Fans unter Beobachtung Katerstimmung beim BVB vor Pokal-Duell mit Hertha

Dortmund (dpa) - Fragen an Thomas Tuchel nach Taktik und Personal gab es diesmal ungewöhnlich wenig. Begleitet von großem Medieninteresse musste sich der BVB-Trainer vor dem Pokal-Achtelfinale am Mittwoch gegen Hertha BSC in erster Linie zu einem anderen, unerfreulicherem Thema äußern.

Fans unter Beobachtung: Katerstimmung beim BVB vor Pokal-Duell mit Hertha
Foto: dpa

Auch drei Tage nach den skandalösen Vorfällen beim Bundesliga-Duell mit RB Leizpig wurde in Dortmund mehr über die problematische Ultra-Szene als über Fußball geredet. Tuchel fand deutliche Worte: „Das trübt die Freude gewaltig und ist durch nichts zu rechtfertigen. Es muss möglich sein, mit Kindern und Familien ins Stadion zu gehen.“

Das DFB-Pokalspiel gegen die Berlinern geriet beim BVB in diesen Tagen zur Nebensache. Fieberhaft wird nach denjenigen gefahndet, die am Samstag auf der Südtribüne mit Hass-Plakaten provoziert oder vor dem Stadion mit Gewalt selbst gegen Kinder Grenzen überschritten hatten.

Die Geduld der Vereinsführung mit den Ultras scheint aufgebraucht. Gegen deren steigende Radikalisierung soll massiv vorgegangen werden. Erste Übeltäter konnten nach Aussage von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bereits identifiziert werden. Die schon in der Vergangenheit ausgesprochenen Stadionverbote gegen einzelne Chaoten reichen jedoch offenbar nicht aus, um das Problem in den Griff zu bekommen. Nicht auszuschließen, dass ganze Ultra-Gruppen ausgeschlossen werden.

Hertha-Manager Michael Preetz befürchtet jedoch nicht, dass sich die skandalösen Geschehnisse am Mittwoch wiederholen: „Morgen abend sollte der Sport im Fokus stehen. Die Atmosphäre in Dortmund haben wir aus Berliner Sicht immer als sehr gut empfunden.“

Die jüngsten Turbulenzen kommen für den BVB zur Unzeit. Schließlich war beim 1:0 über Leipzig zumindest aus sportlicher Sicht ein wichtiger Schritt aus dem Stimmungstief gelungen. „Der Sieg kann extrem Power geben“, kommentierte Mittelfeldspieler Erik Durm. Auch Tuchel hofft, dass sich dieser Trend gegen Hertha fortsetzt. Allerdings muss der Coach für die Partie ohne Mario Götze planen. Der in den vergangenen Spielen auf die Ersatzbank verbannte Weltmeister klagt über muskuläre Probleme. „Für ihn wird es eng“, kommentierte der Fußall-Lehrer. Dagegen steht der zuletzt leicht angeschlagene Ousame Dembélé wieder zur Verfügung.

Die Dortmunder wissen um die Schwere der Aufgabe. Schließlich war der BVB schon im Bundesliga-Heimspiel am 14. Oktober nicht über ein 1:1 gegen die Berliner hinausgekommen. Mut macht die jüngste, imposante Pokal-Statistik: In den vergangenen fünf Jahren stand die Borussia vier Mal im Finale. Ein Viertelfinale ohne den Revierclub fand zuletzt in der Saison 2010/11 statt.

Hertha-Coach Pal Dardai sieht die Partie nicht als Revanche für das verlorene Halbfinale in der Vorsaison: „Das im letzten Jahr war eine andere Drucksituation, es ging um den Finaleinzug. Wir waren noch nicht so weit dafür. Jetzt gehen wir da hin ohne großen Druck.“

Salomon Kalou und Marvin Plattenhardt gehören mit zum Hertha-Kader. Damit könnten Offensivspieler Kalou (Rückenprobleme) und Abwehrmann Plattenhardt (zurück nach Infekt) in der Startelf stehen. Mitchell Weiser fehlt weiterhin. Insgesamt hat Dardai 19 Spieler nominiert, um auf mögliche Ausfälle noch reagieren zu können. „Wir haben auch am Mittwoch vor dem Spiel noch ein Training“, sagte der Ungar. Der Hertha-Tross wird nach der Pokalpartie beim BVB im Ruhrpott bleiben und sich in Bochum auf das anschließende Bundesligaspiel am Samstag bei Schalke 04 vorbereiten.

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