Liga-Check 16/17 1. FC Köln: Peter Stöger bleibt auf dem Boden

Köln. Für die Fans des 1. FC Köln ist es gut, zu wissen, dass beim Traditionsclub am Rhein ein Trainer wirkt, der sich auch von der besten Bundesliga-Platzierung der vergangenen Jahre nicht blenden lässt.

FC-Trainer Peter Stöger im Trainingslager in Österreich.

FC-Trainer Peter Stöger im Trainingslager in Österreich.

Foto: Ina Fassbender

Peter Stöger, ehemaliger österreichischer Nationalspieler, hat aus dem 1. FC Köln eine Mannschaft gemacht, die mittlerweile berechtigt in der Bundesliga spielt. Dass die Spieler nach dem neunten Platz der Vorsaison das Wort Europa inzwischen wieder in den Mund nehmen, schreckt einen wie Stöger nicht. Weil Stöger einer ist, der die Faszination Köln erkannt hat und lebt, deshalb aber nicht den Boden unter den Füßen verliert.

Hector hat sich in Köln besser und schneller entwickeln können als in anderen Vereinen. Und das wiederum hat mit dem Trainer Peter Stöger und dem Manager Jörg Schmadtke zu tun. Dass sich der FC Barcelona auf einmal für den Nationalverteidiger interessierte, nachdem Hector im Viertelfinale gegen Italien den entscheidenden Elfmeter verwandelte, hat den jungen Mann nicht abheben lassen. Der Saarländer entschied sich schnell, in Köln zu bleiben und weiter zu wachsen. Seinen Vertrag hat er bis 2021 ohne Ausstiegsklausel bei Erstliga-Erhalt verlängert, in Köln hat das für Begeisterung gesorgt. Das heißt für Hector: Kräftiger Gehaltsschub sofort, aber geringeres Handgeld, wenn er dann doch mal ins Ausland oder zum FC Bayern gehen wird. Für Köln heißt das: Einen guten Spieler gehalten und freie Verhandlung einer exorbitanten Ablöse, wenn jemand künftig Interesse zeigen wollte. „Hohe Passquote, großes Laufpensum, viele Flanken, gute Zweikampfwerte“, sagt Stöger. Irgendwann wird der Mann nicht mehr zu halten sein.

Nicht wenige haben sich gewundert, als auf einmal die Transfers von Artjoms Rudnevs und Konstantin Rausch nach Köln feststanden. Wenn man die Philosophie des Trainers kennt, sind sie andererseits nicht wirklich eine Überraschung. Sie sind zu finanzieren, kennen sich in der Bundesliga aus, und sind keine, die den Mund aufreißen und Forderungen stellen. Dazu kommt in Marco Höger einer, der ganz wichtig werden kann. Und der es als Kölner als seine große Sehnsucht bezeichnet, endlich beim 1. FC spielen zu können. Das sind die Hölzer, die Stöger zu schnitzen versteht. Sie ersetzen in Köln Kevin Vogt, Dusan Svento und Philipp Hosiner. Stöger sagt: „Millionentransfers passen nicht in unsere Struktur.“ Dass sie dann doch noch Sehrou Guirassy vom OSC Lille geholt haben, ist ein Wagnis, weil der junge Mann operiert werden muss. Wann er zur Verfügung steht ist, ist offen. Aber sie müssen von dem Talent überzeugt sein, Schmadtke gab dem 20-Jährigen einen Fünfjahres-Vertrag.

Absolut. Zwei Jahre Bundesliga haben in Köln den Blick für die Realitäten nicht verstellt. „Wir nehmen die Menschen ernst, die mit dem Club sympathisieren“, sagt Stöger, „aber diese Menschen verstehen inzwischen auch den Weg, den wir gehen“. Ein ganz wichtiger Satz des Trainers ist auch dieser: „Träumen ist absolut okay, aber die Leute wissen, dass man Erfolg nicht einfach dazukaufen kann, das geht nur über Arbeit und Konsequenz.“ Und das dauert. Vielleicht ist es das größte Verdienst des Präsidiums und der sportlichen Leitung, diese Philosophie in der Domstadt optimal verkauft zu haben.

Auch das sieht Peter Stöger entspannt. Selbst das wochenlange Wechseltheater um Modeste schreckte den Österreicher nicht. Modeste habe sich mit seiner Vertragsverlängerung klar zum 1. FC Köln bekannt, weitere Fragen stellt der Österreicher nicht. Alles Weitere wird der Saisonverlauf zeigen. Und wenn sich Modeste irgendwann einmal nicht mehr fügt? Stöger sagt: „Wenn das wirklich der Fall sein sollte, gilt für ihn wie für andere in diesem Geschäft: Reisende soll man nicht aufhalten.“ Thema durch. Von Modeste war in den vergangenen Wochen kein einziges negatives Wort mehr zu hören.

Stöger bestreitet ausdrücklich nicht, Visionen zu haben, weiß aber auch, dass nach Platz zwölf und Platz neun nicht automatisch Platz sechs folgt. In Köln haben sich alle langfristig an den Club gebunden. Aber planen kann man Europa nicht. Wie auch in Mainz, Augsburg oder Freiburg nicht. Stöger sagt: „Irgendwann passiert es. Und wenn das Momentum da ist, muss man es nutzen.“ Spieler wie Dominique Heintz sagen: „Wir werden nicht sagen, wir wollen schlechter abschneiden als in der letzten Saison.“ Sie haben in Timo Horn einen der begabtesten deutschen Torhüter gehalten, sie wollen in der neuen Saison die Dreierkette in der Defensive forcieren, sie haben sich viel vorgenommen. Aber was mit Europa ist, kann man vielleicht erst sagen, wenn 15 Spiele gespielt sind. Und meist steht auch dann noch gar nichts fest. Sie wollen in Köln gut starten. Wie in der letzten Saison.

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