Liga-Check 17/18 Hertha BSC will endlich cool sein

Die Hertha verpasst sich einen frischen Anstrich. Zum 125. Geburtstag gibt’s ein neues Motto: „We try, we fail, we win“ (Wir versuchen, wir scheitern, wir gewinnen) Berlins Erstligist tourt jetzt durch Europa.

Berlin. Die Hertha verpasst sich einen frischen Anstrich. Zum 125. Geburtstag gibt’s ein neues Motto: „We try, we fail, we win“ (Wir versuchen, wir scheitern, wir gewinnen). Und weil auf dem Mannschaftsbus noch Platz war, steht dort: „Eigentlich wollten wir mit dem Flieger kommen.“ Dabei war die Truppe von Pal Dardai in der Bundesliga zwei Jahre lang eher unter dem Radar hindurchgeflogen. Zuletzt bis auf Platz sechs. Und darum versucht sich die alte Dame, grell geschminkt, wieder in Europa.

Liga-Check 17/18: Hertha BSC will endlich cool sein
Foto: dpa

Nur schwerlich. Die Doppelbelastung ist ja Dreifachbelastung, schließlich soll auch im DFB-Pokal mal wieder etwas gerissen werden. Vom ersten Finale daheim träumen sie seit ewigen Zeiten. In der Vorsaison war immerhin erst nach der 3. Runde Schluss, 2:3 im Elfmeterschießen gegen Borussia Dortmund. Nun, mit Liga und garantierten sechs Gruppenspielen in der Europa League, geht es da schon anders zur Sache. Für die Liga ist daher zu erwarten, dass Platz sechs nicht noch einmal erreicht wird. Schließlich war der in der Vorsaison laut Trainer Pal Dardai schon „nicht normal“. 50 Punkte sind sein Saisonziel, noch einer mehr als zuletzt. Ambitioniert.

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Eine immense Lücke hat der Amerikaner John Anthony Brooks in der Innenverteidigung hinterlassen. In Euro ist sie 20 Millionen Euro groß, die der VfL Wolfsburg für den 24-Jährigen überwies. Der Nachfolger heißt Karim Rekik, ist 22 Jahre alt und kommt von Olympique Marseille. Seine Stationen Manchester City, PSV Eindhoven, Blackburn Rovers und FC Portsmouth lassen auf internationale Erfahrung, aber auch wenig Konstanz schließen. Alle Zugänge sind Boni: Stürmer Davie Selke von RB Leipzig (derzeit verletzt) und Linksaußen Mathew Leckie vom FC Ingolstadt. Torhüter Jonathan Klinsmann ist als dritter Mann geplant und den Medien eher wegen seines Vaters Jürgen ein paar Meldungen wert. Valentino Lazaro kam leihweise von RB Salzburg.

Es bleibt dabei: Pal Dardai. Der Mann ist nicht nur mit 286 Einsätzen Herthas Rekordspieler, sondern seit Februar 2015 auch deren Trainer. Von Platz 15 ging es steil nach oben. Dardai ist charismatisch bis schlitzohrig, voll medienkompatibel und hält seine harte Seite gut verborgen. Die kennen nur die Spieler. Einen Besseren gibt es für die Hertha nicht. Bahnt sich in Berlin eine Ära an? Im Mai sind wir schlauer.

Wenn nicht jetzt — wann dann? Dardai könnte mithilfe der Europa League etwas entfachen. Euphorie gar in Berlin? Wahrscheinlich nicht. Die Hertha bleibt der Klub für die Westberliner, die Fans aus dem Osten halten es mit den aufstrebenden „Eisernen“ von Union. Immer noch geht ein Riss durch Berlin. Die Herthaner neiden den Unionern deren Coolness, ihr positives St.-Pauli-Image. Damit sich das ändert, serviert die Hertha die nächste Image-Kampagne. Die Stadt wird großflächig zugekleistert mit Plakaten: Pokalsieger 2022. Meister 2024. Double-Sieger 2027. Klubweltmeister 2037. Und: Mars Masters Champion 2078 — große Erfolge entstehen aus großen Träumen. Von einem neuen Stadion träumen sie auch. Weil sie das altbackene Olympiastadion nur zu 62 Prozent auslasten. In Herthas Rückspiegel: Union. Das Stadion an der alten Försterei wird bis zum Jahr 2020 um 15 000 auf 37 000 Plätze erweitert, davon 28 700 Stehplätze. Das ist cool.

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