Bayer Leverkusen Lukas Hradecky folgt in Leverkusen auf Leno: Ein Typ mit Handschuh und Humor

Der Nachfolger von Bernd Leno im Tor bei Bayer Leverkusen heißt Lukas Hradecky. Mit dem Finnen kommt nicht nur ein verlässlicher Schlussmann, sondern auch ein echter Typ.

  Torwart-Neuzugang Lukas Hradecky fängt beim Trainingsauftakt von Bayer 04 Leverkusen einen Ball.

Torwart-Neuzugang Lukas Hradecky fängt beim Trainingsauftakt von Bayer 04 Leverkusen einen Ball.

Foto: Roland Weihrauch

Leverkusen. Lukas Hradecky redete an diesem 1. April 2018 nicht um den heißen Brei herum. Nach einer harmlosen Kopfball-Rückgabe war dem Torhüter von Eintracht Frankfurt der Ball durch die Hände und zum entscheidenden 1:2 bei Werder Bremen über die Linie gerutscht. "Klarer Torwart-Fehler, ich habe den Ball unterschätzt. Das hatte nichts mit der tief stehenden Sonne zu tun, so was darf mir einfach nicht passieren." Damit war die Sache für die Medien-Vertreter erledigt. Einer allerdings wollte noch etwas über die Spekulationen zum Wechsel nach Leverkusen wissen. "Wenn ich so halte wie heute, dann kann die ganze Zeitung mit Gerüchten über mich voll sein. Dann will mich sowieso keiner", sagte Hradecky.

Natürlich grinste er dabei. Denn erstens pfiffen seinen Wechsel von der Eintracht zur "Werkself" bereits zu diesem Zeitpunkt nicht nur die Spatzen von den Dächern des Frankfurter Römers, zweitens ist Selbstironie eine der vielen sympathischen Eigenschaften des Finnen und drittens unterlaufen ihm solche Patzer wie seinerzeit im Weserstadion nur höchst selten. In 116 Pflichtspielen für die Hessen waren es lediglich drei. Kein Wunder, dass Hradecky auf dem Leverkusener Einkaufszettel ganz oben stand.

Schließlich musste unter dem Bayer-Kreuz eine große Lücke geschlossen werden. Nach sieben Jahren hatte es Bernd Leno für die festgeschriebene Ablösesumme von 25 Millionen Euro zu Arsenal London gezogen. Hradecky weiß um die Herausforderung, um die hohen Erwartungen der Fans. "Bernd war hier seit 2011 einer der besten Torhüter der Bundesliga und ein Publikumsliebling. Das sind große Handschuhstapfen. Druck mache ich mir deshalb jedoch nicht. Die Situation mit Kevin Trapp in Frankfurt war ähnlich", sagt Hradecky und fügt hinzu: "Die Leverkusener Fans und ich werden sicher sehr viel Spaß miteinander haben."

Weil Lukas Hradecky ein lebenslustiger Mensch ist, der den Fußball als nicht mehr erachtet wie einen professionell und seriös zu erledigenden Beruf. Das beweist auch sein Profil in den sozialen Medien. Dort ist der 28-Jährige auf dem Foto im weißen Hemd und mit Krawatte entspannt zurückgelehnt in einem Sessel zu sehen. In der Hand ein Glas Rotwein sowie der Spruch "Catching some balls" - Einige Bälle fangen. Was er so gut macht, dass ihn die Frankfurter Fans "Spinne" tauften. "Ein cooler Name. Ich habe statt acht Arme zwar nur zwei Hände und zwei Füße, aber ein wenig haben sie schon abgewehrt", sagt Hradecky.

Mit seinen Paraden rettete er die Eintracht 2016 in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg vor dem Abstieg in die zweite Liga. Mit abgewehrten Elfmetern brachte er sie sowohl 2017 als auch 2018 ins Endspiel um den DFB-Pokal, der im Mai nach dem 3:1 über den FC Bayern an den Main wanderte. Auf solche Glanztaten hoffen sie nun auch in Leverkusen. Welche Bedeutung der Leno-Nachfolger besitzt, verdeutlicht eine Beobachtung aus dem Trainingslager in Zell am See. Dort absolvierte Hradecky nach seiner Kiefer-Operation durch einen Lacrosse-Helm geschützt bereits wieder erste Reaktions- und Fangübungen.

Der Sohn eines Volleyballspielers hofft, Mitte September sein Debüt für die "Werkself" geben zu können und will mit ihr Großes erreichen. "Wenn ich mir die Mannschaft anschaue, dann habe ich noch nie in einer besseren gespielt. Zudem ist der Hunger nach der Champions League schon bei jedem Training in den Augen der Spieler zu erkennen", erklärt Hradecky, kalkuliert Leistungsschwankungen aber ein. "Nur die Bayern können mit dem falschen Fuß aufstehen und trotzdem gewinnen."

Mit Hradecky hat Leverkusen nicht nur einen verlässlichen Schlussmann, sondern auch einen der selten gewordenen Typen geholt. Zudem kann der in der Slowakei geborene Finne integrativ wirken. Der weltoffene Eishockey-Fan aus Turku spricht fünf Sprachen und wird seine Meinung so auch auf deutsch ungeschminkt äußern. "Ich sage fast immer die Wahrheit, ich kann schlecht lügen. Nach dem Spiel kommen ehrliche Worte, darauf könnt ihr Journalisten euch freuen", sagt er. Das zwingt förmlich zu der Frage, warum sich Finnland noch nie für eine WM oder EM qualifiziert hat. "Vielleicht haben sie derzeit ja einen schlechten Torwart", meint Hradecky grinsend. Wohlwissend, dass der Mann zwischen den Pfosten von "Team Suomi" Lukas Hradecky heißt.

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