Schalkes neuer Trainer „Keine One-Man-Show“: Tedesco ist voller Elan

Gelsenkirchen (dpa) - Das Outfit ist dem Anlass angepasst, und auch den üblichen Gruß im Ruhrgebiet hat der neue Hoffnungsträger des FC Schalke 04 längst drauf.

Schalkes neuer Trainer: „Keine One-Man-Show“: Tedesco ist voller Elan
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In blauem Hemd und mit einem herzlichen „Glückauf“ begrüßte Schalkes neuer Trainer Domenico Tedesco die zahlreichen Medienvertreter im voll besetzten Presseraum der Gelsenkirchener Veltins-Arena.

Noch zurückhaltend, fast ein wenig schüchtern trat der mit 31 Jahren zweitjüngste Bundesliga-Trainer (nach Hoffenheims Julian Nagelsmann/29) bei seinem ersten öffentlichen Auftritt an neuer Wirkungsstätte auf. Nichtsdestotrotz will der Nachfolger des am 9. Juni beurlaubten Markus Weinzierl die Herkulesaufgabe beim traditionsreichen Fußballverein aus dem Revier mit großem Elan, einer Portion Demut und vielen positiven Gefühlen angehen. „Ich weiß, worauf ich mich eingelassen habe. Schalke ist kein gewöhnlicher Club. Er ist etwas Großartiges und Emotionales, mit einer gigantischen Fankultur“, sagte Tedesco. Er brenne darauf, den angestrebten Weg mit dem Club zu gehen: „Es wird hier keine One-Man-Show geben“, betonte Tedesco, der als sehr kommunikativ gilt und von seinen früheren Spielern auch wegen der „sozialen Kompetenz“ (Heidel) geschätzt wird.

Zuletzt hatte er knapp drei Monate beim Zweitligisten Erzgebirge Aue in eher beschaulichem Umfeld gearbeitet und mit dem Club fast sensationell den Klassenverbleib geschafft. Zuvor war der in Rossano/Italien geborene und in Esslingen (Baden-Württemberg) aufgewachsene Tedesco als U19-Coach in Hoffenheim tätig. Dass er noch sehr jung und im Profigeschäft unerfahren sei, ist für Manager Christian Heidel kein Manko. „Ich verfolge seinen Weg schon seit Jahren. Nach allen Gesprächen bin ich überzeugt, dass er der richtige Trainer für Schalke 04 ist.“

Der 54 Jahre alte Sportvorstand hatte nach eingehender Saisonanalyse Anfang Juni doch noch die Reißleine gezogen und Weinzierl überraschend von seinem Aufgaben entbunden. Menschlich sei ihm das schwer gefallen, sagte Heidel. Doch sportlich habe es nicht die gewünschte und erwartete Entwicklung mit Weinzierl gegeben. Der Straubinger war vor exakt einem Jahr noch als großer Hoffnungsträger vorgestellt worden - wie jetzt Tedesco.

Dass es ein gewisses Risiko birgt, in dem chronisch aufgeregten und höchst emotionalen Club auf einen derart jungen Trainer zu setzen, ist Heidel klar. „Ich weiß, dass ich mir selbst Druck mache“, räumte er vor der Mitgliederversammlung am kommenden Sonntag ein: „Ich gehe da jetzt aber nicht mit Bammel hin. Sondern ich freue mich, weil ich auch den Mitgliedern die Entscheidung offen erklären kann.“

Tedesco, der in den ersten Tagen auf Schalke schon viele Gespräche mit Mitarbeitern, Angestellten, Trainern, aber auch Spielern, insbesondere aus dem Mannschaftsrat, geführt hat, glaubt sich der Aufgabe gewachsen. Meine ersten Eindrücke hier sind sehr positiv. Jeder hat ein Lächeln auf den Lippen und ein Leuchten in den Augen. Das finde ich wichtig“. Auch von der Qualität des Kaders sei er überzeugt: „Sonst würde ich jetzt nicht hier sitzen.“

Mit welchen Spielern genau er vom 1. Juli an - in den ersten zwei Tagen stehen zunächst medizinische Untersuchungen und Leistungstest an - dann in die Vorbereitung geht, ist noch offen. Auch die Frage der Co-Trainer ist noch nicht abschließend entschieden. Das erste Training unter Tedesco findet am 3. Juli ab 10.30 Uhr statt. Dann können sich auch die Fans ein erste Bild vom Neuen machen.

Auch Max Meyer ist schon gespannt: „Ich habe jetzt noch kein Gespräch mit dem neuen Trainer gehabt, aber ich lasse alles ruhig auf mich zukommen“, sagte der 21-Jährige in Polen, wo er zurzeit mit der deutschen U21-Nationalelf bei der EM spielt. Seine Zukunft lässt Meyer, der seinen bis 2018 dotierten Vertrag nicht verlängern will, offen: „Klar ist die Hoffnung da, dass es demnächst wieder besser läuft, auch für mich. Ich habe ja nicht gesagt, dass ich den Verein verlassen werde.“

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