HSV-Keeper Adler hat das Verbissene „zurückgeschraubt“

Hamburg (dpa) - Der neue René Adler geht lieber einmal mehr in die Sauna als in den Kraftraum. Die langen Verletzungspausen haben den Torhüter des Hamburger SV gelehrt, besser auf seinen Körper zu hören.

Während er früher nach einem anstrengenden Trainingstag noch Einheiten mit der Hantel nachschob, nur weil er sich das vorgenommen hatte, kann er es heute auch einmal gut sein lassen. „Ich weiß genau, was ich brauche für meine innere Balance“, sagt Adler. „Das Verbissene und Krampfhafte habe ich zurückgeschraubt“.

Stattdessen stehen Spaß und qualitativ hochwertige Trainingsminuten im Vordergrund. Zusammen mit Torwarttrainer Ronny Teuber bereitet sich der 27-Jährige akribisch auf jedes Bundesliga-Spiel vor. „Er stellt die Einzelvideos zusammen, das ist sensationell, das habe ich noch nie irgendwo erlebt“, erzählt der Nationalmannschaftsrückkehrer, der Woche für Woche mit seinen Leistungen besticht. Auch den Elfmeter von Klaas-Jan Huntelaar am Dienstag beim 3:1 gegen Schalke hielt er zunächst, erst im Nachschuss traf der niederländische Torjäger. „Ich weiß tendenziell die Ecken von allen Elfmeterschützen in der Liga“, sagt Adler.

„Ich bin der Charakter, der über's Arbeiten kommt, aber ich muss nicht immer mehr machen, sondern kann inzwischen auch auf meine Stärken vertrauen.“ Lange Zeit fiel es dem gebürtigen Leipziger schwer, mit Lob gut umzugehen. Sein langjähriger Förderer Rüdiger Vollborn habe immer gesagt, er sei einer der wenigen, die nach einem Urlaub direkt wieder Bundesliga spielen könnten. „Ich glaube, das liegt daran, dass ich mental stark bin“, sagt Adler, den die Fans in Hamburg schon ins Herz geschlossen haben und Spieltag für Spieltag mit Sprechchören feiern.

Er fühlt sich frisch, Ermüdungserscheinungen vor Weihnachten spürt er nicht. „Ich könnte einfach weiterspielen“, sagt er. Ohne das internationale Geschäft sei auch die mentale Anspannung nur halb so groß. Deswegen stört den Keeper auch nicht der aufwendige Trip in der kommenden Woche nach Brasilien. Direkt nach dem Hoffenheim-Spiel am Freitagabend fliegt der HSV zur Stadioneinweihung am Samstag nach Porto Alegre. Am Sonntag geht es wieder zurück. Der Lohn für die Strapazen: 850 000 Euro.

„Das ist sicherlich kein günstiger Zeitpunkt, aber eine finanzielle Quelle. Da müssen wir Spieler auch mal Strapazen auf uns nehmen“, betont er. Es sei nur die Art, wie man damit umginge: „Wenn wir gegen Hoffenheim gewinnen, wird der Flug lustig und man kann mal was trinken.“

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