Borussia Dortmund Wie sich der BVB ganz neu sortiert

Vor der Rückrunde ist klar: Die Stimmung in Dortmund ist besser, viele Spieler kehren zurück. Trotzdem bleiben Baustellen: eine große ist der Stürmer Aubameyang. Eine Analyse.

Die Borussia wird nicht länger zögern, wenn es darum geht, Pierre-Emerick Aubameyang zu verkaufen. Vorausgesetzt, die Summe stimmt. Archivbild.

Die Borussia wird nicht länger zögern, wenn es darum geht, Pierre-Emerick Aubameyang zu verkaufen. Vorausgesetzt, die Summe stimmt. Archivbild.

Foto: Bernd Thissen

In Dortmund sehnen sie schon jetzt den Sommer herbei. Was von den Verantwortlichen niemand bestätigen wird. Natürlich nicht. Wer mag zum jetzigen Zeitpunkt der Saison schon konkret formulieren, dass man sich dann von Pierre-Emerick Aubameyang trennen will? Vorausgesetzt, ein Verein (aus China?) signalisiert die ernsthafte Bereitschaft, eine Summe von mindestens 60 Millionen Euro für den bis Mitte 2021 beim BVB unter Vertrag stehenden Gabuner auf den Tisch zu legen. Die Borussia wird nicht länger zögern, wenn es darum geht, sich des Egozentrikers zu entledigen. Vorausgesetzt, die Summe stimmt.

Bis dahin brauchen sie den Torjäger noch, weil es darum geht, die Saisonziele wenigstens ansatzweise zu realisieren. Oberste Priorität hat die direkte Qualifikation für die Champions League. Als aktueller Tabellendritter ist man im Soll, hat aber gerade mal zwei Punkte Vorsprung auf Eintracht Frankfurt. Die Hessen sind Achter. So nebenbei will man sich nach den blamablen Auftritten in der Königsklasse das Trostpflaster Europa League noch möglichst lange anheften.

Also wird man es schlucken, wenn Aubameyang es wieder übertreibt. Wenn der Paradiesvogel sich Freiheiten herausnimmt, die das Mannschaftsgefüge zu sprengen drohen. Wenn der Eskapaden-König den Bogen zum x-ten Mal überspannt. Kapitän Marcel Schmelzer sagte gerade erst in einem Sky-Interview: „Wenn man kleine Störfeuer nicht löscht, werden sie zu einem Flächenbrand.“ Es ist also kein Zufall, dass Trainer Peter Stöger einen langjährigen Weggefährten nach Dortmund gelockt hat. Mit dem 67-jährigen Werner Zöchling hat der Österreicher schon bei Austria Wien (2012/2013) und beim 1. FC Köln (2013 bis 2017) erfolgreich zusammengearbeitet. Der Soziologe war bereits im Trainingslager in Marbella dabei. Hat beobachtet. Hat Stimmungen registriert. Hat Gespräche geführt. Er soll Stöger helfen, die Spieler zusammenzuführen.

Wie überhaupt in Dortmund wieder viel mehr kommuniziert wird. Offener und herzlicher, als dies im zurückliegenden Jahr unter der Regie von Thomas Tuchel und Peter Bosz der Fall gewesen ist. Peter Stöger bringt das ein, was als seine größte Stärke gilt: Er tritt in den Dialog, ist ein Menschenfänger. „Ich habe ein gutes Gefühl“, sagt Nationalspieler Mario Götze deshalb. „Peter Stöger geht auf die Spieler zu.“

So ist die bleierne Schwere verloren gegangen, die in den zurückliegenden Monaten arg auf dem BVB gelastet hat. Das Lachen ist zurück, der Glaube an die eigenen Fähigkeiten auch. Auch wenn die beiden gewonnenen Testspiele gegen Fortuna Düsseldorf (2:0) und den belgischen Pokalsieger SV Zulte Waregem (3:2) noch längst nicht als Mutmacher für die Bundesligapartie am Sonntag gegen Wolfsburg taugen.

Fortuna verliert im Testspiel gegen Borussia Dortmund
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Dafür ist die Defensive (noch) zu instabil. Wobei gerade eine gute Organisation der Abwehr zu den Steckenpferden Stögers gehört. Dass ihm beim Neustart am Wochenende mit Marcel Schmelzer und Raphael Guerreiro nun verletzungsbedingt die beiden Kandidaten für die linke Seite wegzubrechen drohen, zwingt ihn zur Improvisation. Auch der in Marbella grassierende Magen-Darm-Virus, der neun BVB-Profis flachlegte (sie wurden beim Rückflug nach Deutschland im Flieger in den hinteren Reihen isoliert), wird die personellen Gedankenspiele erheblich beeinflussen.

Ein Trost, vielleicht sogar mehr: Mit Marco Reus, Mario Götze, Gonzalo Castro, Lukasz Piszczek und Erik Durm stehen fünf Nationalspieler nach langwierigen Verletzungen vor der Rückkehr in den Kader. Lediglich bei Marco Reus wird es noch ein wenig länger dauern, bis er wieder zu einer echten Option wird. Der Februar könnte für den Kreuzbandgeschädigten zu seinem Comeback-Monat werden.

Mit Blick auf diese Namen wird verständlich, dass der BVB eine von vielen diskutierte Rückholaktion von Henrikh Mkhitaryan nicht ernsthaft in Betracht zieht. Der Offensivmann ist zwar bei Manchester United in Ungnade gefallen und könnte zum Schnäppchenpreis zu haben sein - seine „erpressten“ Weggang vor anderthalb Jahren hat aber niemand vergessen am Borsigplatz. Da freut man sich schon viel mehr auf den achtmaligen Sprint-Olympiasieger Usain Bolt, der sich für den Monat März zu einem Probetraining angekündigt hat. Ein Werbegag, nicht mehr. Der Jamaikaner wird nicht zum Berufseinsteiger.

Vielmehr spielt man bei den Borussen ohnehin mit dem Gedanken, den Kader noch zu verschlanken. André Schürrle wird mit englischen Teams in Verbindung gebracht, Neven Subotic und Sebstian Rohde würde man auch gerne abgeben. Jetzt, spätestens aber im Sommer. Zeitgleich mit Pierre-Emerick Aubameyang...

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