Entwarnung: Messi kann Rekordjagd fortsetzen

Barcelona (dpa) - Es war, als hielte die Fußballwelt den Atem an. Superstar Lionel Messi wurde auf einer Trage vom Platz gebracht und bedeckte mit seinen Händen das schmerzverzerrte Gesicht.

Im bedeutungslosen Champions-League-Spiel des FC Barcelona gegen Benfica Lissabon (0:0) war der Torjäger mit dem gegnerischen Keeper Artur zusammengeprallt und schien sich dabei schwer am Knie verletzt zu haben. Aber schon kurz nach Mitternacht gab Barça Entwarnung. Der Argentinier habe nur eine Knochenprellung am linken Knie erlitten, teilte der Club auf seiner Homepage mit. Ob er am kommenden Sonntag bei Betis Sevilla wieder auf Torejagd gehen kann, hänge vom Verlauf der Heilung ab.

Die Verletzung hatte nicht nur den Fans, sondern auch Messi selbst einen mächtigen Schrecken versetzt. „Ich hatte schon das Schlimmste befürchtet“, berichtete der Stürmer. „Als ich auf der Trage lag, glaubte ich, dass ich für lange Zeit kein Spielfeld mehr betreten könnte. Ich hatte (nach dem Zusammenprall) noch versucht, aufs Tor zu schießen. Denn ich glaubte, dass dies vorerst der letzte Schuss sein würde, den ich abgeben könnte.“ Mittlerweile gehe es ihm aber viel besser.

Dabei hatte die Partie gegen Benfica die große Show des dreimaligen Weltfußballers sein sollen. Messi wollte Gerd Müllers 40 Jahre alten Torrekord von 85 Pflichtspieltreffern in einem Kalenderjahr brechen. Ihm fehlt nur ein Treffer, um mit dem früheren Torjäger des FC Bayern München gleichzuziehen. Ein großer Teil der Zuschauer war ins Camp-Nou-Stadion gekommen, nur um einen Messi-Rekord zu feiern; denn zuletzt hatte der 25-Jährige seine Treffer zumeist im Doppelpack fabriziert.

Als Messi fünf Minuten vor dem Abpfiff zu Boden ging, herrschte im Stadion plötzlich eine eisige Stille. Viele Zuschauer fürchteten, der Star könnte sich schlimm verletzt haben und für lange Zeit ausfallen. „Vom Thron auf die Trage“, titelte die Zeitung „El Mundo“. Der Erste, der die Gemüter einigermaßen beruhigen konnte, war Torwart José Manuel Pinto, einer der besten Freunde Messis. „Ich habe ihn gefragt, wie es ihm ging, und er hat mir gesagt, dass alles okay sei und wir beruhigt sein könnten“, berichtete der Keeper.

Das Fachblatt „Sport“ witzelte: „Messi bricht zwar keinen Torrekord, aber er stellt eine andere Bestleistung auf. Er bringt ein ganzes Land zum Schweigen.“ Für die Jagd nach dem Müller-Rekord bleiben Messi bis zum Jahresende noch vier Pflichtspiele, drei in der Liga und das Hinspiel im Pokal-Achtelfinale beim Zweitligisten FC Córdoba.

Trainer Tito Vilanova hatte den Star gegen Benfica überraschenderweise zunächst auf die Ersatzbank beordert und erst in der 58. Minute eingewechselt. „Der Kurzeinsatz war als ein Ersatz für eine Trainingseinheit gedacht“, erläuterte der Coach. Der Stürmer sei nicht davon besessen, den Müller-Rekord zu brechen. „Von dem Rekord sprechen alle, außer Messi“, sagte Vilanova.

Der Dribbelkünstler schien gegen Verletzungen beinahe gefeit zu sein. In unzähligen Zweikämpfen hatte er sich mit rüden Abwehrrecken und grätschenden Verteidigern auseinandergesetzt, aber niemand konnte dem wendigen Stürmer etwas anhaben. Zuletzt hatte Messi vor gut zwei Jahren nach einer harschen Attacke des früheren HSV-Profis Tomas Ujfalusi zwei Spiele verletzt pausieren müssen.

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