Hinrunde 2010: Tops & Flops der Bundesliga

Hamburg (dpa) - 16 Spieltage, 18 Mannschaften, mehr als 400 Profis und jede Menge Gewinner und Verlierer in der Hinrunde der Bundesliga- Saison 2010/2011. Eine Auswahl der Nachrichtenagentur dpa.

TOPS:

RASSELBANDE: Sie begann mit einer Niederlage und endete mit einer märchenhaften Bilanz. Borussia Dortmund hat die Hinrunde in beeindruckender Manier dominiert. Nach dem 0:2 zum Auftakt gegen Leverkusen verbuchte die Rasselbande von Trainer Jürgen Klopp sagenhafte 43 von 45 möglichen Punkten vor der letzten Partie. Von einer solchen Ausbeute konnte der BVB selbst in seinen besten Zeiten nur träumen. Ähnlich gut war lediglich der FC Bayern in der Saison 2005/06 mit 44 Zählern nach 17 Spieltagen. Vor allem die hohe Spielkultur der Jungprofis wie Nuri Sahin, Shinji Kagawa und Mario Götze versetzte die Konkurrenz mitunter in ehrfürchtiges Staunen.

SLOMKA: Im August galt Mirko Slomka als sicherer Abschusskandidat. Sein Verhältnis zu 96-Sportdirekter Jörg Schmadtke war angespannt, und Hannover startete mit einer Pokal-Niederlage bei den Amateuren von Elversberg in die Saison. Rund vier Monate später gilt der Trainer längst als Erfolgscoach. Der ungeahnte Höhenflug von Hannover hat den lange schwer vermittelbaren Fußball-Lehrer plötzlich beliebt gemacht: Der 43-Jährige soll jetzt sogar möglichst schnell seinen Vertrag beim Bundesligisten verlängern.

GOMEZ: Vom Reservisten zum Retter - Stürmer Mario Gomez hat bei Bayern München eine neue Rolle gefunden. „Ich brauche meine Spiele in der Startelf, dann mache ich meine Tore“, sagte der 25-Jährige - und bewies in dieser Saison, dass er damit Recht hat. Lange war er hinter Miroslav Klose und Ivica Olic nur dritte Wahl, doch als sich beide Angreifer verletzten, erhielt Gomez seine Chance - und nutzte sie. Der Schwabe hielt die strauchelnden Münchner fast allein auf den Beinen: 14-mal durfte er von Beginn an spielen, 15-mal traf er.

CISSÉ: Als Papiss Demba Cissé im Januar vom FC Metz zum SC Freiburg kam, musste sich SC-Coach Robin Dutt fragen lassen, wie er für den Stürmer eines französischen Zweitligisten 1,5 Millionen Euro und damit die höchste Ablöse der Club-Geschichte ausgeben könne. Heute ist die Kritik längst verstummt. Denn der 25 Jahre alte senegalesische Nationalspieler führt mit 13 Toren gemeinsam mit dem Frankfurter Theofanis Gekas die Torschützenliste an. Der technisch starke Cissé hat den berühmten Tor-„Riecher“. Wieder hergeben würden sie ihn nur für eine Ablöse, die „schwindelerregend“ (Dutt) wäre.

FLOPS:

GROSS/KELLER: Christian Gross wurde vom Rückrunden-Helden zum Vorrunden-Flop: Der Trainer erlebte beim VfB Stuttgart das, was schon sein Vorgänger Markus Babbel durchmachen musste. Zwar führte er die Schwaben von einem Abstiegsplatz noch in die Europa League. Doch nach dem Verlust von Topleuten und einer verfehlten Einkaufspolitik stürzte der VfB in dieser Runde erneut ab. Gross musste Mitte Oktober nach nur drei Punkten aus sieben Partien gehen. Die Beförderung von Jens Keller zum Cheftrainer erwies sich ebenso als Flop - nach nur 60 Tagen machte er Platz für Bruno Labbadia. Angeschlagen ist nun auch die VfB-Führung um Präsident Erwin Staudt.

ARNAUTOVIC: Der österreichische Nationalstürmer kam mit großen Vorschusslorbeeren nach Bremen. Das größte Talent des Landes seit vielen Jahren sei Arnautovic, erklärte der ehemalige Bremer Andreas Herzog. Seine außergewöhnlichen Fähigkeiten deutete der Offensiv- Spieler allerdings nur ganz selten an, gelungene Spielzüge mit seinem Kollegen waren die Ausnahme. Auffällig war dagegen eher sein Verhalten. Schon nach wenigen Wochen riet ihm Werder-Kapitän Torsten Frings zu einem weniger arroganten Auftreten.

OLDIE-TRUPPE: Der zu Saisonbeginn viel gelobte Zé Roberto steht für das traurige Mittelmaß des Hamburger SV. Mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren hat das dritt-teuerste Team der Liga seinen Zenit überschritten - die letzten Auftritte des Brasilianers wirkten lustlos und ohne Bindung. Ob er im Januar aus seiner Heimat zurückkommt, wird an der Elbe bezweifelt. Auch Stürmerstar Ruud van Nistelrooy verrichtet nur noch Dienst nach Vorschrift. Trainer Armin Veh muss zudem jede Woche die Aufstellung ändern: Ein Dutzend Verletzte erschwerte dem ehemaligen VfB-Meistertrainer die Arbeit.

UMBRUCH: Trainer Felix Magath geriet nach dem katastrophalen Schalker Start mit vier Bundesliga-Niederlagen vor allem wegen seiner umstrittenen Personalpolitik in die Kritik. 15 neue Spieler für rund 37 Millionen Euro, 14 Abgänge (Einnahme etwa 16 Mio. Euro) - der Umbruch schien zu groß. Die neuen Stars Raúl und Klaas-Jan Huntelaar verbreiteten zwar bald Glanz. Doch in der Abwehr hakte es nach den Abgängen von Marcelo Bordon, Rafinha und Heiko Westermann gewaltig. Der anfangs völlig verunsicherte Christoph Metzelder hatte auch wegen seiner Dortmunder Vergangenheit einen schweren Stand bei den Fans. Immerhin zog die Elf ins Achtelfinale der Champions League ein.

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