Nachträglicher „Maulkorb“ für Podolski

Köln (dpa) - Die Unruhe beim 1. FC Köln findet kein Ende. Diesmal mittendrin: Lukas Podolski. Der Nationalspieler wurde für seine öffentliche Einmischung in die bevorstehende Präsidiumsneuwahl kräftig zurückgepfiffen.

„Die Arbeitsverträge verbieten es Spielern, sich unabgestimmt gegenüber den Medien zu äußern. Das gilt auch für Lukas Podolski“, ließ ein augenscheinlich sehr erboster Claus Horstmann wissen.

Dem Vorsitzenden der Geschäftsführung stieß es mehr als sauer auf, dass sich Podolski unerlaubt in Interna des abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten einschaltete. Seine klare Positionierung, den ehemaligen FC-Profi und -Manager Karl-Heinz Thielen als künftigen Vereinschef zu empfehlen, war ein Affront gegen die zuständigen Gremien und rief Horstmann umgehend auf den Plan: Podolski wurde nachträglich ein „Maulkorb“ verpasst.

Klare Horstmann-Aussage: „Für die Nominierung des Vorstandskandidaten-Teams ist alleine der FC-Verwaltungsrat zuständig.“ Kein Podolski und kein anderer Spieler. Der Nationalstürmer musste kleinlaut einräumen, dass seine Aussage pro Thielen und dessen Vorstandscrew „möglicherweise etwas voreilig“ war. Der „Kicker“ bezeichnete Podolski als „Prinz Poldi - der König des Klüngels“.

Podolskis Erklärung kam zur Unzeit. Der Kölner Publikumsliebling, der noch immer offen lässt, ob er bleibt oder nach Saisonende geht, musste notgedrungen zurückrudern: „Ich denke, dass unsere Mitglieder unabhängig davon die richtige Entscheidung im Sinne des Vereins treffen werden. Unsere Konzentration gilt jetzt den restlichen Spielen.“ Das mahnte auch Horstmann an - „ohne Wenn und Aber“.

Das tut not, denn es vergeht kaum eine Woche ohne neue Malaisen am Geißbockheim. Akute Abstiegsgefahr, der Wechsel von Trainer Stale Solbakken zu Frank Schaefer, das unprofessionelle Verhalten von Miso Brecko und Slawomir Peszko, die Suspendierung von Spielern, die bislang vergebliche Suche nach einem Sportdirektor und die bundesliga-untaugliche FC-Defensive mit bereits 66 Gegentoren - der Bundesliga-Premierenmeister ist ständig in Aufruhr und taumelt so zum fünften Mal der Zweitklassigkeit entgegen.

Eines immerhin wurde vor der spannungsgeladenen außerordentlichen Mitgliederversammlung geklärt: Das vom Verwaltungsrat vorgeschlagene Präsidiumstrio mit dem ehemaligen Bayer-Topmanager Werner Spinner, dem Kölner Karnevals-Macher Markus Ritterbach und dem ehemaligen FC-Torhüter Toni Schumacher stellt sich der Wahl. Fallen die Drei zweimal durch, kommt es zur Kampfabstimmung gegen Thielen, der zusammen mit FC-Investor Franz-Josef Wernze und dem ehemaligen Kölner „Vize“ Bernd Steegmann antreten möchte.

Spinner hatte vor dem endgültigen Ja zur Kandidatur noch mit dem kompletten Rückzug gedroht. Sollte das „Zirkustheater“ vor dem wichtigen Spiel am Samstag gegen den VfB Stuttgart nicht beendet sein, sei „für uns Schluss“, hatte der designierte Club-Präsident verlauten lassen. Das zumindest ist vom Tisch - die Gesamtproblematik des notleidenden Vereins ist es nicht.

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