„Voll angreifen“: Neuanfang für Cacau und VfB

Belek (dpa) - Vom Höhepunkt WM ins tiefe Formloch: Kaum jemand hat den Absturz des VfB Stuttgart in der Hinrunde so sehr verkörpert wie Nationalspieler Cacau. „Ich hatte ein gutes 2010 mit einem ganz schlechten Abschluss“, sagte der 29-Jährige im Trainingslager im türkischen Belek.

Besser geht es ihm erst wieder, seit er mit diesem Jahr völlig abgeschlossen hat. „Ich habe über Weihnachten und Silvester nichts gelesen, nichts gehört und mit niemandem gesprochen“, erzählte er. „Ich will zurücklassen, was hinter mir liegt. Das ist mein Motto für das neue Jahr.“ Auch das soll für Cacau genauso gelten wie für seinen abstiegsbedrohten VfB.

Auf den ersten Blick hat 2011 für den Stürmer nicht viel besser begonnen, als 2010 aufgehört hatte. Er plagt sich in Belek mit leichten Kniebeschwerden herum und wurde auch beim 4:1-Testspielsieg seines Vereins gegen Manisaspor geschont. Wer im Trainingslager genauer hinsieht, erkennt aber nicht mehr den so häufig verbissenen, unzufriedenen Spieler der vergangenen Monate, sondern einen deutlich ausgeglicheneren, wieder mit seinen Kollegen scherzenden und trotzdem hochkonzentrierten Cacau. Das hat etwas mit seinen Vorsätzen zu tun. Aber auch ein wenig mit dem neuen Trainer Bruno Labbadia.

„Ich habe schon viele Trainerwechsel erlebt und will niemanden vergleichen. Aber er bringt die Sachen auf den Punkt“, lobt Cacau. „Wir arbeiten sehr hart. Bei ihm weiß jeder ganz genau, was er zu tun und wie er zu laufen hat. Das ist das, was wir brauchen.“

Der dienstälteste Profi des VfB hält die Situation des Tabellenvorletzten für „viel schwieriger als letztes Jahr. Wir haben weniger Punkte und einen größeren Rückstand auf Platz 15“, sagt er. Aber seit Labbadia im Amt ist, fügt er dieser Einschätzung gern noch hinzu: „Wir müssen voll angreifen. Ich glaube daran.“

In manchen Punkten sind sich Cacau und der ehemalige Stürmer Labbadia nicht unähnlich. Natürlich hat es auch etwas mit dem kurzen Urlaub nach der WM zu tun, dass Cacau in der Hinrunde der laufenden Saison (5 Tore) nie mehr an seine Topform aus der Rückrunde der vergangenen Spielzeit (11 Tore) anknüpfte. Er selbst erklärt das aber auch noch mit einer Ungeduld und hohen Erwartungshaltung an sich selbst, die auch seinem neuen Trainer nicht fremd ist.

„Ich wollte vieles zu sehr erzwingen“, erzählte Cacau. „Das geht mir auch außerhalb des Platzes so, dass ich manchmal viele Sachen gleichzeitig machen will. Das führt nur nicht immer zum Erfolg.“ In der Hinrunde äußerte sich das vor allem in unnötigen Debatten mit Schiedsrichtern oder offensichtlichem Hadern mit einigen Kollegen. „Daraus habe ich meine Schlüsse gezogen“, sagte er. „Ich will geduldiger werden und mich auf das konzentrieren, was mich betrifft.“

Den Rückblick auf die vergangenen Monate hätte sich Cacau auch einfacher machen können. Ob er es schon bereut habe, seinen Vertrag mit dem VfB bis 2013 verlängert zu haben, wurde er in Belek gefragt. Andere Angebote aus dem In- und Ausland gab es ja genug. „In keinem Moment“, antwortete der gebürtige Brasilianer. Auch sonst habe ihm „keiner das Gefühl gegeben, dass ich einen Fehler gemacht habe“.

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