Bundesliga Schalke 04: Nicht schön, aber erfolgreich

Schalke verzichtet nach der 1:0-Führung gegen Hertha auf eigene Angriffe, gewinnt dennoch und springt auf Platz zwei.

Bundesliga: Schalke 04: Nicht schön, aber erfolgreich
Foto: Witters

Gelsenkirchen. Aus seiner Freude wollte Clemens Tönnies keinen Hehl machen. „Das war ein Kantersieg“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende des FC Schalke 04 mit einem süffisanten Lächeln im Gesicht. „Aber schaut auf die Tabelle.“ Das kuriose 1:0 (1:0) gegen Hertha BSC hatte die Schalker tatsächlich auf den zweiten Platz gehievt. Die Königsblauen sind mit Blick auf dieses Tableau erster Verfolger des FC Bayern München.

Allerdings war die Leistung der Mannschaft von Domenico Tedesco alles andere als Champions-League-reif. „Es war uns enorm wichtig, clever zu spielen. Das haben wir vor der Pause geschafft. Die zweite Halbzeit war sehr schlecht“, sagte der Trainer der Schalker. Der Begriff „clever“ in Tedescos Ausführungen stand wohl stellvertretend für zerstörerisch oder destruktiv. Das Aufeinandertreffen der beiden Teams, vom dem Hertha-Trainer Pal Dardai schon vor dem Anpfiff zu wissen glaubte, dass die Begegnung eher kein Fußballfest werden würde, war überaus schwere Kost für die Zuschauer in der Gelsenkirchener Arena. Selbst der einzige Treffer durch Marko Pjaca sorgte nur kurzzeitig für gute Stimmung unter den 61 578 Zuschauern.

Es war ein durch und durch von der Taktik geprägtes Spiel, in dem beide Mannschaften darauf bedacht waren, möglichst nicht an den Ball zu kommen. „Immer wenn der Gegner mehr Ballbesitz hatte, hat Hertha gepunktet. Wir hatten heute 51 Prozent Ballbesitz und haben trotzdem gewonnen“, sagte Tedesco und hätte eigentlich unzufrieden sein müssen mit seinen Spielern, die seinen Plan nicht perfekt umgesetzt hatten. Die Schalker brachten es fertig, in der zweiten Halbzeit keinen einzigen erwähnenswerten Angriff zustande zu bringen. Und das in einem Heimspiel.

Breel Embolo, Schalke 04

„Das ist nicht unser Anspruch. Wir haben kaum zweite Bälle gewonnen. Unsere Spitzen waren müde und haben deswegen wenig Defensivarbeit verrichten können. Daran müssen wir arbeiten“, sagte Tedesco. Aus Sicht des Trainers war die Freude über den Erfolg verständlich (Tedesco: „Die Hertha hätte etwas mitnehmen können“), die Zuschauer mussten bei diesem Spiel allerdings geduldig und ebenso ausdauernd wie die Schalker Mannschaft sein.

Den Schalkern geht es in dieser Saison vor allem darum, das Spiel des Gegners zu zerstören. Mit diesem Minimalismus ist der Ruhrgebietsverein unerwartet erfolgreich. Die Schalker Devise speziell für diese Partie, die allerdings auch für einige andere in dieser Spielzeit stehen könnte, brachte Breel Embolo nach der Begegnung auf den Punkt. „Der Trainer hat uns vor dem Spiel gesagt, dass es nicht darauf ankommt, wie wir gewinnen, sondern dass wir gewinnen“, sagte der Angreifer, der gegen die Berliner nicht gerade seinen besten Tag erwischt hatte. Die Ästhetik und der Unterhaltungsfaktor spielen derzeit jedenfalls keine wichtige Rolle für die Schalker.

Wenig schön ist auch der Poker um Mittelfeldspieler Max Meyer. Mittlerweile scheinen sich beide Verhandlungspartien auch über die Medien austauschen zu wollen. Meyers Beratungsagentur teilte offenbar einem Reporter des Fernsehsender Sky mit: „Zwei E-Mails reichen nicht, um einen Schalker Jungen vom Verbleib zu überzeugen“, zitierte der Journalist die Aussage der Meyer-Seite. Schalke-Manager Christian Heidel zeigte sich überrascht von dem Vorstoß. „Ich werde in der Öffentlichkeit nicht darüber reden, weil ich nicht glaube, dass das gut für die Sache wäre und auch nicht gut für Max“, sagte Heidel. Die Fronten scheinen jedenfalls verhärtet zu sein, eine Entscheidung in dieser Causa dürfte in Kürze fallen. Denn noch wichtiger als ein Verbleib des 22-Jährigen dürfte das Erreichen der Champions League in der kommenden Spielzeit für die Schalker sein. Da ist ein Vertragspoker, der sich über Wochen hinzieht, nicht sehr förderlich. Die öffentlichen Diskussionen würden das Team jedoch nicht belasten, erklärte Abwehrchef Naldo in der TV-Sendung „Wontorra — der Fußball-Talk“. Er würde gern weiter mit Meyer zusammenspielen. „Aber er muss selbst entscheiden, ob er den Vertrag verlängert oder den nächsten Schritt macht“, sagte der 35 Jahre alte Brasilianer.

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