Alemannia aus dem Häuschen - „Traumlos“ Bayern

Aachen (dpa) - Kurz vor Mitternacht brach der Jubel ein zweites Mal los: „Das ist ein Traumlos für den Verein. Jetzt können wir noch einmal Geschichte schreiben“, sagte Manager Erik Meijer nach dem erneuten Coup der Cup-Spezialisten von Alemannia Aachen.

Die Aachener dürfen sich nun zum dritten Mal nach 2004 und 2006 auf ein Heimspiel im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München freuen. Auch Trainer Peter Hyballa konnte es gar nicht fassen. „Das ist ein geiles Los. Ich war früher Bayern-Fan und habe in Bayern-Bettwäsche geschlafen“, meinte der Aachener Coach nach dem Pokal-Krimi gegen Eintracht Frankfurt, den der Zweitligist mit 5:3 (1:1, 0:0, 0:0) im Elfmeterschießen gewann.

Im Cup-Wettbewerb wachsen dem in der 2. Liga im Mittelfeld dümpelnden Club regelmäßig Flügel. Zum dritten Mal in sechs Jahren schafften die Aachener den Einzug ins Viertelfinale - zum dritten Mal treffen sie nun auf den FC Bayern, den sie 2004 und 2006 jeweils bezwingen konnten. „Da kann ich der Mannschaft noch ein paar Geschichten erzählen. Da werden die Emotionen wieder hochkochen“, sagte Meijer, der 2004 beim 2:1-Erfolg das Siegtor erzielte. Auch das bislang letzte Gastspiel in der Liga hatten die Münchner 2007 mit 0:1 verloren. „Es macht immer Spaß, die großen Bayern zu schlagen“, meinte der Aachener Manager, der sich inklusive der nächsten Runde auf zusätzliche Einnahmen von rund drei Millionen Euro freuen darf.

Der Zweitligist musste allerdings zweieinhalb Stunden bangen, ehe der Einzug in das Viertelfinale perfekt war und die Fans im erst zum zweiten Mal ausverkauften Tivoli ein Freudenfest feiern konnten. Als Kapitän Benjamin Auer nach einem spannenden Pokalmatch um 23.01 Uhr den entscheidenden Elfmeter verwandelte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. „Wir drehen hier alle durch“, meinte Alemannias Mittelfeldspieler Kevin Kratz. Alle Aachener Spieler hatten im Elfmeterschießen getroffen, Frankfurts Alexander Meier scheiterte vom Punkt.

„Das ist für mich das Highlight meiner Karriere“, meinte Marco Höger, der in der Verlängerung das 1:0 erzielte, ehe dem eingewechselten Martin Fenin kurz darauf der Ausgleich für die Eintracht gelang. Höger verpasste schon in der 15. Minute den Führungstreffer, als er einen Strafstoß vergab.

Die Szene, die zum Elfmeter führte, ordneten hinterher alle Beteiligten als spielentscheidend ein. Der Frankfurter Pirmin Schwegler erhielt für seine „Notbremse“ gegen Babacar Gueye die Rote Karte. Damit mussten die Hessen fast die gesamte Partie in Unterzahl bestreiten. „Das ist uns natürlich entgegengekommen. Sonst wäre es sehr schwer geworden“, meinte Torjäger Auer. Das sahen auch die Gäste ähnlich. „Die Rote Karte hat uns das Genick gebrochen“, sagte Eintracht-Torhüter Ralf Fährmann. „Mit kompletter Mannschaft hätten wir nicht verloren“, befand Clubchef Heribert Bruchhagen.

Die nächste Überraschung fanden Aachens erst 35 Jahre alter Coach Hyballa und seine Assistenten nach der Partie in ihrer Trainerkabine vor. Dort hatte Manager Meijer für seine Mitstreiter Weihnachtsgeschenke deponiert. Einige Flaschen Wein waren dabei und etwas zum Lesen. Der Titel des zweibändigen Buches: „Biographie und Vision“ - von Bayern-Trainer Louis van Gaal. Da hat der Aachener Manager ein gutes Näschen bewiesen.

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