Tuchel setzt aufs Team: „Zusammen sind wir mehr“

Mainz (dpa) - Das Fernglas haben sie beim FSV Mainz 05 längst aus der Hand gelegt. „Als ich anfing vor dreieinhalb Jahren, da brauchten wir so was, um das gegnerische Tor zu sehen. Da hatte jede Partie Pokalcharakter“, sagte Thomas Tuchel kurz vor dem verdienten Weihnachtsurlaub.

„Heute“, so der 39-jährige Trainer des Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 weiter, „kann es passieren, dass wir bei viel Ballbesitz vom Gegner ausgekontert werden“, erklärte der von vielen Vereinen begehrte Coach, der auf seinem Mainzer Weg längst noch nicht am Ende ist und treu zum Club steht.

Die Mannschaftsleistung steht für ihn immer über allem, kann auch gern wichtiger sein als Punkte. „Das Wissen, dass wir zusammen mehr sind, erlaubt uns immer wieder, aus unserer Außenseiterrolle über uns hinauszuwachsen“, bilanzierte Tuchel. Acht Liga-Siege seien deshalb ein „Wahnsinnswert“. Aber „sieben Niederlagen auch zu viel für die gezeigten Leistungen“. Es fühle sich gut an, wenn man im oberen Drittel stehe. Die Ausgeglichenheit der Liga fordere aber, „dass wir uns nichts auf den sechsten Platz einbilden“. Er messe sein Team an der Leistung, nicht an der Platzierung.

Flott zu Fuß sein müssen die Mainzer Kicker für ihr Spiel. Meist laufen die 05er mehr als der Gegner. „Normalerweise gewinnen wir kein Bundesligaspiel wegen der spielerischen Dominanz“, meinte Tuchel. Die 05er müssen sich jeden Erfolg hart erarbeiten. „Wir sind in vielen Bereichen ganz schön weit“, bekannte Tuchel. Ihm ist aber klar, dass es in diesem Stil und mit der Personaldecke nicht möglich ist, „dreimal in der Woche zu spielen“. Noch müssen das die Rheinhessen ja auch nicht. Wenn es mal anders kommt, „werden wir uns darauf einstellen“, sagte Tuchel mit Blick auf mögliche internationale Spiele der 05er.

Dass sich die Mainzer nach schwachem Saisonstart und schweren Verletzungen von Leistungsträgern wie Niko Bungert und Eric Maxim Choupo-Moting selbst aus dem Sumpf zogen, ist für Tuchel ein Zeichen für den Zusammenhalt im Team. Nach drei Partien und vor dem Heimspiel gegen Aufsteiger Augsburg stand das Konto bei einem Punkt. „Das 'Wie' war entscheidend. Wir haben die Mannschaft öffentlich aufgefordert, Verantwortung dafür zu übernehmen“, sagte Tuchel. Das 2:0 gegen Augsburg war der Grundstein für den Aufschwung. „Das Spiel genau in der Art haben wir gebraucht“, bekannte Tuchel.

„Ein besonderer Charakterzug des Teams ist, dass sich die Spieler gegenseitig helfen. Damit bringen sie sich und die Mannschaft auf ein höheres Niveau.“ Voraussetzung sei die Lust am Training. „Man muss fleißig sein, auch die, die im Moment nicht in der ersten Reihe stehen“, meinte Tuchel. Taktisch gehören die Mainzer dank seiner intensiven Schulung in den letzten Jahren zur ersten Garde der Bundesliga. Die Spieler haben die taktischen Vorgaben so verinnerlicht, dass ein Fingerschnippen reicht, um das System umzustellen.

Völlig entspannt sei die Situation auch beim Thema auslaufende Verträge. „Definitiv ist das nur bei Jan Kirchhoff, Andreas Ivanschitz, Marco Caligiuri und Bo Svensson“, informierte Manager Christian Heidel. Wenn ein Spieler zu haben sei, der die Qualität deutlich steigert, dann wollen sich die Mainzer „nicht wehren“. Miroslav Klose sei so einer, scherzte Tuchel. „Dann muss ich den wohl doch mal anrufen“, meinte Heidel.

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