Bayern „unter Druck“ - Hohe Zehn-Punkte-Vorgabe

Rom (dpa) - So leicht konnten die Bayern noch keine Pleite in dieser Saison verschmerzen - und trotzdem war der Untergang beim AS Rom alarmierend.

Das trotz des 2:3 (2:0)-Pleite realisierte Ziel des Gruppensiegs in der Fußball-Champions-League trug Trainer Louis van Gaal und seiner wankelmütigen Mannschaft beim Festbankett sogar „eine herzliche Gratulation“ von Karl-Heinz Rummenigge ein, tatsächlich herrschte aber in der Nacht im „Salone de Cavalieri“ des Luxushotels „Cavalieri“ eher eine trügerische Ruhe vor dem Sturm.

Rummenigge mochte kein Öl ins ohnehin lodernde Feuer gießen. „Eine Niederlage ist nie etwas Gutes, hat nie etwas Positives, aber mit dieser kann der FC Bayern leben“, sagte der Vorstandschef kurz nach Mitternacht und mahnte in seiner betont sanften Saalrede alle im Club zur Ruhe: „Ich glaube, wir tun alle gut daran, auch gelassen mit dieser Niederlage umzugehen, weil wir uns nach dem fünften Spieltag als Gruppensieger qualifiziert haben.“

Ein „Gut“ steht damit im internationalen Zwischenzeugnis, aber richtungweisend wird die Bundesliga-Note zu Weihnachten sein. Rummenigge erinnerte den Trainer an die eigene Vorgabe für den Hinrundenendspurt: „Letzte Woche hast du, Louis, gesagt, dein Ziel in der Liga sind 30 Punkte. Vier Spiele, zehn Punkte, das ist nicht wenig“, sagte der Boss im Hinblick auf die Heimspiele gegen Eintracht Frankfurt und St. Pauli sowie die schweren Auswärtspartien beim FC Schalke und in Stuttgart, wo man zudem zwei Tage vor Heiligabend um das Überwintern im DFB-Pokal kämpfen muss.

Der erste Saison-Aussetzer in der Champions League könnte einen weiteren Knacks verursacht haben. „Wir sind selbst schuldig an dieser Niederlage. Wir haben wieder einen Sieg weggegeben, wie in Gladbach, wie in Leverkusen“, schimpfte van Gaal. „Unglaublich“ fand es der Holländer, wie sich sein Team nach der „dominanten“ 2:0-Führung durch Tormaschine Mario Gomez (33./39.) nach der Pause von den Römern überrumpeln ließ. Marco Borriello (49.), Daniele de Rossi (81.) und Joker Francesco Totti (84./Foulelfmeter) küssten die Römer wach. „Das war eine monstermäßige Antwort von uns“, sagte Borriello.

Erst dominant, dann vogelwild - Sportdirektor Christian Nerlinger sprach wie Trainer van Gaal von einem gefährlichen „Trend“ in dieser von fehlender Konstanz geprägten Saison: „Das ist uns nicht zum ersten Mal passiert. Wenn Bayern München 1:0 oder 2:0 führt, muss das Spiel erledigt sein. Das müssen wir schnellstmöglich abstellen.“

Wie so vieles. Ohne den gesperrten Bastian Schweinsteiger fehlte eine ordnende Hand im Mittelfeld - und Gomez (14 Treffer in den letzten zehn Pflichtspielen) sowie der gute Debütant Thomas Kraft im Tor konnten den Untergang alleine nicht verhindern. „Wir gehen ja nicht raus und denken, wir führen 2:0, jetzt spielen wir Larifari“, verteidigte Nationalspieler Thomas Müller die Mannschaft. Trotzdem: In ihrem 146. Champions-League-Spiel verspielten die Bayern erstmals einen Zwei-Tore-Vorsprung in der Königsklasse!

Das erschreckende Abwehr-Chaos rund um das Innenverteidiger-Duo van Buyten/Demichelis wird Rummenigges Ankündigung weiter befeuern, im Winter in der Defensive „nachzurüsten“. Aber erst einmal müssen sich Trainer und Team halbwegs ordentlich in die Bundesliga-Pause retten. Das Rom-Desaster habe natürlich „einen Einfluss auf das Selbstvertrauen und das Spiel gegen Frankfurt“, räumte van Gaal beunruhigt ein. „In der Bundesliga sind wir unter Druck, Samstag müssen wir drei Punkte holen“, erklärte Nerlinger. Sonst könnte die Jahreshauptversammlung am 30. November turbulent werden.

Da hilft es wenig, dass man in der Champions League die erste Zielvorgabe erreicht hat. Als Gruppensieger könne man im Achtelfinale „zuerst auswärts antreten und einem anderen Gruppenersten aus dem Weg gehen“, hob Rummenigge hervor. „Erster in der Gruppe ist viel besser als letztes Jahr“, bemerkte auch van Gaal, der zumindest sein Verhältnis zu Ribéry mit dessen Berufung in die Startelf wieder entspannte. Schwere Lose drohen in der ersten K.o.-Runde dennoch - zum Beispiel Angstgegner AC Mailand.

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