Reform des DFB-Pokals: Mehr Geld, mehr Mannschaften, mehr Runden

DFB und DFL ringen um eine Reform des DFB-Pokals — eine Einigung steht kurz bevor.

 DFB-Präsident Reinhard Grindel. Archivbild.

DFB-Präsident Reinhard Grindel. Archivbild.

Foto: Peter Steffen

Osnabrück. TuS Koblenz gegen Dynamo Dresden, so heißt die erste Partie an diesem Freitag in der 1. Runde des Pokals. Regionalliga Südwest gegen 2. Bundesliga. „David gegen Goliath“, das ist das Prinzip dieses Wettbewerbs, dessen Erfolgsgeschichte 1935 mit dem Sieg des 1. FC Nürnberg begann. Noch mehr spitzt dieses Credo sich zu, wenn am Samstag Sechstligist 1. FC Rielasingen-Arlen Titelverteidiger Borussia Dortmund empfängt. Oder der einzige Siebtligist, die Sportfreunde Dorfmerkingen, am Sonntag den neureichen Championsleague-Teilnehmer RB Leipzig zu Gast hat.

Auch wenn die Chancen auf Erfolg gering sind, wurde in diesen Vereinen schon bei der Auslosung gejubelt. Ebenso wie bei Drittligist Chemnitz, der den FC Bayern bekam. Nur in diesem Wettbewerb treffen sie sich, die schillernde Welt der Profivereine und der Alltag der unteren Klassen. Und das soll, geht es nach DFB-Präsident Reinhard Grindel, auch so bleiben: „Wir möchten am Grundsatz Klein gegen Groß und am Prinzip der beiden Lostöpfe — hier Profis, da Amateure — festhalten, betont er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Das Problem: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) wünscht sich vor allem für ihre Topclubs, die international spielen, eine Reform des Pokals, der bereits am Wochenende vor der 1. Bundesliga beginnt. Neben ihren Starts im Europapokal machen die großen Clubs im Sommer in den letzten Jahren verstärkt in Asien Werbung für die Bundesliga, wo es einen riesigen Markt gibt. Eine Woche mehr Vorbereitungszeit im Sommer würde für Entlastung sorgen.

Die „Sportbild“ veröffentlichte vor Kurzem eine Geschichte mit riesiger Grafik zur Neustrukturierung des DFB-Pokals. Die dort veröffentlichten Pläne stammen, wie Grindel bestätigt, aus der Schublade der DFL. Statt mit 64 Startern soll der Pokal ab der Saison 2019/20 mit 182 Mannschaften gespielt werden. Statt aktuell 28 Amateurvereinen dürften dann 146 Mannschaften teilnehmen. Zwei Runden mehr würde es geben. Eine Qualifikationsrunde mit 122 Amateurvereinen sowie die erste Pokal-Runde mit allen qualifizierten Clubs, allen Zweitligisten und allen Erstligisten — ausgenommen die Europapokal-Teilnehmer.

Versüßt werden soll es für die Amateurclubs auch finanziell. Der Garantiebetrag an DFB-Prämien, so will es die Zeitschrift ausgerechnet haben, würde von 4,3 auf knapp 13 Millionen Euro anwachsen. Daran gekoppelt soll auch eine Erhöhung der Ausbildungsentschädigung an die Amateurvereine für deren Talente sein. Mehr Geld — vor allem auf direktem Wege — an die Amateurclubs, das findet auch der DFB gut.

Doch durch dieses Modell des Pokals würden sich für den Verband auch zwei Probleme ergeben. Dem zuletzt mit viel Aufwand installierten „Tag der Amateure“, der in diesem Jahr live in der ARD gezeigt wurde, würde sein Reiz genommen werden. Denn dann würden nicht mehr — wie in den meisten Fällen — die Landespokalsieger in den DFB-Pokal einziehen, sondern weitaus mehr Vereine. Zudem würde der Grundsatz, dass jeder Amateurverein in der ersten Runde auf einen Topclub treffen kann, nicht mehr gegeben sein. Doch genau daran will der DFB laut Grindel festhalten. „Jeder Amateurclub, der sich für den DFB-Pokal qualifiziert, soll weiterhin die Chance haben, in der ersten Runde auf den FC Bayern, Borussia Dortmund oder einen anderen Traumgegner zu treffen. Das ist unser Wunsch, dafür wird sich der DFB einsetzen“, betont Grindel. Doch er fügt auch an: „Trotzdem soll es gelingen, auch den Wunsch der an den europäischen Wettbewerben beteiligten Vereine nach einer zeitlichen Entlastung direkt zu Saisonbeginn zu erfüllen.“

Es klingt ein wenig nach der Quadratur des Kreises, die der DFB und die DFL da vor sich haben. Doch der 55-Jährige, auch in seinem neuen Amt noch immer ganz der Politiker, deutet an, dass eine Einigung nicht mehr allzu fern ist. „Bitte haben Sie Verständnis, dass ich noch keine Details nennen möchte. Wir sind gemeinsam mit den Kollegen der DFL auf einem guten Weg, und ich glaube, dass wir in den nächsten Monaten zu einer finalen Entscheidung kommen werden“, erklärt Grindel. Auch in diesem Modell soll der finanzielle Ausgleich eine Rolle spielen. Denn Grindel betont: „Dabei wollen wir es auch schaffen, zusätzliche Einnahmen zu erzielen, die zu einer ähnlichen Ausschüttung führen wie bei dem Modell der DFL.“

Auf welchen Kompromiss sich DFL und DFB auch verständigen. Sicher ist: Die Zeit des Pokals, so wie er an diesem Freitag startet, läuft ab.

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