„Einvernehmliche Trennung“ Nach Schmadtke-Abgang: Köln will „Sorgfalt“ walten lassen

Köln (dpa) - Nach dem plötzlichen Abgang von Manager Jörg Schmadtke sieht Trainer Peter Stöger den angeschlagenen 1. FC Köln in einer „ganz entscheidenden Phase für den Club“.

„Einvernehmliche Trennung“: Nach Schmadtke-Abgang: Köln will „Sorgfalt“ walten lassen
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Vor der Geschäftsstelle am Geißbockheim erklärte FC-Präsident Werner Spinner die Umstände des Schmadtke-Abschieds - der Chefcoach musste seiner Mannschaft vor dem DFB-Pokalspiel am Mittwoch (18.30 Uhr) bei Hertha BSC die neue Situation erläutern. „Die sportliche Gruppierung ist um eine wichtige Person kleiner geworden, was den Input und den Austausch betrifft“, erklärte Stöger: „Wir müssen mit der Situation fertig werden und das wird uns auch gelingen.“

Nach vier ruhigen und vor allem erfolgreichen Jahren könnte das Aus für Schmadtke zur Zäsur werden. Clubchef Spinner forderte weiterhin einen Zusammenhalt in allen Bereichen“. Trotz sportlicher Krise und nun auch personeller Konsequenzen soll nicht das Chaos in die Karnevalshochburg zurückkehren. „Die Zusammenarbeit war von Vertrauen und auch von Diskussionen geprägt — in Zeiten, in denen wir Fünfter geworden sind genauso wie in Zeiten, in denen wir nur einen oder zwei Punkte auf dem Konto hatten“, betonte Stöger nochmals.

Hektik soll nach der „einvernehmlichen“ Trennung von Schmadtke, wie es in einer Vereinsmitteilung hieß, nicht ausbrechen. „Wir werden eine große Sorgfalt an den Tag legen, den Nachfolger von Jörg Schmadtke auszusuchen, weil wir wissen, welche Bedeutung diese Funktion hat in diesem Club“, erklärte Spinner. „Der Verbleib in der Bundesliga“ genieße oberste Priorität. Der Pokal könnte zu einer Stimmungswende werden: „Es gibt für uns in der Situation, in der wir sind, nur eine Devise: einen Sieg einzuholen.“

Namhafte Kandidaten für die Neubesetzung der Manager-Stelle sind im Angebot. Unter anderen die ehemaligen Bundesliga-Manager Klaus Allofs (VfL Wolfsburg, Werder Bremen), Dietmar Beiersdorfer (Hamburger SV) und Jan Schindelmeiser (1899 Hoffenheim, VfB Stuttgart) sind derzeit ohne Beschäftigung. Für die Transferperiode im Winter stehen vorerst Stöger und Sportdirektor Jörg Jakobs, der eigentlich für den Nachwuchsbereich zuständig ist, in der Verantwortung. „So dass wir sicher sind, dass wir ein qualitativ hochwertiges Team am Start haben“, betonte der ehemalige Ford-Mannager Spinner.

Stöger ist mit dem einstigen Weggefährten Schmadtke nun so etwas wie ein Prellbock verloren gegangen. „Wenn Jörg Schmadtke jetzt weg ist, wird der Winter-Transfermarkt deswegen nicht einfacher werden“, sagte der Österreicher. Fraglich ist, ob er in die Personalsuche überhaupt noch eingreifen kann. Sollte es im DFB-Pokal und im rheinischen Derby beim Erzrivalen Bayer Leverkusen am Samstag Niederlagen geben, könnten sich die Blicke direkt auf den Fußballlehrer richten.

„Woher soll ich das wissen? Da müssen Sie andere Personen fragen“, sagte Stöger auf entsprechende Fragen. Der 51-Jährige hatte mit Schmadtke seit 2013 eine kaum für möglich gehaltene Kultur der ruhigen Hand etabliert. Dabei maßgeblich geholfen haben die Bundesliga-Rückkehr, die Etablierung im Oberhaus und die erstmalige Qualifikation für den Europapokal seit 1992.

Das alles erscheint nach nur zwei Punkten in der Liga und drei Niederlagen in der Europa League in Gefahr. Die Transferpolitik ließ die Stimmung in der Öffentlichkeit offenbar kippen, nachdem Anthony Modeste für geschätzte 35 Millionen Euro nach China gewechselt war und sich die Neuen wie der derzeit verletzte Jhon Cordoba bislang noch nicht als große Verstärkungen erwiesen haben.

„Ich von meiner Seite werde den Verein nicht verlassen, solange keiner mit einer besseren Lösung kommt“, wiederholte Stöger, der bis zuletzt zu Schmadtke „ein sehr enges und gutes Verhältnis gehabt“ habe. Der Österreicher weiß, was auf ihn zukommen könnte.

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