Viele Tore, viele Fehler, viele Probleme

Bayer Leverkusen bietet beim 4:5 gegen Wolfsburg Unterhaltung und ganz viele Fehler, die offenbar schnelles Handeln erfordern.

Wenn ein Bild mehr sagt als tausend Worte: Der fassungslose Flügelstürmer Karim Bellarabi war beim Duell mit dem VFL Wolfsburg noch einer der besseren Leverkusener, und trotzdem konnte er an der letztlich verdienten 4:5-Niederlage nichts ändern.

Wenn ein Bild mehr sagt als tausend Worte: Der fassungslose Flügelstürmer Karim Bellarabi war beim Duell mit dem VFL Wolfsburg noch einer der besseren Leverkusener, und trotzdem konnte er an der letztlich verdienten 4:5-Niederlage nichts ändern.

Foto: Marius Becker

Leverkusen. Rudi Völler vermisste den himmlischen Beistand. „Eigentlich hat der liebe Gott für so ein Spiel keinen Verlierer auserkoren. Aber der Fußball ist eben manchmal ungerecht“, sagte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen am Ende eines denkwürdigen Bundesliga-Spiels. Und lag damit falsch. Denn es war eigentlich ziemlich gerecht, dass Bas Dost in der vierten Minute der Nachspielzeit mit seinem vierten Treffer in dieser Begegnung das 5:4 (3:0) für den VfL Wolfsburg erzielte und damit im 18. Anlauf nach zuvor vier Unentschieden und 13 Niederlagen für den ersten Sieg der Niedersachsen in Leverkusen sorgte.

Für Bayer 04 indes war es die erste Bundesliga-Heimniederlage seit dem 2:3 gegen Hoffenheim am 23. März 2014. Allerdings war es eine, die mitnichten so unglücklich ausfiel, wie es das Ergebnis suggeriert. Ohne Ideen im Angriff, taktisch von ihrem Trainer offenbar überfordert und in der Defensive mit hanebüchenen Fehlern war die „Werkself“ vor allem in der ersten Halbzeit ein gefundenes Fressen für die „Wölfe“. Dost (6.), Naldo (17.) sowie erneut Dost (29.) hatten schon nach weniger als einer halben Stunde alle Mängel im Leverkusener Spiel schonungslos offen gelegt. Und wenn Schürrle (14., 38.) und de Bruyne (34.) nur die drei dicksten der unzähligen Wolfsburger Chancen genutzt hätten, es hätte zur Pause völlig zu Recht 0:6 gestanden. „In der ersten Halbzeit haben wir unglaublich schlecht gespielt. Ich hätte eine solche Leistung meiner Mannschaft nicht für möglich gehalten“, sagte Trainer Roger Schmidt.

Was folgte, war eine Leverkusener Gegenwehr, die Aufholjagd aber wurde durch arg lässig agierenden Gäste und dem irregulären 1:3 begünstigt, als Son in der 57. Minute Torhüter Benaglio den Ball aus den Händen trat. Eine Szene, vor denen alle Leverkusener Verantwortliche geflissentlich die Augen verschlossen und stattdessen die korrekte Gelb-Rote Karte gegen Emir Spahic (82.) als überzogen verurteilten. Der unterhaltsame Rest ist Geschichte, die vor allem der Niederländer Dost schrieb (siehe nebenstehenden Text). Was aber bleibt: Leverkusen droht nun plötzlich selbst das Minimalziel der Europa-League-Qualifikation zu verfehlen. Hoffenheim und Bremen liegen nur noch drei Punkte zurück, Frankfurt vier. „Natürlich schauen wir weiter in Richtung der internationalen Plätze. Aber die Konkurrenz hinter uns schläft nicht. Wir müssen das in den Griff kriegen“, sagte Torhüter Bernd Leno.

Aber wie? Die Defizite sind frappierend, und sie scheinen auf die Schnelle kaum zu beheben. Gegen Wolfsburg kamen die Spieler fast immer zu spät in die Zweikämpfe, mussten daher doppelt so oft zu Fouls greifen wie der VfL und kassierten fünf Gelbe sowie eine Gelb-Rote Karte. Sinnbildlich, dass mit Toprak und Wendell zwei Spieler wegen der fünften Verwarnung gesperrt fehlten. Ihre Vertreter Papadopoulos und Boenisch waren überfordert, Hilbert nahm am Spiel gleichsam gar nicht teil. Neunmal flankten die Wolfsburger über die Seiten von Boenisch und Hilbert. Viermal schlug es danach ein.

„Wenn wir so weiter machen, dann wird es natürlich schwer“, sagte Völler, während Trainer Schmidt personelle Konsequenzen ankündigte. „Es haben sich Spieler durch gute Trainingsleistungen angeboten, einige Stammspieler hingegen haben meinen Vertrauensvorschuss aufgebraucht. Jetzt werden die Karten neu gemischt“, sagte der 47-Jährige.

Für 14-Millionen-Mann Hakan Calhanoglu und den immer mehr wie ein Fremdkörper wirkenden Stefan Kießling dürfte das in Augsburg einen Platz auf der Ersatzbank bedeuten.

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