Mario Gomez: Der 27-Sekunden-Torjäger

Nach Monaten der Rehabilitation meldet sich Mario Gomez zurück. Trainer Heynckes hat jetzt ein luxuriöses Problem.

München. Er schloss seine Augen und breitete seine Arme aus. Mario Gomez genoss diesen Moment sichtbar. 27 Sekunden nach seiner Einwechslung hatte der Nationalstürmer beim 5:0-Sieg des FC Bayern gegen Hannover 96 getroffen — und setzte hernach zum Jubelflug an. Es war Gomez’ Ligapremiere nach Verletzung, Operation am linken Fuß und dreieinhalbmonatiger Rehabilitation.

Und es „war eine Gefühlsexplosion“, wie der Torjäger sagte. „Da spürt man wieder, was der Fußball einem bedeutet.“ Nachdem er den Ball angenommen und mit rechts ins Tor geschlenzt hatte, habe er beim Jubeln an die vergangenen Monate gedacht: „Ich muss mich bedanken bei meinen Physiotherapeuten und meinem Arzt, die rund um die Uhr für mich da waren, denen ich jetzt 15 Wochen auf den Sack gegangen bin.“

Die Zeit ohne Torjubel, die Monate auf der Tribüne — es war die längste Leidenszeit in der Karriere des Stürmers, der lange mitansehen durfte, wie zuerst Mario Mandzukic (neun Tore) in der Liga und dann auch Claudio Pizarro in Champions League und DFB-Pokal (sechs Tore) — Mannschaftskameraden und Konkurrenten zugleich — in schöner Regelmäßigkeit für Bayern trafen.

Jetzt ist Gomez wieder da, rechtzeitig zum Jahresendspurt und vor dem herausragenden Duell am kommenden Samstag gegen Verfolger und Meister Borussia Dortmund. Es ist ja nicht so, dass der 27-Jährige nicht gewarnt hätte: Schon beim Champions-League-Spiel beim FC Valencia am Dienstag war er gerade erst auf dem Feld, als er den Münchener Treffer von Thomas Müller zum 1:1 vorbereitete.

Und jetzt ist die Diskussion im Gang, die Trainer Jupp Heynckes tatsächlich nichts als freuen durfte: Wer wird denn jetzt künftig den Ein-Mann-Sturm des FC Bayern ausfüllen? Mandzukic, Pizarro — oder eben doch Gomez, den Heynckes zu Beginn der Saison früh als „meinen Stürmer Nummer eins“ bezeichnet hatte. Vielleicht wird der Trainer sogar das System umstellen. Heynckes hatte bereits im Mannschaftskreis angekündigt, wenn alle Stürmer fit seien, könne er sich auch zwei Stürmer in der ersten Elf vorstellen.

Doch es sei „nicht so wichtig“, wann ihn Heynckes wieder von Anfang an bringe, sagte Gomez nach dem Sieg gegen Hannover. Dem Konkurrenzkampf nimmt er bewusst die Würze: „Der Mario macht seine Sache super, der Claudio macht sie super. Ich war weg — und versuche jetzt, meine Sache gut zu machen.“ So gesehen ist ihm ein guter Anfang gelungen. Er hat ihn genossen.

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