Investoren im deutschen Profi-Fußball

Frankfurt/Main (dpa) - Ihre Rolle ist umstritten, viele Fans lehnen sie ab, doch für die Vereine sind finanzkräftige Investoren oft lebenswichtig. Nun verkündete der Hamburger SV, dass Spediteur Klaus-Michael Kühne als erster Investor in die Fußball-AG des klammen Traditionsvereins einsteigt.

Investoren im deutschen Profi-Fußball
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Dazu wird ein Darlehen von 18,75 Millionen Euro in Anteile der Gesellschaft umgewandelt, was Kühne eine Beteiligung von 7,5 Prozent bringt. Ähnliche Modelle gibt es bereits bei vielen anderen Vereinen - oder sie sind in Planung.

Das Dilemma mit gewichtigen Geldgebern wurde gerade auch bei Eintracht Frankfurt deutlich. „Investoren wollen ihr Geld zurückhaben und Geld verdienen“, sagte Vorstandsboss Heribert Bruchhagen. „Man muss bei ihren Absichten genau hinschauen.“ Dagegen betonte Finanzvorstand Axel Hellmann, ein Mittelklasse-Verein wie die Eintracht könne nur nach vorne kommen, wenn man über Kapitalmaßnahmen nachdenke. „Es wird aber nicht so sein, dass morgen ein Anteilsnehmer auftaucht, der die Eintracht fremdbestimmt“, sagte er.

Der Einfluss von Investoren wird von der 50+1-Regel begrenzt. Dabei handelt es sich um einen Paragrafen in den Statuten der Deutschen Fußball Liga (DFL), wonach Kapitalanleger grundsätzlich nicht die Stimmenmehrheit bei Kapitalgesellschaften übernehmen dürfen. Erlaubt ist jedoch, dass sich die Mehrheit des Kapitals im Besitz privater Investoren befindet.

Die Regel ist umstritten und wird zunehmend aufgeweicht. Die „Lex Leverkusen“ ließ schon länger Investoren zu, die „seit mehr als 20 Jahren vor dem 1. Januar 1999 den Fußballsport des Muttervereins ununterbrochen und erheblich gefördert“ haben. Das war im Grunde eine Ausnahmeregelung für die Werksclubs Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg. Eine andere Ausnahme ist RB Leipzig, das als Marketing-Instrument von Geldgeber Red Bull gilt, aber dennoch vor dieser Saison die Lizenz für die 2. Bundesliga erhielt.

Im vergangenen Dezember überarbeitete und präzisierte der Ligaverband die Statuten für den Umgang mit Ausnahme-Anträgen zu 50+1. Danach dürfen nunmehr nicht nur Wirtschaftsunternehmen die Mehrheit an einem Club halten. Wenig später genehmigte die DFL die Übernahme des langjährigen Mäzens Dietmar Hopp bei 1899 Hoffenheim. Stichtag soll der 1. Juli 2015 sein.

Etwas länger gedulden muss sich Hörgeräte-Hersteller Martin Kind. Der Präsident von Hannover 96 kämpft seit Jahren gegen 50+1, erreichte etwa vor Gericht, dass der Stichtag 1. Januar 1999 aufgehoben wurde. Kind wartet nun auf das Jahr 2017, dann wird er 20 Jahre bei den Hannoveranern involviert sein und dürfte den Club übernehmen.

Beim Branchenprimus FC Bayern München halten drei Firmen (Adidas, Allianz, Audi) zusammen ein Viertel der Anteile. Beim einzigen börsennotierten deutschen Erstligisten Borussia Dortmund befinden sich weniger als zehn Prozent der Aktien im Besitz des Vereins. Im vergangenen August beschloss der Club eine Kapitalerhöhung, um weitere 114,4 Millionen von Investoren einzusammeln.

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