Lob und Anerkennung zu Assauers 70.

Herten (dpa) - Die dicke Davidoff-Zigarre qualmte ununterbrochen wie früher, und Rudi Assauer schien die Zeitreise durch das Fußball-Leben zu seinem 70. Geburtstag wirklich zu genießen.

Lob und Anerkennung zu Assauers 70.
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Rund 200 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Sport bereiten dem an Alzheimer erkrankten Ex-Manager von Schalke 04 bei der Charity-Gala in Herten einen bewegenden Abend. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Ligaverbandschef Reinhard Rauball ließen es sich wie viele andere Weggefährten nicht nehmen, dem wie immer adrett gekleideten Ex-Fußballprofi und Bundesliga-Urgestein zu gratulieren.

„Ein großes Dankeschön für dein Lebenswerk“, sagte Niersbach zu Assauer gewandt. „Du hast tiefe, tiefe Spuren hinterlassen in der Welt des Fußballs. Du hast unendlich viel geleistet für die Bundesliga, die Vereine, den deutschen Fußball. Dafür gebührt Dir größte Anerkennung“, lobte der DFB-Chef und fügte in Anspielung auf Assauers zuweilen rauen Ruhrpott-Charme augenzwinkernd an. „Auch wenn es manchmal nicht so ganz einfach war und man sich mit Dir gestritten hat, man konnte sich immer hundertprozentig auf Dich verlassen.“

Schalker Charakterkopf: Gala zu Rudi Assauers 70.
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Schalker Charakterkopf: Gala zu Rudi Assauers 70.

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Ähnlich lobend äußerte sich auch BVB-Präsident Rauball - trotz aller sportlichen Rivalität der großen Revierclubs. „Wer mit Dir verhandelt hat, brauchte nichts Schriftliches. Du hast immer zu deinem Wort gestanden.“ Rauball übermittelte „herzliche Glückwünsche von 104 000 Borussia-Mitgliedern“ und erinnerte vor allem an Assauers größte Zeit als Aktiver.

„Dein sportlicher Höhepunkt war natürlich der Gewinn des Europapokals 1966 mit der Borussia“, sagte der BVB-Boss und schilderte eine Anekdote, die sich damals zugetragen habe. Als noch junger Kerl - Assauer war 1964 von seinem Stammverein SpVgg Herten nach Dortmund gewechselt - habe dieser sich beim Aufstellen der Teams vor dem Finale in Glasgow vor den schon verdienten Nationalspieler Alfred „Aki“ Schmidt gedrängelt. Der habe hinter Assauer geraunzt: „Assi, pass' auf: Wenn du heute nur einen Ball zum Gegner spielst, setzt sich mein Oberschenkel automatisch in Bewegung.“ Assauer lieferte ungerührt von der „Drohung“ eine Klasse-Partie und seinen Beitrag zum 2:1-Erfolg gegen den FC Liverpool - der erste Europapokalsieg einer deutschen Mannschaft war perfekt.

Ob sich der ruhig und zufrieden wirkende Assauer, dem das Sprechen inzwischen sehr schwer fällt, bei der Zeitreise durch sieben Jahrzehnte an solche Details und andere dargebrachten Geschichten erinnert - keiner der Gäste mochte das beurteilen. Niersbach war es ein Bedürfnis, nicht nur Assauers Fußball-Wirken zu würdigen. Er hob auch dessen Umgang mit der Demenzkrankheit hervor, die er vor zwei Jahren mit der Autobiografie „Wie ausgewechselt - Verblassende Erinnerungen an mein Leben“ öffentlich gemacht hatte. „Dass Du diese Krankheit so enttabuisiert hat, ist eine große Leistung. Dazu braucht man einen sehr starken Charakter“, befand der DFB-Chef.

Schalker Fahnenträger, Trommler und Trompeten-Willy standen Spalier, als Assauer am Arm seiner Tochter Bettina Michel die herausgeputzte Maschinenhalle auf Zeche Ewald betrat - ein perfektes Ambiente für den „Bürger des Ruhrgebiets“. Viele Spieler der legendären „Eurofighter“-Elf von 1997 wie Belgiens Nationaltrainer Marc Wilmots, Mike Büskens, Olaf Thon, Martin Max oder die Niederländer Johan de Kock und René Eijkelkamp waren angereist, um ihrem Manager bei einem Dreigänge-Menü sowie Bier und Currywurst zu gratulieren und für die „Rudi Assauer Initiative Demenz und Gesellschaft“ zu spenden.

Das kurioseste Erinnerungsstück ersteigerte Gerald Asamoah, oder besser, dessen Gattin Linda: Und so musste „Blondie“, wie Assauer den Schalker Fanliebling stets nannte, am frühen Morgen einen dicken Schaukelstuhl mit Assauers Konterfei nach Hause schleppen.

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