Hannover 96 mit vier Neuen auf Rekordkurs

Hannover (dpa) - In Niedersachsen wird im Winter gern eingekauft. Im Vorjahr lockte Felix Magath in der kalten Wechselperiode acht neue Fußballprofis zum VfL Wolfsburg, im Winter zuvor kaufte dessen Vorgänger Dieter Hoeneß mit den VW-Millionen immerhin sechs Spieler.

Nun kauft Hannover 96 ein.

In diesem Winter liegt der Nachbar gemeinsam mit Abstiegskandidat Greuther Fürth in der Transfer-Bilanz der Fußball-Bundesliga ganz vorn. Vier neue Kicker hat Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke bisher einen 96-Vertrag unterschreiben lassen.

Wackelt nun Magaths Rekord? „Da muss ich ja noch paar holen“, witzelte Schmadtke und schob in seiner unnachahmlichen Art hinterher: „Wenn ich soll, kann ich das.“ 96-Chef Martin Kind ist im Vergleich zu den Volkswagen-Managern aber eher knauserig, deshalb ist der kurze Kaufrausch schon wieder beendet. Ungewöhnlich ist er allerdings schon.

Anders als Fürth kämpfen die Niedersachsen nicht um den Klassenerhalt - und sie wollen ihre Transfers daher auch nicht als Panikkäufe verstanden wissen. „Wir haben drei Langzeitverletzte, die müssen wir ersetzen“, sagte Schmadtke: „Das ist eine außerordentliche Situation.“ Lars Stindl, Leon Andreasen und Felipe werden noch viele Wochen fehlen.

„Wir sind in der komfortablen Situation, dass wir reagieren können“, erklärte Schmadtke: „Sonst wäre es auch nicht schlau.“ Der Sportdirektor verweist auf die gewachsenen Einnahmen: „Wir haben zwei erfolgreiche Jahre hinter uns und sind wirtschaftlich gesund.“ Zugleich ist damit aber auch der Anspruch in Hannover gewachsen. Platz elf in der Bundesliga ist Fans wie Verantwortlichen zu wenig, auch deshalb hat der Club nachgerüstet.

Die sportliche und finanzielle Situation ist bei 96 deutlich besser als etwa in der Saison 2003/04. Damals kämpfte der Club um den Klassenverbleib und stellte in der Winterpause mit fünf neuen Spielern einen vereinseigenen Rekord auf. Das Sammelsurium mit Abel Xavier, Wladimir But, Clint Mathis, Stanko Svitlica und Jaime half wenig und blieb nicht lange. Das soll nun anders werden. André Hoffmann (19) vom MSV Duisburg, Franca (21) von brasilianischen Erstligisten Curitiba FC und Pawel Wszolek (20) von Polonia Warschau gelten als Investitionen in die Zukunft.

Johan Djourou ist vom FC Arsenal ausgeliehen und auch mit seinem Alter von 25 Jahren eine Ausnahme: Er soll kurzfristig der zuletzt wackeligen Innenverteidigung mehr Stabilität geben. „Dass Johan jemand ist, der uns auf Anhieb weiterhelfen kann, das hat man sofort gesehen“, sagte Jan Schlaudraff im Trainingslager über den Schweizer Nationalspieler.

Rund 3,5 Millionen Euro hat Hannover ausgegeben, wenn der Transfer von Wszolek nach dem Medizincheck am Mittwoch auch offiziell abgeschlossen ist. Im Vergleich zum Nachbarn in Wolfsburg, der sich zumindest bei der Anzahl der Transfers unter Magath-Nachfolger Klaus Allofs zurückhält, ist das eher bescheiden. Der bei Borussia Dortmund abgeworbene Ivan Perisic kostete mehr als doppelt so viel wie die vier 96-Neuzugänge.

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