Manuel Neuer weint und wechselt

Mit Schalke wird der Torwart seinen Vertrag nicht verlängern. Bayern wollen ihn sofort.

Gelsenkirchen. Als alles beendet war, war es Manuel Neuer an seinen Augen anzusehen, dass er gerade eine schwerwiegende Entscheidung verkündet hatte. Der 25-Jährige hatte mehrfach mit den Tränen gerungen und seine Augen waren rot unterlaufen. Neuer musste seine Sätze mehrfach vorzeitig beenden, als er verkündete, was seit Monaten für intensiven Gesprächsstoff gesorgt hatte.

Der Torhüter von Schalke 04 wird seinen Verein, für den er 20 Jahre aktiv war und vom zunächst verkannten Jugendspieler bis zu seinem Status als Nationaltorhüter durchlaufen hatte, verlassen. Er werde seinen 2012 auslaufenden Vertrag nicht verlängern, teilte Neuer mit. „Das ist mir weiß Gott sehr schwer gefallen. Aber ich habe alle wichtigen Leute darüber informiert. Auch aus der Fanszene“, sagt Neuer. Den Termin seines Wechsels und auch den Namen seines neuen Arbeitgebers ließ er offen, auch wenn es ein offenes Geheimnis ist, dass der FC Bayern ihn bereits zur kommenden Saison verpflichten möchte.

Eine Ablösesumme zwischen 18 und 20 Millionen Euro werden die Bayern für Neuer bezahlen müssen, um sich diesen Wunsch zu erfüllen. Dem Vernehmen nach soll der Torhüter einen Vierjahresvertrag beim Rekordmeister erhalten. Neuer selbst hält einen vorzeitigen Wechsel nach eigenen Worten für nicht ausgeschlossen. Bayern-Präsident Uli Hoeneß sagt: „Es wäre schön, wenn er schnell kommen würde.“

„Seitdem ich hier bin, gibt es kein anderes offizielles Angebot als das des FC Bayern. Ich habe bereits Kontakt mit Karl-Heinz Rummenigge Kontakt gehabt“, sagte Schalkes Manager Horst Heldt und beantwortete damit die Frage nach Neuers neuem Verein. „Wir werden uns zu gegebener Zeit darum kümmern.“

Noch haben die Schalker mit dem Halbfinale der Champions League und dem DFB-Pokalfinale „historische Spiele“ vor sich. Der Abgang des Kapitäns ist programmiert. Und Manuel Neuer dürfte eine Lücke im Team aber auch in der Schalker Seele hinterlassen, die bisher ungekannte Ausmaße hatte und selbst den einstigen Wechsel Olaf Thons nach München deutlich überstrahlen dürfte.

„Ich möchte eine Veränderung haben, möchte mich weiterentwickeln und den nächsten großen Schritt machen“, sagte Neuer und kämpfte erneut mit den Tränen. „Ich möchte immer auf höchstem Niveau spielen und das ist die Champions League. Und von einem Angebot von Manchester United weiß ich nichts.“ Im traditionell emotionalisierten Schalke erwarten ihn Probleme genug. Im Internet muss er sich mit Beschimpfungen wie „Söldner“ und „Verräter“ auseinandersetzen. „Es ist schwerer, wenn man von der eigenen Familie ausgepfiffen wird, als von Fremden“, sagt Neuer. Er will seinen Herzensklub niemals verleugnen müssen. „Ich hoffe, dass ich meinen Mitgliedsausweis nicht abgeben muss“, sagt er.

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