samstag steht nicht bevor.

Toni Kroos: Anfangs wunderbare Diagonalpässe auf Kimmich mit chirurgischer Präzision. Tauchte dann etwas unter, hatte trotzdem alles im Griff. Hatte in der Nachspielzeit das 4:0 auf dem Fuß, aber ein Tor war ihm noch nicht vergönnt.

Thomas Müller: Bleibt die merkwürdige Erscheinung im deutschen Spiel, weil er auch in seinem 75. Länderspiel viel weniger torgefährlich war als gewohnt. Arbeitet trotzdem ansehnlich für das Team, holt sich seine Erfolgserlebnisse in der Defensive und wird noch treffen. Vielleicht, wenn es dann wirklich wichtig wird.

Mesut Özil: Interessanter Blick in die Statistik: Özil vergab als erster Deutsche seit Uli Hoeneß im EM-Finale 1976 einen Elfmeter bei einer Europameisterschaft (inklusive Elfmeterschießen). Halbhoch bleibt ein Geschenk für jeden (nicht englischen) Torwart. Spielte trotzdem gut, selbst wenn er auch danach noch einen Treffer hätte erzielen mü(´s)sen. Stark in der Rückgewinnung von Bällen, so Teil einer erstaunlichen deutschen Ballbesitzquote.

Julian Draxler: Kam für Mario Götze ins Spiel, was sich als gute Idee entpuppte. Draxler spielte, als habe es seine Krise auf Schalke und die Malaise in Wolfsburg nicht gegeben. Nutzte die Freiräume spielfreudig für eine sensationelle Torvorbereitung für Gomez — und einen eigenen Treffer. Was will man mehr. Hat seine zweite Chance genutzt und tat gut daran. Andere bekommen gar keine. Außer Lukas Podolski, der für Draxler kam. Gefeiert wurden beide.

Mario Gomez: Sagte, dass es riesig Spaß in dieser Mannschaft mache. Traf zum zweiten Mal, Gomez wirkt gerade ziemlich glücklich. Man gönnt es ihm.

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