Bayern-Traumpaar „Robbéry“ nur noch Zweckgemeinschaft

Madrid (dpa) - Freunde fürs Leben werden Franck Ribéry und Arjen Robben wohl nicht mehr. Doch Bayern-Trainer Heynckes muss zusehen, dass „Robbéry“ auf dem Fußballplatz wenigstens als Zweckbündnis weiter funktioniert.

Als Robben vor knapp drei Jahren von Real Madrid nach München wechselte, hatten die Bayern schnell ein neues Traumduo auf dem Spielfeld. Gleich bei seinem Debüt in der Fußball-Bundesliga erzielte der niederländische Nationalspieler Ende August 2009 beim 3:0 gegen den VfL Wolfsburg als Einwechselspieler zwei Tore und harmonierte auf Anhieb prächtig mit Ribéry. Die Bayern-Fans jubelten - die Flügelzange namens „Robbéry“ war geboren.

Spätestens seit dem handfesten Kabinenstreit der beiden Topstars beim Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid taugt „Robbéry“ höchstens noch als Zweckbündnis für den gemeinsamen Erfolg der Mannschaft. Die nach außen gedrungene Attacke von Ribéry wurde „intern geklärt“, wie Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge berichtete. Trainer Jupp Heynckes erklärte sie vor dem Rückspiel gegen Real am Mittwochabend in Madrid für „abgehandelt“.

Intern soll sich der emotionale Ribéry reumütig gezeigt haben. Dazu gab es vom Verein eine saftige Geldstrafe. Und die vom Franzosen inszenierte Versöhnungsfaust mit Robben nach seinem 2:1-Siegtor in Bremen konnte den Vorfall auch ein wenig entschärfen. „Am letzten Samstag hat man noch eine große Geste von Franck Ribery in der Richtung von Arjen Robben gesehen“, erklärte Heynckes während der Spanien-Reise: „Das ist für die Mannschaft kein Thema mehr.“

Aktuell ist das wohl so. Auf der Zielgeraden der Saison müssen alle Kräfte für die entscheidenden Spiele gebündelt werden. Auch Ribéry und Robben müssen dafür an einem Strang ziehen. „Natürlich ist es immer gut, wenn wir als Einheit auftreten“, sagte Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger in Madrid angesprochen auf die Causa Ribéry/Robben: „Aber es gehört auch dazu, dass man seinem Mitspieler klar und auch ehrlich sagt, was man denkt und ihn nicht anlügt. Ich denke, dass das Thema für uns Spieler gegessen ist.“

Mannschaften sind Zweckbündnisse. Die Elf-Freunde-Idylle aus Herbergers Zeiten ist im professionellen Fußball schon lange Vergangenheit. Auseinandersetzungen sind nicht ungewöhnlich, ein rauer Ton schon gar nicht, Reibung bisweilen sogar gewollt. Doch ein gewisser gegenseitiger Respekt ist unbedingt nötig. Insofern ist ein gestörtes Verhältnis zweier Topstars eine Gefahr fürs Ganze. „Wir haben die Dinge trotzdem unter Kontrolle“, versicherte Rummenigge.

Nach dem strengen Disziplinverfechter Louis van Gaal genießen die Münchner Kicker unter Jupp Heynckes wieder eine längere Leine. Vor allem Ribéry blühte unter dem erfahrenen Trainer sportlich wieder auf. Heynckes selbst bezeichnete den Franzosen als „Wohlfühlspieler“. Eskapaden hat ihm auch die Vereinsführung schon nachgesehen.

Ribéry weiß die Unterstützung der Vereinsoberen, gerade die von Präsident Uli Hoeneß, inzwischen sehr zu schätzen. „Sie sind da, wenn man sie braucht“, betonte der Franzose jüngst. Er kann sich darum inzwischen „vorstellen“, seine Karriere sogar in München zu beenden.

Die Fans lieben den Turbo-Dribbler. Auf dem Platz ist Ribéry ein Teamplayer, was ihm Pluspunkte bei den Kollegen verschafft. Über Robbens bisweilen ausgeprägten Eigensinn hat sich auch der Franzose schon häufiger aufgeregt. Robben ist ehrgeizig, ja verbissen, aber auch absolut professionell, für große Erfolge braucht das Team auch einen wie ihn. Die vorzeitige Vertragsverlängerung des Holländers über 2013 hinaus galt bislang als Formalie. Ribéry ist bis 2015 an Bayern gebunden - das Duo müsste sich also noch einige Jahre zusammenraufen. „Nach der Karriere zusammen Abend essen werden sie aber nicht“, meinte der ehemalige Bayern-Torjäger Giovane Elber.

Der bald 67 Jahre alte Heynckes wird auch in Zukunft Konflikte unter den vielen Alpha-Männchen im Münchner Starensemble moderieren müssen. Dass Interna wie die Auseinandersetzung von Ribéry und Robben aus dem Heiligtum Kabine an die Öffentlichkeit dringen, ist dabei ein weiteres Problem, das der Geschlossenheit schadet. Heynckes betonte, wie wichtig diese „Tabuzone“ für eine Mannschaft sei: „Es gibt auch für die Spieler noch ein Refugium, wo man sich zurückziehen kann und die Medien nicht dabei sind.“ Das Traumpaar „Robbéry“ war einmal.

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