Russland dementiert Protestwelle wegen Medienregeln bei Confed Cup

Moskau (dpa) - Mögliche Verbote für Reporter beim Confederations Cup haben eine Protestwelle ausgelöst und die FIFA sowie die russischen Organisatoren in Erklärungsnöte gebracht.

Russland dementiert: Protestwelle wegen Medienregeln bei Confed Cup
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Gut 50 Tage vor Turnierstart mahnen die Spitzen des deutschen Fußballs beim Weltverband Garantien für freie Berichterstattung an, Politiker kritisieren die Akkreditierungsbestimmungen und der Deutsche Journalistenverband greift zu einem drastischen Vergleich. „Das sind die Bedingungen einer Diktatur, die Angst davor hat, dass in den Medien kritische Berichte über das politische, wirtschaftliche und soziale Umfeld der Spiele erscheinen könnten“, schrieb DJV-Chef Frank Überall an FIFA-Präsident Gianni Infantino.

Russland bestritt jedoch Einschränkungen für Medienvertreter. „Journalisten wird beim Confederations Cup nicht verboten, über irgendetwas zu schreiben. Sie können schreiben, worüber sie wollen“, sagte Fußballverbandsboss Witali Mutko, der von Kremlchef Wladimir Putin unlängst zum Vizeregierungschef befördert worden war, in St. Petersburg der Agentur Tass zufolge.

Die FIFA stellte einen Teil der Bedingungen für eine Akkreditierung beim Confederations Cup in Russland klar und sicherte Journalisten zumindest uneingeschränkte Arbeitsmöglichkeiten an Spielorten zu. „Journalisten, die eine FIFA-Akkreditierung für den FIFA Konföderationen-Pokal erhalten, können an den Spielorten und in den umliegenden Gebieten ohne jede Einschränkung frei arbeiten“, teilte die FIFA in einem gemeinsamen Statement mit dem Organisationskomitee auf Anfrage mit.

In den bis Fristablauf geltenden schriftlichen Akkreditierungs-Richtlinien für ausländische Medien hieß es hingegen, dass Journalisten ausschließlich über das Turnier „und damit verbundene Ereignisse berichten“ dürfen. Was dies genau für die Praxis bedeutet, wird indes offengelassen.

Zudem dürfen Reporter nur „auf dem Gebiet der Spielorte und nahegelegener Sehenswürdigkeit tätig sein“. Dabei beruft sich die FIFA auf russisches Recht. Demnach müssen Journalisten für Tätigkeiten in anderen Städten eine Akkreditierung beim russischen Außenministerium einholen. In der Rangliste der Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“ nimmt Russland Platz 148 ein.

Zuvor hatte DFB-Chef Reinhard Grindel in der „Bild“-Zeitung, die zuerst über das Thema berichtet hatte, angekündigt, sich bei der FIFA-Councilsitzung am 9. Mai in Bahrain für freie Berichterstattung einsetzen zu wollen. „Es wäre ein wichtiges Signal für die WM 2018, wenn schon beim Vorbereitungsturnier das russische Organisationskomitee deutlich macht, dass es keine Einschränkungen der Pressefreiheit gibt“, sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bunds.

Beim Confed Cup ist auch das Team von Bundestrainer Joachim Löw als Weltmeister vertreten. „Die uneingeschränkte Meinungs- und Pressefreiheit gehört zu den Menschenrechten. Die Wahrung der Menschenrechte muss auch bei einem sportlichen Großereignis sichergestellt werden - egal wo es stattfindet“, sagte Ligapräsident Reinhard Rauball.

Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) kritisierte die möglichen Einschränkungen für Medien scharf. „Es muss klipp und klar sein: Sportberichterstattung und Geld verdienen kann nicht auf dem Rücken der Pressefreiheit erkauft werden“, sagte Kauder vor einer Sitzung der CDU/CSU-Abgeordneten im Bundestag. Er sei enttäuscht darüber, dass die Pressefreiheit in einigen Ländern zunehmend immer weiter eingeschränkt werde.

SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann nahm via „Bild“-Zeitung Bundeskanzlerin Angela Merkel in die Pflicht: „Presse- und Meinungsfreiheit muss über Grenzen und Themen hinweg gelten - auch bei der Sportberichterstattung. Das sollte Frau Merkel dem russischen Präsidenten klar machen.“ Ähnlich äußerte sich Katrin Göring-Eckardt, die Fraktionsvorsitzende der Grünen: „Deutschland kann es nicht einfach hinnehmen, wenn Putin die Pressefreiheit mit Füßen tritt.“

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