Klopp tritt nicht zurück: "Ich bin ein Kämpfer"

Bei einem Motivationsvortrag in Frankfurt schließt Trainer Jürgen Klopp einen Rücktritt aus — es sei denn, Dortmund verliert gegen Hoffenheim 0:14.

Trotz aktueller Niederlagen denkt Dortmund-Trainer Jürgen Klopp nicht an einen Rücktritt.

Trotz aktueller Niederlagen denkt Dortmund-Trainer Jürgen Klopp nicht an einen Rücktritt.

Foto: dpa

Frankfurt am Main. So ein Vortrag zeugt durchaus von Mut. Und gesundem Selbstbewusstsein. Sonst wäre Jürgen Klopp mitten in der größten Krise bei Borussia Dortmund nicht der Einladung seines Freundes Sven Müller gefolgt, den er noch aus aktiven Zeiten als Amateurfußballer bei Eintracht Frankfurt kennt, um einen Vortrag zum Thema „Motivation & Führung“ zu halten. Der 47-Jährige redete im "Frankfurter Hof" fast 90 Minuten vor allem über die schwarz-gelbe Krisenbewältigung.

„Es gibt 28 Spieler und damit 28 Gründe. Wir haben Verletzungen, wir bekommen Gegentore, die an Lächerlichkeit nicht zu überbieten sind. Dass das am Selbstbewusstsein meiner Spieler nagt, ist menschlich, aber trotzdem falsch. Und meine Mannschaft lebt extrem davon, dass sie zusammenarbeitet; dass sie sich gemeinsam stärker macht, aber wenn diese Zusammenarbeit nicht stattfindet, fehlt etwas. Unser größtes Problem sind aktuell die elf Punkte. Und die anderen in der Liga sind wie die Löwen: Ein angeschossenes Tier wird weggemacht.“

„Du stellst als Trainer fest, dass sich Menschen in der Krise verändern, ohne dass sie schlechtere Menschen werden. Es ist so, als wenn Menschen in einer Hütte eingeschneit sind . Und wenn alle rauswollen, stellt man fest, dass es nicht alle packen, weil nicht alle über einen gewissen Punkt gehen könnten. So geht es uns auch. Und das hat gar nichts mit dem Gehalt oder der Ablöse eines Spielers zu tun. Krisen gehören im Fußball zu tun, um den Erfolg wertzuschätzen. Wer auf die Geschichte zurückblickt, stellt fest, dass es das Schönste ist, sich rauszuarbeiten, wenn einen alle schon in Sack und Asche gehauen haben — später sagt man dann, wisst ihr noch, wie wir daraus eine geile Geschichte gemacht haben.“

„Wenn man etwas so sehr will wie ich, und man bekommt es nicht, dann nagt das an einem. Ich bin ein Kämpfer. Und ich bin ein besserer Trainer, als wir 2012 Meister wurden, das Problem ist nur, dass man es an der Tabelle leider nicht ablesen kann. Ich bin niemand für einen Rücktritt oder Ähnliches. Ich mache etwas ganz oder gar nicht. Und solange der BVB das auch möchte, stehe ich komplett zur Verfügung. Das ist wie in einer Ehe — man hält zusammen in guten wie in schlechten Zeiten. Ich weiß nicht, ob es diesen Moment gibt, dass ich die Schnauze voll habe. Vielleicht, wenn wir am Freitag 0:14 gegen Hoffenheim verlieren sollten, aber faktisch bin ich so nicht unterwegs.“

„Die richtigen Worte zu finden, macht ein Großteil meines Jobs aus. Ich reagiere auf die Situation, und wir sind in einer Extremsituation. Im Moment hängen die Spieler an meinen Lippen, und wir wollen gemeinsam zurückschlagen. Dass es ein harter Weg wird, steht außer Frage.“

„Wir haben ihnen im vergangenen Jahr doch den Klassenerhalt geschenkt. Die sind nur deshalb noch in der Bundesliga. Das macht unseren Rucksack aber nicht kleiner. Das größte Problem für meine Jungs ist doch, vor 80.000 unter Druck fehlerfrei Fußball zu spielen.“

„Ich fühle mich als Trainer für eine Niederlage dramatisch verantwortlich. Es ist relativ einfach , mit 8,4 Promille auf einem Lastwagen zu stehen, durch die Dortmunder Innenstadt zu fahren und sich feiern zu lassen. Es ist ungleich schwieriger , in unserer momentanen Situation das Gesicht des Vereins zu sein. Wer nur an einer absoluten Erfolgsgeschichte beteiligt sein möchte, der hat nur eine Chance: der muss Fan des FC Bayern und damit glücklich werden.“

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