Furioser Schluss: Schalke trotzt den Heldt-Spekulationen

Gelsenkirchen (dpa) - Für ungetrübte Freude über den Last-Minute-Sieg der Schalker blieb Horst Heldt nur wenig Zeit.

Furioser Schluss: Schalke trotzt den Heldt-Spekulationen
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Kaum war der ausgelassene Jubel der Fans nach den furiosen Schlussakt beim 2:1 (1:0) über Hertha BSC verebbt, musste der Manager des Revierclubs schon wieder Fragen nach seiner Zukunft beantworten. Sichtlich genervt meisterte er den Interview-Marathon. Auf die Spekulationen, wonach der Mainzer Christian Heidel von der kommenden Saison an seine Nachfolge antritt, reagierte Heldt mit gequältem Lächeln. „Ich bin hier aufrecht reingegangen, und ich gehe auch aufrecht wieder hier raus. Wann das sein wird, werden wir sehen“, sagte er mit Bezug auf seine mittlerweile gut fünfjährige Amtszeit auf Schalke.

Einen wirklichen Beitrag zur Klärung der Sachlage leistete Heldt auch an diesem Wochenende jedoch nicht. Allerdings strebt er eine schnelle Klärung seiner Zukunft an. „Ich werde mich noch in dieser Woche mit Clemens Tönnies zusammensetzen. Diese Woche wird eine Entscheidung verkündet“, kündigte er am Sonntag in der Sport1-Sendung Doppelpass ein Gespräch mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden an.

Nach den letzten Eindrücken stehen die Zeichen auf Trennung. Laut Heldt sei „die Art und Weise natürlich das Entscheidende. Und das hat bei mir dazu geführt, dass ein Denkprozess stattgefunden hat. Ich habe meine Entscheidung für mich schon getroffen.“

Dabei liefert allein die aktuelle Bundesliga-Tabelle Argumente für einen Verbleib. Dank des entscheidenden Treffers von Max Meyer in der Nachspielzeit (90+2.) festigten die „Königsblauen“ den dritten Rang und dürfen weiter auf eine Rückkehr in die Champions League hoffen. Zur Erleichterung von Weltmeister Benedikt Höwedes blieb die Personalie Heldt ohne sportliche Auswirkungen: „Dieses Thema hat die Mannschaft nicht belastet. Wir versuchen, weiter zu arbeiten.“

Der Aufwärtstrend nach der durchwachsenen vergangenen Saison ist auch ein Verdienst des Managers. Dass der Sieg gegen die durch den Platzverweis für Vedad Ibisevic (18.) bereits früh dezimierten Berliner am Ende nur mit Glück zustande kam, konnten alle Beteiligten locker verschmerzen. Zwei Wochen nach der ernüchternden 0:3-Heimschlappe gegen Köln fand der Revierclub zurück in die Erfolgsspur. Erst Minuten nach dem Schlusspfiff legte sich bei Trainer André Breitenreiter die Aufregung. „Wir sind alle ziemlich fertig. Es ist hochemotional, wenn man in letzter Sekunde den Siegtreffer macht. Das war Gänsehaut-Atmosphäre.“

Ähnlich euphorisch beschrieb Abwehrspieler Höwedes die Jubelorgie, die der Treffer von Meyer in der Nachspielzeit (90.+2) auslöste: „So zu gewinnen, ist ein tolles Gefühl. Da steht die Arena kopf und da sieht man, was hier zusammenwächst.“ Wie Torschütze Höwedes (27.) wähnt auch Matchwinner Meyer den FC Schalke auf gutem Weg: „Bis jetzt läuft es richtig gut für uns. Damit hatte so keiner gerechnet. Man sieht, wie die Fans jetzt wieder bei uns sind.“

Dagegen wurde der Höhenflug des bisherigen Tabellen-Vierten aus Berlin vorerst gestoppt. Dabei schien der erste Punktgewinn beim Angstgegner seit 2005 nach dem Ausgleichstreffer von Salomon Kalou (73.) vor 61 336 Zuschauern in der Veltins-Arena zum Greifen nahe. In der hektischen Schlussphase waren die Gäste einem Siegtreffer sogar näher als die Schalker. „Die feiern jetzt wie die Weltmeister, dabei hätten wir drei Punkte mitnehmen können“, klagte Mittelfeldspieler Alexander Baumjohann.

Der achtbare Auftritt seiner dezimierten Mannschaft nötigte Trainer Pal Dardai Respekt ab: „Ich habe Mitleid mit meinen Spielern. Es war schwierig, so lange in Unterzahl zu spielen. Vielleicht hätten wir einen Punkt verdient.“ Eine leise Kritik über den entscheidenden Gegentreffer wenige Sekunden vor dem Abpfiff konnte sich der Ungar aber doch nicht verkneifen: „Da muss man mehr auf Zeit spielen und den Punkt mit nach Hause nehmen. Meine Spieler wollten hier gewinnen. Das müssen wir lernen, kein großer Vorwurf - Lernprozess.“

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