Köln gegen Leipzig — 1:1 Köln bleibt unbesiegt - und träumt

Köln. Yuya Osako stand da, die Brust streckte er heraus, die Arme waren ausgebreitet, er lächelte fordernd. Es war ein stolzes Bild, und es sollte bedeuten: Kommt her und bejubelt meinen Treffer.

Yuya Osako von Köln freut sich nach seinem Treffer zum 1:1. dpa

Yuya Osako von Köln freut sich nach seinem Treffer zum 1:1. dpa

Foto: Wolfram Kastl

Gerade hatte der 26 Jahre alte Japaner im Trikot des 1. FC Köln das 1:1 gegen RB Leipzig erzielt (25.), es war ein feines Tor, Osako drehte sich dabei nach einem Pass von Konstantin Rausch blitzschnell von seinem Gegenspieler Marvin Compper weg und drosch das Leder in den nahe liegenden, so genannten kurzen Torwinkel.

Wer Osako hin und wieder erlebt, der weiß, dass der Japaner viel Selbstvertrauen für sein Spiel braucht, sonst wird aus Osako schon mal ein leichter Mitläufer. Aber in diesem Moment in der 25. Minute kam alles zusammen: Das Vertrauen Osakos, den viele für einen guten Zweitligaspieler von 1860 München, nicht aber für einen Erstliga-Angreifer hielten, als er 2014 kam, in sich. Und jenes Selbstbewusstsein, das der überraschend starke 1.FC Köln in diesen Wochen wie eine Monstranz vor sich herträgt. Alles in einer Aktion, in einem Schuss, schon beim 3:1-Sieg in Schalke Tage zuvor hatte Osako getroffen.

Das voll besetzte Stadion in Köln-Müngersdorf stand Kopf, der erste Schock über das frühe Gegentor des Schotten Oliver Burke war Geschichte. Nach fünf Minuten schien eben dieser Burke bei seiner Startelf-Premiere den FC mit seiner präsent vorpreschenden Art dafür bestrafen zu wollen, was die Leipziger bei der Anfahrt erleben mussten: Eine Horde von Köln-Anhängern hatte dem RB-Bus mit einer Sitzblockade den Weg ins Stadion versperrt, das Spiel musste mit einer Viertelstunde Verspätung angepfiffen werden. „Damit schaden die Fans nur ihrem FC, weil die Elf auf einen Start um 17.30 Uhr vorbereitet war“, kommentierte Leipzigs Marvin Compper das Geschehen gelassen nach dem Spiel. Die Gäste wurden mit einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert empfangen. Die Zuneigung der Liga-Anhänger für den so genannten Brause-Club aus dem Osten der Republik von Milliardär Dietrich Matschitz tendiert gen Null. Compper bleibt trotzdem gelassen: „Wenn wir weiter so mutig spielen, wird auf dieser Diskussion irgendwann der Deckel drauf sein. Das war in Hoffenheim auch so.“

Es war dann ein intensives, stimmungsvolles Duell vor 48500 Zuschauern im ausverkauften Kölner Wohnzimmer zwischen den stark gestarteten Clubs, deren Trainer eine gemeinsame Vergangenheit haben: Zwischen 1989 und 1994 holten die Österreicher Peter Stöger und Ralph Hasenhüttl — Letzterer trug zwischen 1998 und 2000 auch noch das Kölner Trikot - mit Austria Wien je drei Meisterschaften und drei Pokalsiege. Hasenhüttl bilanzierte diese Zeit humorig bis realistisch: „Ich war der, der die Chancen verstolpert hatte, die er kreierte.“ Nun bemüht sich der etwas steife Stoßstürmer von einst um einen kreativen Spielstil seiner Leipziger Mannschaft, die nachwies, für den Abstiegskampf in dieser Saison kaum in Frage zu kommen — zu präsent, körperlich stark und fußballerisch zielstrebig agiert das Team.

Wenngleich das Niveau des vor der Pause herausragenden Spiels danach etwas verblich: Leipzig hielt den Ball geschickt meist mit dem starken Marcel Sabitzer in den eigenen Reihen und versuchte, mit den eingewechselten Stürmern Yussuf Poulsen und Timo Werner irgendwann den Stich zu setzen. Köln musste der Kräfte zehrenden Woche doch mehr Tribut zollen, als es den Fans lieb war, die von einem Spitzenspiel Erster gegen Zweiter am kommenden Samstag beim FC Bayern träumten. Dass beim FC dann noch Stürmer Sehrou Guirassy (84.) für Modeste kam, war aber auch ein Zeichen Stögers, nicht zwingend mit einem Punkt im Kampf um Platz zwei in der Liga Vorlieb nehmen zu wollen. Trotzdem blieb es dabei, Köln geht nun unbesiegt als Tabellendritter ins Duell mit den Bayern. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, sangen die Anhänger, als sich ihre Kicker ausgepumpt vom Rasen entfernten. Sportdirektor Jörg Schmadtke hatte schon vorher gesagt: „Ich gönne hier jedem diese Freude, die Fans haben lange genug gedarbt, jetzt dürfen sie mal genießen.“ Mal kurz voraussichtlich.

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