Fußball Die 3. Liga soll bald im Fernsehen zu sehen sein

Wie die Telekom aus drittklassigem Fußball erstklassige TV-Ware machen will. Ein Gespräch mit Henning Stiegenroth, Sport-Marketing- Leiter des Anbieters.

Herr Stiegenroth, wie passt die Ware drittklassiger Fußball zum Premium-Ansatz der Telekom?

Henning Stiegenroth: Die 3. Liga passt perfekt in unser erstklassiges Sportangebot. Wir wollten neue Wege gehen und haben zunächst einen Trend gegen die Monokultur des Fußballs gesetzt. Deshalb haben wir uns für Basketball entschieden. Genauso haben wir dann mit Eishockey nachgezogen. Und in dieses System passt die 3. Liga bestens hinein.

Was genau ist Ihre Zielgruppe? Wer soll sich für die 3. Liga so interessieren, dass er ein Abo abschließt?

Stiegenroth: Wir gehen nicht auf den allgemein am Fußball interessierten zu, sondern wir kommen über die Verbindung regionaler Fans zu ihrem Verein vor Ort. Für viele gehört zum Fan-Dasein die Nähe zu einem Verein in der Heimatregion dazu — in der englischen Fußballkultur gibt es dazu das Motto: Support your local club. Das wollen wir bedienen, mit einem Angebot, das es bisher noch nicht gab. Fans des VfL Osnabrück, des SV Meppen, der Sportfreunde Lotte oder von Preußen Münster können alle Spiele ihres Clubs live verfolgen.

Ist die Liga attraktiv genug?

Stiegenroth: Wir sind davon überzeugt. In der 3. Liga spielen interessante Vereine mit viel Tradition; im Osten ist das doch fast eine 1. Liga. Osnabrück, Münster, jetzt wieder Meppen, erst recht der Karlsruher SC — das sind Standorte mit großem und vor allem treuen Fanpotenzial. Dazu gibt es Vereine, die sich auf ihre eigene Weise zu Kultclubs entwickelt haben, wie Fortuna Köln, die Spvgg Unterhaching oder VfR Aalen.

Hat die 3. Liga vielleicht sogar etwas, das der perfekt inszenierte Bundesligafußball nicht hat?

Stiegenroth: Durchaus möglich. Die 3. Liga ist ja auch für den Fan und den Stadionbesucher ein bisschen anders — bodenständiger, mit mehr Nähe zum Fan, auf eine angenehme Weise handgemacht und ehrlich. Wenn es gelingt, dass man diese Nähe in unseren Übertragungen spüren kann, hätten wir viel erreicht. Beim Basketball, wenn wir bei Auszeiten reinhören können, oder beim Eishockey, wo es in der Pause Blitz-Interviews gibt, hat sich das bewährt. Dabei müssen auch die Vereine mitspielen.

Wie haben die Clubs auf den Telekom-Einstieg reagiert?

Stiegenroth: Unser Eindruck ist: Die Vereine empfangen uns mit offenen Armen. Sie haben Interesse an dieser neuen Ära der 3. Liga und gehen das aufgeschlossen an — ich würde sogar sagen: Mit Begeisterung.

Obwohl sich der Einstieg in der ersten Saison für die Vereine noch nicht in barer Münze niederschlägt?

Stiegenroth: Die Vereine profitieren auf Anhieb, weil sie ihre Reichweiten vergrößern und damit auch ihren Sponsoren etwas bieten können — das ist schon ein echter Mehrwert. Darüber hinaus steigert die Medienpräsenz die Attraktivität der ganzen Liga und jedes einzelnen Vereins. Ab 2018/19, wenn der eigentliche Drei-Jahres-Vertrag mit dem DFB beginnt, profitieren sie natürlich auch von der Lizenzsumme.

Müssen sich im Gegenzug Fans und Vereine auf Anstoßzeiten einstellen, wie sie die Telekom wünscht?

Stiegenroth: Nein. Wir wollen den Samstag als Kernspieltag erhalten, mit sechs bis sieben Spielen. Auch bei der Anstoßzeit 14 Uhr wird es bleiben, vielleicht findet ein Samstagspiel am frühen Abend statt. Die restlichen Spiele finden freitags und sonntags statt, im Einzelfall kann es auch ein Montagspiel geben.

Was wollen Sie den Fans im Detail bieten?

Stiegenroth: Wir liefern höchste Qualität, technisch und inhaltlich. Wir liefern alle Spiele in HD, besetzen mit bis zu sechs Kameras — wir machen kein Low-Budget-Fernsehen, sondern aufwändige Übertragungen. Dafür steht unser Dienstleister, die ThinXpool TV GmbH, der sich im Fußball auskennt. Zu jedem der 380 Livespiele gibt es ein Vorlaufprogramm sowie Interviews in der Halbzeit und nach dem Spiel. Es wird fünfminütige Spielzusammenfassungen geben, Hintergrundberichte und vieles mehr. Und das alles auch noch on demand, also bereit zum Abruf zu jeder beliebigen Zeit.

Welche Möglichkeiten zur Refinanzierung sehen Sie?

Stiegenroth: Selbstverständlich muss sich das auch für uns rechnen, wir machen das nicht zum Selbstzweck. Unser Refinanzierungs-Modell sieht außer den Einnahmen aus dem Abo-Verkauf vor, dass wir von wenigen, starken Partnern Werbeerlöse generieren und ab 2018 Einnahmen aus dem Verkauf von Sublizenzen erzielen.

Was muss in den nächsten zwei Jahren geschehen, damit Sie den Einstieg in die 3. Liga als Erfolg sehen?

Stiegenroth: Wir wollen und wir werden es schaffen, die Fans schnell zu erreichen. Das ist uns sowohl beim Basketball als auch beim Eishockey gelungen: Wir konnten die mediale Reichweite Saison für Saison steigern und haben ein extrem gutes Feedback zur Qualität des Produkts. Das wollen wir auch für die 3. Liga.

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