Vom Nobody zum Stabilisator: Weinzierls Aufstieg

Augsburg (dpa) - Auf dem Weg zu seinem persönlichen Meisterstück konnte sich der jüngste Bundesliga-Coach einen kleinen Seitenhieb auf die oftmals so aufgeregte Fußball-Branche nicht verkneifen.

„Deswegen würde mich der Klassenerhalt noch mehr freuen: Dass man einmal sieht, dass es nicht immer der beste Weg ist, den Trainer auszutauschen“, sagte Markus Weinzierl voller Vorfreude im Frühjahr. Wenig später war es soweit: Der als Nobody angetretene Fußball-Lehrer schaffte mit dem FC Augsburg den Klassenverbleib. Er strafte damit auch viele Experten Lügen und wurde nach dem gelungenen Saisonstart mit drei Siegen in Serie gar scherzhaft als „Triple-Trainer“ gelobt.

„Natürlich ist es schöner als vor einem Jahr“, beschrieb Weinzierl auch seine sehr viel komfortablere Situation vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Als er im Sommer 2012 beim Bundesligisten die Nachfolge des abgewanderten Jos Luhukay antrat, schien manchen Beobachtern nur der Zeitpunkt seiner Entlassung fraglich. Zwar hatte der Niederbayer zuvor den Drittligisten Jahn Regensburg zurück in die 2. Liga geführt, viele Beobachter sahen das Haifisch-Becken Bundesliga aber als eine Nummer zu groß für Weinzierl an.

Zunächst schien es so, als sollten die Skeptiker Recht behalten. Nichts lief vor einem Jahr bei den Schwaben zusammen. Augsburg galt als sicherer Abstiegsanwärter, Woche für Woche war Weinzierl erster Kandidat für die nächste Trainer-Entlassung. Doch es kam anders: Der Traditionsclub trotzte den Gesetzmäßigkeiten der Branche und hielt an dem Übungsleiter fest. „Absolut überzeugt“ von Weinzierl sei er, sagte der neue Sportchef Stefan Reuter. Das Vertrauen zahlte sich aus. „Für den FC Augsburg war das eine Meisterschaft“, bejubelte Weinzierl die Rettung am 34. Spieltag.

Damit schaffte der Stabilisator Einmaliges: Nie zuvor war es einer Mannschaft gelungen, nach nur neun Punkten in der Hinserie dem Abstieg zu entgehen. Die unglaubliche Rückrunde sicherte dem 38-Jährigen endgültig die Anerkennung der Branche, was sich im vierten Platz bei der Wahl zum Trainer des Jahres manifestierte.

Und auch in der zweiten Spielzeit unter seiner Regie läuft es in Augsburg: Vor der unglücklichen Niederlage bei Hannover 96 holten die Schwaben drei Siege in Serie, ein Novum in der noch recht kurzen Bundesliga-Historie des Vereins. Nur zur Erinnerung: In der Vorsaison musste Augsburg bis zum dritten Sieg lange warten. Bis zum 23. Spieltag. Und im Pokal stehen die Schwaben erneut im Achtelfinale.

Abheben ist trotzdem nicht die Sache des ruhigen Niederbayern. Und diese Einstellung hat er längst auf seine Mannschaft übertragen. „Wir sind bodenständig. Jeder kann alles realistisch einschätzen. Keiner nimmt sich hier zu wichtig.“ Das gilt besonders für ihn, den Chef.

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