Bundesliga Zorniger Völler: Videobeweis sofort abstellen

Chancenwucher und ein strittiger Video-Entscheid bringen Leverkusen beim 2:2 gegen Hoffenheim um verdiente drei Punkte.

Bundesliga: Zorniger Völler: Videobeweis sofort abstellen
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Leverkusen. Es war ein rasanter und durchaus mutmachender Auftakt für Bayer Leverkusen zur Heim-Premiere in der neuen Bundesliga-Saison. Nach dem Abpfiff aber gab es trotzdem lange Gesichter. Und wütende noch dazu. Zum einen, weil das Team von Trainer Heiko Herrlich beim 2:2 (1:0) gegen die TSG 1899 Hoffenheim vor nur 27 106 Zuschauern völlig überflüssig zwei Punkte liegen gelassen hatte. Vor allem aber weil ein Mann zum Gesprächsthema Nummer eins wurde, der gar nicht im Stadion gewesen ist.

Der Zorn traf Wolfgang Stark. Als Video-Assistent hatte der 47-Jährige am Kontroll-Monitor in Köln den Hoffenheimer Treffer zum 2:2 trotz Kommunikation mit Schiedsrichter Harm Osmers als regulär bewertet, obwohl sich Torschütze Mark Uth in dieser 70. Minute den Weg durch einen Rempler gegen Benjamin Henrichs irregulär geöffnet hatte. "Da war der Herr Stark wohl kurz eingeschlafen. Das ist ein klares Foul gewesen. Ohne wäre das Tor nie gefallen. Bitte den Videobeweis sofort abstellen", wetterte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler und watschte auch gleich noch den Unparteiischen ab. "Für diese Szene hätte man ihn sowieso nicht gebraucht."

Bereits zum Auftakt war Leverkusen beim 1:3 in München der Leidtragende des zur Probe eingeführten Video-Beweises gewesen. Damals allerdings zu Recht, schließlich hatte Aranguiz gegen Lewandowski im Strafraum ein elfmeterreifes Foul begangen. Heiko Herrlich stellte am Samstag daher auch gar nicht die umstrittene Szene vor dem Hoffenheimer 2:2 an den Pranger als vielmehr den Video-Beweis an sich. "Ich bin generell ein Gegner davon. Schiedsrichter machen dann halt ihre drei, vier Fehler in der Saison. Wir Trainer sowie die Spieler machen sicherlich mehr. Am Ende werden Meisterschaft und Abstieg nicht durch dieses Glück oder Pech entschieden."

Womit der 45-Jährige den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Schließlich muss sich seine Mannschaft das völlig unnötige Unentschieden selbst anlasten. Zwar bot die "Werkself" elanvollen, kombinationsfreudigen und temporeichen Fußball - ihre Chancenverwertung aber war wie schon im Spiel beim FC Bayern mangelhaft. So vergaben der ansonsten starke Bellarabi (10.), Brandt (25.), Aranguiz (26.) und Kohr (38.) beste Möglichkeiten. "Vor der Pause waren wir total überlegen und hätten viel höher führen müssen", sagte Völler.

Wie der 57-Jährige bewerteten alle Leverkusener das Ergebnis als den Verlust von zwei Punkten. "Für mich fühlt sich das sogar wie eine Niederlage an. Wir müssen einfach effizienter werden", sagte Herrlich. Schließlich spielte sein Team den Gegner aus dem Kraichgau rund 70 Minuten an die Wand, ehe mit dem 2:2 Mut und Kraft nachließen. Bis dahin aber hatten es besonders Bellarabi, Volland sowie der agile Aranguiz ein ums andere Mal dem FC Liverpool nachgetan und die eklatanten Schwächen bei der Raumdeckung im Hoffenheimer 3-4-3 aufgedeckt. Vor allem über rechts konnte ein gefährlicher Angriff nach dem anderen kreiert werden.

Mehr als das Strafstoßtor von Wendell (32.) sowie das 2:1 durch Bellarabi (49.) sprang allerdings nicht heraus, während die Gäste bei ihren Treffern aus dem Nichts durch Kramaric (47.) und eben Uth eine brutale Effizienz an den Tag legten. "Wir hatten Glück, dass wir da jeweils noch im Spiel waren", meinte TSG-Trainer Julian Nagelsmann ehrlich. Doch was nützt der "Werkself" dieses Lob, wenn ihr Ertrag dürr ist. "Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht und zur Pause wäre selbst ein hohes Ergebnis absolut gerecht gewesen", sagte Verteidiger Sven Bender, um dann zu ergänzen: "Aber Fußball ist nun mal eben ein Ergebnissport." Der Video-Beweis hilft da nur bedingt.

Leverkusen Leno (3), Tah (3), Sven Bender (2,5), Henrichs (3), Mehmedi (2,5), Kohr (2,5), Aranguiz (2), Wendell (2,5), Bellarabi (1,5), Brandt (2,5), Volland (2,5)

Hoffenheim Baumann (3), Bicakcic (4,5), Vogt (3,5), Hübner (5), Toljan (4), Amiri (4), Rupp (6), Zuber (5,5), Uth (2,5), Kramaric (3), Wagner (3,5), Demirbay (2,5), Kaderabek (3)

TSV Bayer 04 Leverkusen - TSG 1899 Hoffenheim 2:2 (1:0)

Leverkusen: Leno - Tah, Sven Bender, Henrichs - Mehmedi (ab 77. Ramalho), Kohr, Aranguiz, Wendell - Bellarabi, Brandt (ab 71. Bailey) - Volland (ab 77. Kießling)

Hoffenheim: Baumann - Bicakcic, Vogt, Hübner - Toljan, Amiri (ab 71. Grillitsch), Rupp (ab 46. Demirbay), Zuber (ab 57. Kaderabek) - Uth, Kramaric - Wagner

Schiedsrichter: Harm Osmers (Bremen)

Zuschauer: 27 106

Tore: 1:0 Wendell (32./Foulelfmeter); 1:1 Kramaric (47.), 2:1 Bellarabi (49.), 2:2 Uth (70.)

Gelbe Karten : Vogt (Hoffenheim/18.), Bicakcic (Hoffenheim/31.); Wendell (Leverkusen/89.)

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