CL-Finale Keeper Karius lebt in Liverpool seinen „Traum“

Kiew (dpa) - Die ständigen Schlagzeilen um seine Person rufen bei Loris Karius inzwischen nur noch ein Lächeln hervor. Der deutsche Keeper des FC Liverpool hat sich längst daran gewöhnt, dass irgendein Experte mal wieder Trainer Jürgen Klopp die Verpflichtung eines neuen Torhüters empfiehlt.

CL-Finale: Keeper Karius lebt in Liverpool seinen „Traum“
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Egal ob Brasiliens Alisson Becker (AS Rom), der Slowene Jan Oblak (Atlético Madrid) oder Italiens Torwart-Talent Gianluigi Donnarumma (AC Mailand) - fast täglich geistern neue Namen durch die britische Presse.

So geht es schon seit gut zwei Jahren, doch Karius ist immer noch da und könnte nach Bodo Illgner und Marc-André ter Stegen am Samstag (20.45 Uhr MESZ) im Endspiel gegen Titelverteidiger Real Madrid sogar als dritter deutscher Torhüter mit einem ausländischen Club die Champions League gewinnen.

„Es wird immer Gerede geben, das kann ich nicht ändern. Es beunruhigt mich auch nicht. Ich versuche, mein Spiel zu spielen. Den Rest habe ich sowieso nicht zu entscheiden“, sagt Karius. Damit ist er ganz gut gefahren. Zu Jahresbeginn ist er von Klopp zur Nummer eins an der Anfield Road befördert worden. Und die Zahlen geben dem deutschen Coach Recht. In 32 Spielen mit Karius im Tor stand 16 Mal die Null, in dieser Champions-League-Saison ist der Ex-Mainzer gar sechs Mal ohne Gegentor geblieben. Besser war keiner.

„Er hat sich gut entwickelt. Ich bin sicher, da kommt noch einiges. Er hat seine Chance genutzt und hat einen großen Anteil daran, dass wir stabiler in der Defensive geworden sind“, lobt Klopp. Und trotzdem verstummt die Kritik nicht. Für Mark Lawrenson, ein Liverpooler Europacup-Held aus den 80er Jahren, ist Karius immer noch eine Schwachstelle. Und Phil Thompson, der die Reds als Kapitän 1981 zum Königsklassen-Sieg führte, attestiert dem 24-Jährigen zwar eine Steigerung, trotzdem mache er zu viele Fehler.

Karius hat immer noch einen schweren Stand. Das liegt vor allem an seinem denkbar schlechten Start in Liverpool. Für sechs Millionen Euro dank einer Ausstiegsklausel vom FSV Mainz verpflichtet, hatte Karius im Sommer 2016 in der Vorbereitung gleich einen Handbruch erlitten. Als er wieder fit war und ins Tor durfte, unterliefen ihm viele Fehler. Schnell hatte er den Spitznamen „Flutschfinger“ weg. Klopp machte wieder Simon Mignolet zur Nummer eins. Doch auch der Belgier leistete sich immer wieder Aussetzer.

„Das war keine einfache Zeit, aber ich habe aus diesen negativen Sachen gelernt und mich mental als Person weiterentwickelt“, sagt Karius. Inzwischen lebe er in Liverpool seinen „Traum“. Ein bisschen ähnelt Karius' Situation der von ter Stegen, der beim FC Barcelona zunächst auch einen schweren Stand hatte, inzwischen aber unumstritten ist. Nun will es Karius seinem Landsmann auch in der Königsklasse gleichmachen und den Titel gewinnen. „Wir alle träumen davon. Wenn du bei diesem Club eine Legende werden willst, wäre es ein großer Schritt, diese Trophäe zu gewinnen“, sagt Karius.

Es wäre für den Schwaben die Krönung seiner noch jungen Karriere, die in Mainz so richtig ins Rollen gekommen war. 2013 hatte ihn sein Entdecker Thomas Tuchel ins Tor gestellt und danach nicht mehr ausgetauscht. Zuvor hatte er ihm wegen der laxen Trainingseinstellung einen Denkzettel verpasst und in die zweite Mannschaft degradiert. Heute gilt Karius im Training als sehr gewissenhaft.

Für Klopp ist er ein „junger Torwart mit riesigem Potenzial“. Sogar eine vorzeitige Verlängerung des bis 2021 laufenden Vertrages ist im Gespräch. Das würde sicher auch die Boulevardpresse freuen. Die „Sun“ hat den Keeper mit dem Hang zu teuren Marken gerade erst zum modischsten Fußballer der Premier League gekürt.

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