Rot aus Kalkül: Real-Profis im Visier der UEFA

Amsterdam (dpa) - Ein Fall von „Mach et, Otze!“ in der Champions League: Xabi Alonso und Sergio Ramos von Real Madrid sind wegen des Verdachts absichtlich provozierter Platzverweise ins Visier der Europäischen Fußball-Union geraten.

Die UEFA will prüfen, ob sich die beiden Fußball-Weltmeister ihre Gelb-Roten Karten bei der 4:0-Gala bei Ajax Amsterdam absichtlich eingehandelt und damit unsportlich verhalten hatten. Der Verband prüft den Schiedsrichterbericht und will danach entscheiden, ob ein Verfahren gegen die beiden spanischen Real-Profis eingeleitet wird.

Die Angelegenheit erinnert an einen Fall aus dem Jahr 1991. Kölns damaliger Trainer Erich Rutemöller hatte im Pokal-Halbfinale gegen den MSV Duisburg Stürmer Frank „Otze“ Ordenewitz mit dem berühmt gewordenen Spruch „Mach et, Otze!“ dazu aufgefordert, sich eine Rote Karte einzuhandeln. Damit hätte Ordenewitz die Strafe in der Bundesliga abbrummen und im Pokalfinale mitspielen können. Kurz vor dem Ende schlug der Profi des 1. FC Köln den Ball weg und wurde wie erhofft vom Feld gestellt. Dumm nur, dass Rutemöller vor TV-Kameras den Vorfall später ausplauderte und der damalige DFB-Chefankläger Hans Kindermann Ordenewitz für das Endspiel gegen Bremen sperrte.

In Amsterdam waren Xabi Alonso und Sergio Ramos in der Endphase der Partie wegen Zeitspiels vom Platz gestellt worden. Xabi Alonso verließ den Platz ohne jeden Protest, Sergio Ramos gab dem Referee sogar freundlich die Hand. Spanische Medien hatten keinen Zweifel daran, dass die Real-Profis sich die Platzverweise absichtlich eingehandelt hatten, um die anstehende Sperre im letzten Gruppenspiel gegen AJ Auxerre verbüßen und unvorbelastet ins Achtelfinale gehen zu können. Für die Madrilenen ist die Partie gegen die Franzosen bedeutungslos, weil sie bereits als Gruppensieger feststehen.

In Spanien wurde vermutet, dass Real-Trainer José Mourinho die Spieler angewiesen hatte, sich vom Platz stellen zu lassen. Die Medien veröffentlichten Aufnahmen, die den Coach am Spielfeldrand im Gespräch mit Xabi Alonso zeigen. An Sergio Ramos soll die Order auf dem Wege der „stillen Post“ gegangen sein: Eine Serie von Pressefotos ließ erahnen, dass Mourinho die Anweisung zuerst auf der Bank dem Ersatzkeeper Jerzy Dudek übermittelte, dieser sie Torwart Iker Casillas weitergab, der dann schließlich Sergio Ramos informierte. Der Trainer und die Real-Spieler bestritten die Medienberichte.

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