Borussia Dortmund gegen Bayern München Götze und die Liga-Spannung sind zurück

Der 24-Jährige bereitet den 1:0-Siegtreffer von Borussia Dortmund gegen den FC Bayern vor. Für den Rückkehrer gibt es ein Sonderlob. Die Bayern hadern mit sich.

 Mario Götze zeigte gegen seinen alten Arbeitgeber eine überzeugende Leistung.

Mario Götze zeigte gegen seinen alten Arbeitgeber eine überzeugende Leistung.

Foto: Andreas Gebert

Dortmund. 77 Minuten waren im Topspiel der Fußball-Bundesliga zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München gespielt, als Thomas Tuchel Mario Götze vom Feld nahm und durch Gonzalo Castro ersetzte. Als der Trainer des BVB den 24-Jährigen umarmte, huschte ein Lächeln über das Gesicht des Rückkehrers, der sich nach drei persönlich unerfüllten Jahren im Trikot des Rekordmeisters im Sommer wieder den Schwarz-Gelben angeschlossen hatte. Ein Großteil der 81 360 Zuschauer in der ausverkauften Dortmunder Fußball-Oper erhob sich von ihren Plätzen. Und sogar von vielen Ultras auf der Südtribüne gab es Beifall für den Weltmeister von 2014.

Das war in den vergangenen Wochen nicht immer so. Götzes „Heimkehr“ wurde von den BVB-Ultras mit viel Argwohn quittiert — und immer wieder mit vielen Fingern, die keine Daumen waren, begleitet. Beim 1:0 (1:0)-Sieg über den Rekordmeister am elften Spieltag gehörte Götze neben Abwehrchef Sokratis und Torschütze Pierre-Emerick Aubameyang zu den besten Borussen an einem Samstagabend der großen Emotionen.

Vor dem Anpfiff wurde der verstorbenen BVB-Vereinslegende Alfred „Aki“ Schmidt gedacht, elf Minuten später verwandelte der Torjäger aus Gabun das Stadion in ein Tollhaus. Es war Götze, der den spielentscheidenden Treffer mit einem Tunnel gegen den Ex-Dortmunder Mats Hummels vorbereitete. Und es war seine erste Torbeteiligung in der Liga seit der Rückkehr.

„Mario war unglaublich fleißig, ist viele Wege gegangen. In der zweiten Hälfte haben wir ihn etwas zurückgezogen. Aber auch als Doppel-Sechs mit Julian Weigl hat er das sehr gut gemacht. Das war ein Schritt nach vorne“, sagte Tuchel in der Pressekonferenz. Der letzte Satz beschrieb zugleich die Leistungskurve seines Profis und die Gesamtentwicklung des BVB im zweiten Halbjahr 2016. „Wir haben ein Bild von unserem Spiel im Kopf, so wie wir vergangene Saison aufgetreten sind. Dieses Bild muss neu gemalt werden“, erklärte Tuchel, der trotz seines ersten Sieges als Dortmunder Cheftrainer über den Branchenprimus in seinen Analysen gewohnt sachlich blieb.

„Ja, wir vermissen eine gewisse Erfahrung in unserem Kader. Drei erfahrene Profis sind seit dem Sommer nicht mehr da. Wir müssen die kleinen Schritte in unserer Entwicklung wertschätzen. Das braucht alles Zeit, die hast du aber nicht, wenn du im Trikot von Borussia Dortmund steckst.“ Doch mit dem umjubelten Erfolg verkürzten Tuchels Schützlinge den Abstand auf den Gegner in der Tabelle wieder auf drei Zähler.

Dominanz war an diesem Abend nicht der Anspruch des BVB, wie Tuchel nach dem ersten Dortmunder Heimsieg über den FCB seit April 2012 erklärte. Die Münchner hatten 66 Prozent Ballbesitz, lagen beim Eckenverhältnis mit 9:3 vorne und schnürten ihren Gegner in den ersten 25 Minuten nach dem Seitenwechsel regelrecht ein. Doch das bajuwarische Starorchester scheint unter dem neuen Dirigenten Carlo Ancelotti noch nicht die finalen Harmonien gefunden zu haben. Nach der ersten Liganiederlage unter dem Italiener sagte Kapitän Philipp Lahm: „Vor allem in der ersten Halbzeit hat uns der finale Pass gefehlt. Die Liga ist jetzt spannend, das wollen doch immer alle.“

Was für manch einen leicht angesäuert klang, traf die Lage der Liga aber auf den Punkt. Erstmals seit 14 Monaten grüßt Deutschlands Vorzeigeclub nicht von oben, sondern ist erster Verfolger des neuen Tabellenführers RB Leipzig. „Die Leistung war okay, das Resultat nicht“, sagte Ancelotti. Das traf im Gesamtbild zu, doch der FCB wirkt in diesem Herbst nicht so richtig mit sich selbst im Einklang. Bestes Beispiel ist Nationalspieler Thomas Müller, der Form und Tore sucht — noch kein einziges hat er erzielt.

„Es stimmt, dass wir nicht ganz so dominant, nicht ganz so überlegen sind wie es die Bayern in den vergangenen Jahren waren“, sagte Hummels nach dem Spiel. Er deutete an, dass das Team noch Umstellungsschwierigkeiten auf Ancelottis Philosophie habe. „Wir haben einen anderen Schwerpunkt, spielen eine etwas andere Art. Das ist ja auch okay.“

Das Spitzenspiel zwischen den beiden Schwergewichten bewegte sich nicht immer auf einem spielerisch hochklassigen Level, dafür war es stets spannend und von einer enormen Intensität geprägt. Das spiegelte sich auch in den Zweikämpfen wieder. Götzes Gelbe Karte nach Foulspiel an Franck Ribery war so eine Szene. Überhaupt trat Götze nicht nur spielfreudig, sondern ebenso robust auf. Ob er sich bewusst viel vorgenommen hatte, war überflüssig zu fragen. Der Vorlagen-Geber stand für Interviews ohnehin nicht zur Verfügung. Seine Leistung sprach laut genug. Genau wie die Reaktion des Publikums und sein Lächeln, als Tuchel ihn auswechselte.

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