Schalke 04: Der Professor zurück im Pott

Ralf Rangnick wird wieder Trainer beim FC Schalke. Mit einem Vertrag bis 2014 — und dem Wissen, zuvor gescheitert zu sein.

Gelsenkirchen. Die Zeichen beim FC Schalke 04 stehen auf Neustart. Nach der Trennung vom ehemals omnipräsenten Felix Magath werden dessen frei gewordene Positionen im Eiltempo besetzt. Eigentlich wollte sich Horst Heldt am Donnerstag in seiner neuen Position als Manager für sportliche Fragen präsentieren und seine Vorstellungen über die Zukunft des Traditionsklubs präsentieren.

Doch dann überschlugen sich die Ereignisse erneut. Bereits am Nachmittag eröffnete Heldt der Öffentlichkeit den Namen des neuen Schalker Trainers. Die Neuorganisation des Erstligisten erhielt ihr erstes Gesicht: Ralf Rangnick ersetzt fortan Felix Magath auf dem Trainerstuhl.

Ab Montag wird Rangnick die sportlichen Geschicke der Schalker leiten. Der 52-Jährige hat bei den Königsblauen einen Vertrag bis 2014 unterschrieben. Am Sonntag beim Bundesligaspiel bei Bayer 04 Leverkusen wird noch der bisherige Co-Trainer Seppo Eichkorn für die Mannschaft zuständig sein.

Horst Heldt hatte naturgemäß viel Lob für seine erste Verpflichtung in Gelsenkirchen über. In seiner Zeit beim VfB Stuttgart als Manager hätte er sich häufig mit dem Hoffenheimer Trainer Rangnick um die gleichen Spieler bemüht, merkte er an. „Er hat in seiner Zeit in Stuttgart dem VfB zudem eine ganzheitliche Handschrift, auch im Jugendbereich, hinterlassen, von der der Klub noch heute profitiert“, sagte Heldt.

Fünf Jahre und drei Monate nach seiner Entlassung kehrt Ralf Rangnick damit zurück ans Berger Feld. Und die Anhänger und Fans dürften noch immer das Bild vor Augen haben, als Ralf Rangnick, zermürbt von zu vielen Machtkämpfen, noch vor Beginn eines Bundesligaspiels und unter dem Jubel der Zuschauer eine Ehrenrunde in der Schalker Arena lief. Ein in der Bundesligageschichte bisher einmaliger Alleingang, auf den noch am gleichen Tag, im Dezember 2005, die prompte Kündigung folgte.

Und auch die vom damaligen Manager Rudi Assauer bei der Vorstellung Rangnicks im September 2004 vorgenommene Veränderung des Vornamens von Ralf auf „Rolf“ ist rund um Schalke in Erinnerung geblieben. Seinen Ruf als Fußball-Professor hatte er auch in Schalke nicht ablegen können.

Trotz dieser speziellen Andenken ist von Rangnick vor allem im Gedächtnis geblieben, dass seine Mannschaft einen attraktiven Offensiv-Fußball spielte und ein Konzept mit schnellem Flachpassspiel verfolgte.

Seine durchschnittlich zwei Punkte pro Bundesligaspiel konnten sich ebenfalls sehen lassen. Mit einer solchen Spielanlage, die Magath zwar angekündigt hatte, die aber so gut wie nie zu sehen war, soll Schalke künftig erfolgreich sein. Bei seinem damaligen Abschied bemerkte Rangnick trotz seines verlorenen Machtkampfes: „Schalke ist der geilste Klub, bei dem ich je gearbeitet habe.“

Ähnlich emotionale Erlebnisse dürfte Rangnick zuletzt in seinen fünf Jahren erfolgreicher Aufbauarbeit in Hoffenheim, die im Streit mit TSG-Macher Dietmar Hopp endete, kaum erlebt haben.

Auf „weiche Faktoren“ wie Emotion und Leidenschaft setzt künftig auch Horst Heldtvermehrt, so dass es nicht zuletzt deshalb eine erste Grundlage für eine Zusammenarbeit gibt. Und Ralf Rangnicks Vornamen hat Horst Heldt am Donnerstag bereits unfallfrei ausgesprochen.

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