Unnerstall — erst gefeiert, jetzt ein Risiko?

Der Schalker Torhüter ist vor dem Spiel gegen FC Arsenal in die Kritik geraten.

Gelsenkirchen. Lars Unnerstall war wortlos gegangen. Offenbar fühlte sich der Torhüter des FC Schalke 04 nach dem 2:3 bei 1899 Hoffenheim nicht ganz wohl in seiner Haut. Sowohl beim ersten als auch beim dritten Gegentreffer sah der 22-Jährige nicht ganz glücklich aus. Ein gefundenes Fressen für seine Kritiker, die ihm schon seit längerer Zeit unterstellen, nicht die richtige Besetzung für das Tor der Königsblauen zu sein.

Unnerstall wäre mit Saisonbeginn eigentlich zweite Wahl gewesen, hätte sich Konkurrent Timo Hildebrand nicht noch kurzfristig verletzt. Damit hatte der Routinier den Weg für seinen Kontrahenten freigemacht. Und seitdem rumort es im Hintergrund.

Dabei hat Unnerstall zuletzt wenig Angriffsfläche geboten. Er machte keine entscheidenden Fehler. Auch nicht in Hoffenheim, wo ihm einige bei Schüssen aus kürzester Distanz das träge Abtauchen gleich einer Bahnschranke attestierten. Gegen Borussia Dortmund etwa präsentierte er sich als selbstbewusster Rückhalt. Doch wenn ihm in anderen Spielen mal ein Abschlag abrutschte oder er unkonventionell die Torlinie verließ, hagelte es zügig Pfiffe vom Arena-Publikum.

Den identischen, aber schwer greifbaren Vorwurf an Unnerstall hatte es vor Jahren schon einmal auf Schalke gegeben — an den Torhüter Frank Rost. „Der Frank hatte nicht das Glück, einen Unhaltbaren zu halten“, sagte Ex-Trainer Mirko Slomka einst nebulös, als er Rost durch Manuel Neuer ersetzte.

Auch Unnerstall hat den Schalkern noch kein Spiel mit einer Sensationsparade alleine gewonnen. Er hat aber auch noch kein Spiel im Alleingang verloren. Stevens hat unvermindert zu Unnerstall gehalten. Wohl auch aus Verärgerung darüber, dass sein junger Torhüter so sehr in der öffentlichen Kritik stand. Und weil der Holländer weiß, dass Leistungsschwankungen in diesem Alter völlig normal sind. Dass Unnerstall hinter der starken Schalker Abwehrkette kaum Schüsse auf das Tor bekommt und sich deshalb kaum auszeichnen kann, ist gut für sein Team. Aber für ihn selbst ein Fluch, weil er sich kaum auszeichnen kann.

„Wir haben drei sehr gute Torhüter. Und hör auf, mir immer die gleiche Frage zu stellen, darauf gebe ich sowieso keine Antwort“, raunte der Holländer gestern einen Fragesteller an, der wissen wollte, ob Stevens jetzt einen Torhüterwechsel geplant habe. Dienstagabend treten die Schalker im Gruppenspiel der Champions League gegen den FC Arsenal an. „Es wird einige Überraschungen für euch geben“, sagte Stevens. „Aber auch einige für mich.“

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