Champions League Warum Ancelottis Zukunft beim FC Bayern bedroht ist

Vor dem wichtigen Spiel bei Paris St. Germain rumort es bei den Bayern weiter: Die Mannschaft hält sich nicht an die taktische Devise des Trainers.

Carlo Ancelotti während der Partie gegen den VfL Wolfsburg am Wochenende.

Carlo Ancelotti während der Partie gegen den VfL Wolfsburg am Wochenende.

Foto: Matthias Balk

München. Carlo Ancelotti ist weltlichen Gelüsten gegenüber nicht abgeneigt und wenn es so etwas wie eine Leistungsschau größerer und kleinerer Sünden gibt, so findet sie zwei Herbstwochen lang auf der Münchner Theresienwiese statt. Ancelotti dürfte sich deshalb ganz wohl gefühlt haben am vergangenen Wochenende beim Betriebsausflug des FC Bayern auf das Oktoberfest. Und doch hat sich möglicherweise Wehmut eingestellt, als er den Krug beim „Prosit der Gemütlichkeit“ an die Trinkgefäße seiner Vorgesetzten Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge führte. Denn immer mehr zeichnet sich ab, dass es für Ancelotti wohl keinen weiteren Wiesnbesuch zusammen mit dem FC Bayern geben wird.

Zu fahrig sind die Leistungen der Münchner, als dass sich die Verantwortlichen ein drittes Jahr unter Ancelotti anschauen mögen. Man ist dem Trainer persönlich zugetan, schützt ihn in der Öffentlichkeit gegenüber Angriffen und doch mehren sich die Anzeichen, dass dieser Trainer mit dieser Mannschaft keine großen Erfolge wird feiern können. Was unter Pep Guardiola noch undenkbar schien, gehört nun zur Tagesordnung: Das Verweigern der taktischen Vorgaben. Nach dem 2:2 gegen Wolfsburg klagte Thomas Müller: „ Wir haben uns in der zweiten Halbzeit nicht mehr ganz als Mannschaft bewegt, sondern hatten größere Lücken, die wir so nicht haben wollen.“ Ähnlich sah es Mats Hummels: „Das größte Problem war, dass wir gepresst haben. Wir wollten, wir wollten, wir wollten, aber wir waren dafür irgendwie taktisch nicht gut aufgestellt, wir standen nicht richtig. Dabei waren die taktischen Vorgaben eigentlich relativ klar.“

In der vergangenen Saison setzten die Münchner noch darauf, dass sich Anceottis antiautoritäre Führung zumindest in der Champions League förderlich auf gruppendynamische Prozesse auswirkt. Sie tat es nicht. Spielerisch hat sich die Mannschaft seit Ancelottis Ankunft zurückentwickelt. Konnten das im ersten Jahr noch Ergebnisse übertünchen, bleiben die nun immer häufiger aus.Eine sofortige Alternative zu Ancelotti gibt es nicht, noch dazu ist der Leidensdruck nicht groß genug. Der könnte sich allerdings schnell deutlich erhöhen, wenn das heutige Champions-League-Spiel bei Paris St. Germain (20.45 Uhr/ZDF) verloren geht.

„Es ist ohne Frage ein Prestigespiel“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Mit an Bord war auch David Alaba, der nach einer Fußverletzung sofort wieder zum Einsatz kommen könnte. Rummenigge hofft, dass der FC Bayern seinen „Vorteil“, mehr Erfahrung in Europas Königsklasse zu besitzen, ausspielen kann.

Arjen Robben reagierte derweil überrascht, dass der FC Bayern von den Medien als Außenseiter angesehen werde. „Warum eine Packung? Davon gehen wir natürlich nicht aus“, sagte er zum Spielausgang. „Wir werden uns gut präsentieren, davon bin ich überzeugt“, ergänzte er. Die Stärke von Paris liege eindeutig in der Offensive um die teuren Millionen-Zugänge Neymar und Kylian Mbappé, bemerkte Rummenigge. „Die gilt es zu kontrollieren.“

Viel wird dabei auch von Torwart Sven Ulreich abhängen, der zuletzt beim 2:2 gegen den VfL Wolfsburg beim ersten Gegentor gepatzt hatte. „Sven ist ganz klar im Kopf. Natürlich war das ein bitterer Moment für ihn. Aber er ist mental stark genug und wird ein gutes Spiel machen“, glaubt Teamkollege Robben. Paris und der FC Bayern waren jeweils mit einem Sieg in die Gruppenphase gestartet.

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