Liga-Checck 17/18 Werder will an die alte Saison anknüpfen

Trainer Alexander Nouri hat Werder Bremen taktisch flexibler aufgestellt. Auch defensiv läuft es besser. Doch das Auftaktprogramm ist hart.

Liga-Checck 17/18: Werder will an die alte Saison anknüpfen
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Bremen. Auf der Zielgeraden der vergangenen Saison ging Werder Bremen zwar die Puste aus, spielte aber Hurra-Fußball wie zu Zeiten von Rekordtrainer Thomas Schaaf. Mit den torreichen Niederlagen gegen den 1. FC Köln (3:4), die TSG Hoffenheim (3:5) und Borussia Dortmund (3:4) verfehlten die Grün-Weißen die Qualifikation für die Europa League. Der achte Tabellenplatz war für die Bremer dennoch keine Enttäuschung, besser hatte der vierfache deutsche Meister zuletzt 2010 abgeschnitten.

Trainer Alexander Nouri hat Werder aus den unteren Tabellenregionen an die internationalen Ränge herangeführt. Die kommende Saison wird zeigen, ob sich Werder dauerhaft nach oben orientieren kann. In der Rückrunden-Tabelle belegten die Bremer nach elf ungeschlagenen Spielen am Stück den vierten Platz.

Das Auftaktprogramm meint es nicht gut mit Werder. Auswärts bei der TSG Hoffenheim und Hertha BSC, im Weserstadion gegen den FC Bayern und Schalke 04 — da wäre ein Fehlstart keine Überraschung. Nouri weiß, wie schwer es wird, den Erfolg der vergangenen Saison zu bestätigen: „Ich werde keinen Tabellenplatz als Ziel ausgeben.“ Und das hängt nicht allein mit Werders Leistungsvermögen zusammen. Konkurrenten wie Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen und Schalke, die hinter den Bremern landeten, wollen zurück auf die Überholspur. Nouris Vorteil: Rund ums Weserstadion ist man Kummer gewohnt, das Umfeld wird auch nach Rückschlägen ruhig bleiben.

Wiedwald hat Pavlenkas Verpflichtung nachvollziehbar als Degradierung empfunden und die Flucht nach England ergriffen. Der Schlussmann war zwar immer mal wieder für einen Patzer gut, rettete den Bremern mit seinen Paraden aber auch viele Punkte. Als Junge aus dem Bremer Umland war Wiedwald stolz darauf, das Werder-Trikot zu tragen.

Mit der Entscheidung, eine neue Nummer eins zu holen, zeigt Nouri, dass ihn grün-weiße Gefühlsseligkeit nicht interessiert. „Er wird uns auf dieser Position besser machen“, sagt Nouri über Wiedwalds Nachfolger Pavlenka. Sollte es anders kommen, hat Nouri ein Problem.

Als Nachfolger von Viktor Skripnik hat der gebürtige Buxtehuder vieles richtig gemacht. Die Profis schwärmen sowohl von den Ansprachen des jungen Trainers als auch von dessen Fachkompetenz. Nouri hat Werder mit der Einführung des 3-5-2-Systems taktisch flexibler aufgestellt. Das Umschaltspiel — eine der großen Stärken in der vergangenen Saison — funktioniert mit dem harmonierenden Offensivpaar Max Kruse/Fin Bartels.

Selbst die Defensive, lange Jahre Werders Problemkind, präsentierte sich trotz 13 Gegentreffern in den letzten drei Spielen deutlich verbessert. Nouris Führungsstil gibt allerdings Anlass zu Diskussionen — nicht nur im Fall Wiedwalds. Die Trennung von dem bei der Mannschaft beliebten Assistenztrainer Florian Bruns kam aus heiterem Himmel. Das zeigt, dass der smarte Nouri auch harte Entscheidungen treffen kann. Dazu zählt auch, auf eine Vertragsverlängerung mit dem verletzungsanfälligen Publikumsliebling Claudio Pizarro zu verzichten.

Mit Serge Gnabry haben die Grün-Weißen ihren zweitbesten Torschützen ziehen lassen müssen. Der Shooting-Star der deutschen Olympia-Auswahl erzielte elf Treffer und machte das Angriffsspiel mit seiner Dynamik ein Stück weit unberechenbar. Einen solchen Spielertyp hat Nouri nicht mehr in seinem Kader.

Der Coach hofft, dass Toptalent Johannes Eggestein und Aron Johansson mehr Einsatzzeiten erobern können. Zudem soll noch ein Mittelstürmer verpflichtet werden.

Baumann hat erneut beim FC Kopenhagen gewildert und Linksverteidiger Ludwig Augustinsson vom dänischen Meister an die Weser gelotst. Mit dem Ex-Kopenhagener Thomas Delaney hat Werder bereits gute Erfahrungen gemacht. Jérôme Gondorf hat das Zeug, Clemens Fritz nach dessen Karriereende zu ersetzen. Abgearbeitet ist Baumanns Einkaufsliste jedoch noch nicht.

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