Meistertitel als Trost Ancelotti spürt Bayern-Vertrauen

München (dpa) - Eines steht für Carlo Ancelotti nach dem doppelten K.o.-Schock schon vor der Saison-Analyse des FC Bayern fest.

Meistertitel als Trost: Ancelotti spürt Bayern-Vertrauen
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An seiner „Philosophie“ und seinem „Stil“ wolle er künftig nichts ändern. „So möchte ich weitermachen“, betonte der Münchner Trainer, der auch nach dem Aus in Champions League und DFB-Pokal die volle Unterstützung der Bayern-Bosse spürt. „Sie haben Vertrauen in mich und ich habe Vertrauen in den Club“, sagte der Trainer des deutschen Fußball-Rekordmeisters am Tag vor dem Bundesliga-Auswärtsspiel am Samstag (18.30 Uhr) beim VfL Wolfsburg. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge lobte den Italiener einmal mehr als „sehr guten und erfahrenen Trainer“.

Nach geplatztem Triple- und Double-Traum wollen die Münchner nun so schnell wie möglich die 27. deutsche Meisterschaft fix machen. Wenn der Tabellenzweite RB Leipzig am Samstag (15.30 Uhr) nicht gegen Ingolstadt gewinnt und die Bayern ihren Frust in Wolfsburg mit einem Sieg bekämpfen, gibt's wenigstens in dieser Single-Spielzeit die Schale. „Es ist klar, dass wir uns nach so einem Spiel aufopfern wollen. Wir wollen den Bundesligatitel so schnell wie möglich holen“, sagte Ancelotti. „Danach kann man über die nächste Saison sprechen.“

Der große Fokus ist natürlich auf das laufende Bundesliga-Geschäft gerichtet, damit nicht der unwahrscheinliche Fall der verspielten Meisterschaft und so ein Münchner Totalschaden entsteht. Die weitergehenden Planungen, im Rahmen derer die Bayern Kingsley Coman (bis 2020) und am Freitag auch Thiago (bis 2021) mit langfristigen Verträgen ausstatteten, laufen aber längst.

„Verrückte Dinge“ werde der Verein aber nicht veranstalten, erklärte Rummenigge schonmal vorsorglich. „Ich glaube, man braucht sich wirklich keine Gedanken um die Zukunft des FC Bayern machen“, betonte er vor der wohl fünften Meisterschaft in Serie. Klappt es in Wolfsburg nicht mit dem Vollzug, dann soll der „ehrlichste und wichtigste Titel“ in einer Woche gegen den 99,99-Prozent-Absteiger SV Darmstadt 98 klar gemacht werden. „Die Bayern werden heiß sein, den Sack hier zuzumachen“, warnte Wolfsburgs Angreifer Mario Gomez.

Das sind sie. „Nachdem wir einen möglichen Pokalsieg verspielt haben, wollen wir unbedingt in Wolfsburg mit einem Sieg die Vorentscheidung in der Meisterschaft machen“, forderte Weltmeister Mats Hummels. Den Einsatz des angeschlagenen Innenverteidigers ließ Ancelotti ebenso offen wie das Mitwirken von David Alaba und Jérôme Boateng.

Viele verletzte Spieler, fehlerhafte Schiedsrichterentscheidungen und Pech hätten das Aus in der Königsklasse gegen Real zur Folge gehabt, sagte Ancelotti, der seit Wochen auf die wichtigen „Details“ in den großen Spielen hinweist. „Ehrlich gesagt war ich ein Prophet.“ Anders bewertete er das Aus beim 2:3 im Pokal-Halbfinale gegen Dortmund. „Dafür muss ich die Verantwortung übernehmen“, sagte der 57-Jährige. Man habe die Chance verpasst, das Spiel mit einem Tor zum 3:1 zu entscheiden, und habe danach nicht kompakt genug verteidigt.

Kritik sei da „absolut normal“, sagte Ancelotti. Mit den Gepflogenheiten der Branche kennt er sich nicht zuletzt wegen seinen Gastspielen beim FC Chelsea oder bei Real Madrid bestens aus. „Trainer müssen mit Kritik leben. Kritik hilft, sich zu fokussieren und zu konzentrieren. Danach musst du abwägen, welche Kritik berechtigt und welche falsch war“, sagte der Italiener.

Mit Blick auf die Saisonbewertung wies Rummenigge noch einmal auf die Tücken im Tagesgeschäft Profifußball hin. „Man darf auch nicht vergessen: Vor zwei Wochen standen wir noch mit Note 1 plus da! Und es sind Dinge passiert, die man nicht beeinflussen kann, Verletzungen, Schiedsrichterentscheidungen - und manchmal hat auch das nötige Glück gefehlt“, betonte Rummenigge in der „Bild“. Er bekannte sich klar zu Ancelotti. „Seine Vertragslaufzeit ist bekannt, und darüber wird nicht diskutiert.“ Bis 2019 läuft der Kontrakt.

Wie nach Platz vier im Jahr 2007 und nach den drei zweiten Plätzen im Jahr 2012 könnte nun weitere fünf Jahre später wieder ein kräftiger Umbau im Ensemble folgen. Zwar hatte Ancelotti nach dem Real-K.o. eine „Revolution“ ausgeschlossen, aber eine größere Transferoffensive ist für Triple-Ambitionen vonnöten. Mittel genug dafür liegen auf dem vielgerühmten Münchner Festgeldkonto.

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