Ende der Barça-Ära - Messi scheitert an Chelsea-Fluch

Barcelona (dpa) - Lionel Messi zog sich das Trikot über den Kopf und verbarg sein Gesicht. Nach dem Kampf gegen das Abwehrbollwerk des FC Chelsea kämpfte der Star des FC Barcelona mit den Tränen. Wieder einmal war der „Chelsea-Fluch“ stärker gewesen als die Fußballkunst des Argentiniers.

Der Weltfußballer schoss gegen die Engländer im Halbfinal-Rückspiel der Champions League wieder mal kein Tor und vergab sogar einen Elfmeter, mit dem er Barça den Weg ins Finale von München hätte ebnen können.

Die Träume von einer historischen Titelverteidigung und von einem rein spanischen Finale Barça gegen Real Madrid waren zerstört. Beim 2:2 (2:1) gegen den FC Chelsea verspielten die Katalanen nach ihrer 0:1-Niederlage im Hinspiel den zweiten Titel in vier Tagen. Am Samstag hatte ein 1:2 gegen Real das Aus im Kampf um die spanische Meisterschaft bedeutet.

Die Ära der Hegemonie des FC Barcelona im europäischen Fußball ist zu Ende - bis auf weiteres jedenfalls. Der Sturz vom Thron hätte grausamer kaum sein können. Messi & Co kontrollierten das Spiel über 90 Minuten, sie ließen einen Angriff nach dem anderen gegen das Tor von Petr Cech rollen, aber prallten - wie schon im Hinspiel - immer wieder an der Abwehrmauer der Londoner ab. „Der Fußball war nicht gerecht mit uns“, meinte Barça-Präsident Sandro Rosell.

Vor allem für Messi war es wie verhext. Der Stürmer, der sonst im Alleingang ganze Abwehrreihen aushebelt und in dieser Saison auf eine Rekordzahl von 63 Treffern kommt, klebt gegen Chelsea das Pech an den Füßen. In seinen acht Spielen gegen die Engländer gelang ihm nie ein Tor. „La Pulga“ (der Floh) scheiterte diesmal zweimal am Aluminium: Sein Strafstoß prallte gegen die Latte, ein Fernschuss gegen den Pfosten. Messis Chancen für eine neue Wahl zum Weltfußballer des Jahres dürften gegen null tendieren.

„Womit haben wir das verdient?“, fragten sich die Barça-Fans. „In diesem Jahr sollte es einfach nicht sein“, beklagte Josep Guardiola. Der Trainer, der mit Barça 13 von 16 möglichen Titeln gewonnen hatte, ließ den Club bislang im Ungewissen, ob er seinen Vertrag für die nächste Saison verlängern wird. „Ich werde in den nächsten Tagen mit dem Vereinschef sprechen und mich dann entscheiden“, kündigte er an.

Dabei schienen die Katalanen gegen Chelsea das Schwerste eigentlich geschafft zu haben. Sergio Busquets (35. Minute) und Andrés Iniesta (43.) hatten Barça 2:0 in Führung geschossen. Die Engländer mussten nach dem Platzverweis ihres Kapitäns John Terry (35.) in Unterzahl spielen. Ramirez (45.+1) nutzte jedoch die einzige Torchance der Londoner zum 1:2 und versetzte dem Titelverteidiger einen Schock, von dem er sich nicht mehr erholen sollte. Nach dem Wechsel verschoss Messi seinen Elfmeter. Fernando Torres (90.+1) erzielte unmittelbar vor dem Abpfiff das 2:2.

Das Schusspech gegen Chelsea erinnerte die Katalanen an das äußerst unglücklich verlorene Europacupfinale 1961 in Bern gegen Benfica Lissabon (2:3), bei dem die Barça-Stars um die Fußball-Legende Ladislao Kubala reihenweise ihre Chancen vergaben. „Wir sind die Meister - des Unglücks“, meinte der damalige Trainer Enrique Orizaola. Damals brauchten die Katalanen 30 Jahren, um an die europäische Spitze zurückzukehren. Eine solche Durststrecke wollen sie sich nun ersparen. „Barça ist nicht im Finale in München, aber es wird bald wieder oben stehen“, erwartete das Blatt „El Mundo Deportivo“. „Der FC Barcelona ist spielerisch nach wie vor dominierend, und die Mannschaft wird sich bald wieder berappeln.“

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