Schalke auf Trainersuche - „Bittere Entwicklung“

Gelsenkirchen (dpa) - Wieder auf der Suche, erneut in den Schlagzeilen. Der völlig überraschende Rückzug des gesundheitlich angeschlagenen Ralf Rangnick hat dem FC Schalke 04 ein unliebsames Déjà-vu beschert.

Nur sechs Monate nach der schmutzigen Scheidung von Felix Magath steht dem Revierclub abermals eine schwierige Fahndung nach einem neuen Trainer bevor. Schon am ersten Tag der Suche gab es wenig verheißungsvolle Signale eines Wunschkandidaten. „In knapp 48 Stunden haben wir ein wichtiges Spiel. Und darauf liegt mein Fokus“, kommentierte Mike Büskens, Coach des Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth, die Spekulationen über eine Rückkehr zu seinem Stammverein.

Mit der im Vergleich zur Magath-Ära fast himmlischen Ruhe ist es seit dem Abschied von Rangnick schlagartig vorbei. Diesen Umstand hätte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies allen Beteiligten liebend gern erspart: „Für den FC Schalke 04 ist das eine bittere Entwicklung, da wir uns in einer Phase befinden, in der alle im Club an einem Strang ziehen und es Schritt für Schritt in die richtige Richtung geht.“

Auf einer turnusmäßigen Sitzung des Schalker Aufsichtsrats gab es einen ersten Gedankenaustausch der Führungskräfte. „Ralf Rangnick hat es nicht verdient, dass wir uns am Tag seines Rückzugs zu möglichen Nachfolgern äußern“, sagte Manager Horst Heldt im Anschluss an das Treffen zu ersten Spekulationen.

Obwohl Heldt nur wenig Worte über das Anforderungsprofil für den neuen Trainer verlor, machten erste Namen die Runde. Als Kandidaten werden neben Büskens auch Hans-DIeter Flick, Christian Gross, Marcel Koller, Thorsten Fink, Franco Foda und Huub Stevens gehandelt. Dem Vernehmen nach rangiert Flick auf der Schalker Wunschliste weit oben. Der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw steht beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) allerdings bis 2014 unter Vertrag. Zudem ist es kaum vorstellbar, dass Flick sein Engagement beim DFB vor der EM 2012, für die das deutsche Team bereits qualifiziert ist, vorzeitig beendet.

Auch Büskens als zweiter Wunschkandidat ist gebunden. „Die Frage nach dem Trainerjob auf Schalke stellt sich für mich nicht“, sagte der ehemalige Schalker der „Bild“ mit Verweis auf seinen bis 2012 datierten Kontrakt beim Zweitliga-Spitzenclub aus Fürth. Dennoch können sich die Fürther ihrer Sache nicht ganz sicher sein. Viele Indizien sprechen für einen sich anbahnenden Flirt von Büskens mit seiner alten Liebe. Noch immer lebt seine Familie in Gelsenkirchen. Zudem machte der ehemalige Profi vor wenigen Wochen in einem Interview mit dem Fachmagazin „11 Freunde“ aus seiner großen Wertschätzung für den Revierclub keinen Hehl: „Der Tag, an dem ich nach Hause zurückkehre, wird kommen.“

Als Nachfolger von Mirko Slomka hatte Büskens bei seinem Stammverein 2008 zumindest für kurze Zeit an der Seite von Youri Mulder die Verantwortung als Interims-Chefcoach übernommen. 2009 gab es eine Wiederholung dieses Intermezzos. Nun kommt die Aufgabe auf Seppo Eichkorn zu. Es gilt als wahrscheinlich, dass der bisherige Rangnick-Assistent in den Spielen gegen Freiburg, Haifa und Hamburg die Verantwortung trägt und die Clubspitze erst in der dann folgenden Länderspielpause Vollzug meldet. In eine ähnliche Aushilfsrolle war Eichkorn bereits nach der Trennung von Magath im März für die Partie gegen Leverkusen (0:2) geschlüpft.

Ungeachtet der jüngsten Turbulenzen beim Revierclub strebt Eichkorn mit seinen Profis eine Rückkehr zur Normalität an. Schließlich steht schon am Samstag das wichtige Heimspiel gegen den SC Freiburg an, das den Schalkern nach zuletzt zwei Niederlagen in Wolfsburg und gegen den FC Bayern München zurück in die Erfolgsspur verhelfen soll. Manndecker Christoph Metzelder stellte eine Trotzreaktion des Teams in Aussicht: „Wir werden auch für Ralf Rangnick spielen. Der angepeilte Sieg soll zeigen, dass er seine Handschrift trägt.“

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