Europa schwärmt vom BVB - Klopp: „Großes Spiel“

Madrid (dpa) - Schon in der Kabine war der Ärger über den Kunstschuss von Spielverderber Mesut Özil verflogen. Der späte Ausgleich des deutschen Nationalspielers zum 2:2 (2:1) konnte den Stolz der Dortmunder nur bedingt schmälern.

„Jeder Fußballer, der in Madrid einen Punkt holt, kann gut schlafen“, kommentierte Manndecker Neven Subotic. Mit seinem platzierten Freistoß brachte Real-Star Özil den BVB zwar um den vorzeitigen Achtelfinal-Einzug, aber nicht um die Tabellenführung in der Giganten-Gruppe D. Die erneute Gala seines Teams verblüffte selbst Trainer Jürgen Klopp: „Wir haben den direkten Vergleich mit Real gewonnen. Damit hätte ich nicht gerechnet.“

Wie bereits im zweiten Gruppenspiel bei Manchester City (1:1) verhinderte ein später Gegentreffer einen denkwürdigen Coup. Dennoch konnte die Borussia mit dem abermals starken Auftritt auf höchstem Niveau gut leben. „Es war ein großes Spiel gegen einen großen Gegner. Zwei Unentschieden bei Teams, die zu den besten der Welt gehören - vielmehr kann man nicht erreichen“, befand Klopp angesichts der komfortablen Ausgangslage in der Tabelle.

Die Borussia rangiert mit acht Punkten vor Real Madrid (7), Ajax Amsterdam (4) und Manchester City (2). Im Spiel beim niederländischen Meister am 21. November genügt ein Remis zum Überwintern in der Königsklasse. Nicht nur die Konstellation in der Gruppe, sondern auch die Champions-League-Historie spricht für eine Fortsetzung des Abenteuers. Von den 41 Teams mit acht Punkten nach vier Gruppenspielen verpassten erst drei den Sprung in die nächste Runde.

Vor allem in der ersten Halbzeit kamen Fußball-Ästheten auf ihre Kosten. „Das war das Beste, was wir bisher gespielt haben“, lobte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Selbst die spanische Presse geriet ins Schwärmen: „Es war nicht die Maske des Sebastian Kehl, die den Madrilenen Angst und Schrecken einflößte. Das eigentlich Furchterregende der Borussia trug das Gesicht der Unschuld“, meinte die Zeitung „El Mundo“ unter Anspielung auf das Alter der Dortmunder Mittelfeldspieler Mario Götze, Marco Reus und Ilkay Gündogan.

Nach Treffern von Reus (27.) und dem von Götze erzwungenen Eigentor durch Alvaro Arbeloa (45.) schien ein weiterer Sieg über den spanischen Rekordmeister binnen 13 Tagen zum Greifen nahe. Die Entscheidung der UEFA, den zweiten BVB-Treffer dem spanischen Abwehrspieler zuzuschreiben, kommentierte Jungstar Götze mit einem breiten Lächeln: „Er war so nett, ihn reinzuschießen. Wer weiß, wohin ich den Ball gespielt hätte.“

Selbst Roman Weidenfeller fand wenig Grund zur Klage. Auf die Frage, ob der Freistoß von Özil in der 89. Minute nicht haltbar war, reagierte er mit klagendem Blick und deutlichen Worten. „Es war ein Geniestreich von Mesut. Unglaublich, besser geht es nicht“, sagte der ohnehin nicht zu Selbstkritik neigende Torhüter. Er hatte die in der zweiten Halbzeit wankende Borussia mit zahlreichen Glanztaten lange vor weiteren Gegentreffern nach dem 1:1 von Pepe (34.) bewahrt.

Özil genoss den Schlussakt der umkämpften Partie in vollen Zügen. Nach der harschen Kritik an seiner Leistung wenige Tage zuvor beim mühelosen 4:0 über Saragossa gab der Mittelfeldspieler die Antwort auf dem Platz. Prompt wurden die Schlagzeilen wieder freundlicher. „Özil bewahrt Real vor einer Krise“, titelte die Zeitung „As“.

Aus rund 20 Metern zirkelte der ehemalige Bremer den Ball ins Eck und bewahrte sein Team damit vor der ersten Heimniederlage in der Champions League seit sieben Spielen. „Beide Teams können mit dem Unentschieden zufrieden sein“, sagte Özil, der nach dem Schlusspfiff mit seinem Nationalmannschaftskollegen Götze das Trikot tauschte.

Direkt nach der Landung auf dem Dortmunder Flughafen am Mittwochmittag nahmen alle Borussen die nächste Bundesliga-Aufgabe ins Visier. Bedenken, dass sich die Mannschaft nach der neuerlichen Sternstunde auf großer Bühne bei der Partie im vergleichsweise beschaulichen Augsburg am Samstag schwertun könnte, hegt Hummels keine. Der Aufwind in der Champions League soll dem Tabellen-Fünften auch im Meisterkampf zurück zu alter Stärke verhelfen. „Wir wollen in der Liga deutlich mehr zeigen als bisher. Mit der bisherigen Punktausbeute sind wir nicht zufrieden“, sagte der Innenverteidiger.

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