Debatte um Zwanziger-Buch - Klinsmann schmunzelt

Berlin (dpa) - Die Debatte um das Buch von Ex-DFB-Chef Theo Zwanziger wird in scharfer Form weitergeführt. Wolfgang Niersbach, Nachfolger als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), konterte Zwanzigers Ausführungen zum Besuch der Nationalmannschaft im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz.

Zwanziger kritisierte, dass der Besuch der Nationalmannschaft im ehemaligen NS-Vernichtungslager Auschwitz „zu schnell abgetan“ worden sei. „Wichtiger als die exklusive Wahrnehmung meines Vorgängers ist mir in diesem Zusammenhang das Dankesschreiben des Internationalen Auschwitz Komitees an den DFB“, erklärte Niersbach in der „Bild“-Zeitung.

Zwanziger wehrte sich dagegen, sein zu Wochenbeginn erschienenes Buch „Die Zwanziger Jahre“ als Abrechnungsbuch zu sehen. „Es sollte nicht nur keins sein, es ist auch keins“, sagte der ehemalige Verbandschef im ZDF. Er habe die Rolle des Fußballs beleuchten wollen und sich auch „mit der einen oder anderen Persönlichkeit sehr differenziert auseinandergesetzt“, bemerkte Zwanziger.

Der von Zwanziger ebenfalls attackierte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff reagierte gelassen auf die Ausführungen des ehemaligen Vorgesetzten. „Ich sehe es nicht so sinnvoll, dazu was zu sagen. Es beschäftigt uns nicht besonders“, sagte Bierhoff am Montag in Amsterdam. „Jeder muss mit sich selbst ausmachen, wie er ein Buch schreibt“, betonte der Ex-Profi, der kürzlich selbst als Autor aktiv war.

Für Jürgen Klinsmann ist ein Kommentar sogar pure „Energieverschwendung“. „Es ist halt so, dass manche Leute gerne über andere reden und urteilen“, sagte der 48-Jährige schulterzuckend und mit einem Lächeln bei einem Termin in Frankfurt/Main. Zwanziger hatte in seinem Buch von einem Geheimplan geschrieben, der bei Misserfolg eine Entlassung Klinsmanns noch während der WM 2006 vorgesehen hätte. „Was soll ich das kommentieren? Das ist es mir nicht wert. Ich hatte zwei tolle Jahre mit der Nationalmannschaft“, sagte der heutige Trainer der USA.

Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern, hatte prophezeit, dass Zwanzigers verbaler Feldzug gegen Persönlichkeiten des deutschen Fußballs wie Klinsmann, Bierhoff und ihn den ehemaligen DFB-Präsidenten „noch mehr in die Isolation treiben“ werde.

„Jemand, der selbst Attacke fahren will, der muss auch mal akzeptieren, wenn einer das eine oder andere, was er macht, kritischer sieht“, bemerkte Zwanziger nun zur Hoeneß-Reaktion und wies im „Kicker“ auf despektierliche Äußerungen des Bayern-Präsidenten etwa über den Frauen-Fußball hin.

„Auf der einen Seite lobe ich diesen großen Bayern-Manager über den grünen Klee. Auf der anderen Seite stoße ich mich an ein, zwei Bemerkungen“, sagte Zwanziger. Wenn sich Hoeneß jetzt so aufrege, tue es ihm leid: „Dann ist Hoeneß eine kleinkarierte Seele.“ Wer „Attacken reitet“, der solle nicht so empfindlich sein, empfahl er Hoeneß.

Zwanziger verteidigte auch nochmals seine Indiskretionen, etwa über einen Plan B mit Klinsmann bei der Heim-WM 2006. „Die Menschen haben auch ein Recht darauf, Hintergründe zu erfahren“, erklärte Zwanziger. Er wolle insgesamt mit dem Buch schildern, was die Motivation gewesen sei, als Funktionär zu arbeiten: „Fußball ist mehr als Bundesliga und Nationalmannschaft.“ Der gesamte Reinerlös seines Buches solle sozialen Zwecken und dem Frauen-Fußball zugutekommen, betonte Zwanziger.

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