Für Schalkes Trainer Keller wird es „unangenehmer“

Nürnberg (dpa) - Schalkes krisenerprobter Trainer Jens Keller wusste sofort, was Sache ist. „Jetzt fängt bei mir wieder die Zeit an, wo es ein bisschen unangenehmer wird“, erkannte er mit müdem Gesichtsausdruck, der einerseits von Zynismus und andererseits auch ein bisschen von Selbstmitleid zeugte.

Eine Woche voller Hoffnungen hatte für die Gelsenkirchener nichts anderes eingebracht als Kummer und einen Haufen Kritik: Dem unglücklichen Aus in der Fußball-Champions League folgte vier Tage später mit dem 0:3 beim 1. FC Nürnberg ein weiterer böser Dämpfer im Bundesliga-Alltag.

„Der nächste Schritt wäre gewesen, nach dem Ausscheiden jetzt mit erhobenem Kopf rauszugehen. Aber das haben wir nicht hingekriegt“, mäkelte Manager Horst Heldt. Klar, dass prompt die von Sommer an weiter ungeklärte Trainerfrage zurück in den Fokus rückte. Die Aussichten für den „auf Schalke“ ungeliebten Keller auf eine Daueranstellung sind wieder schlechter geworden. Obendrein sorgte Heldt am Samstag selbst für Schlagzeilen, indem er eingestand, mit seinem alten Kumpel Armin Veh in Kontakt zu stehen - auch wenn es in dem Gespräch nicht um Vertragsverhandlungen gegangen sei.

„Uns ist klar, dass das intensiv begleitet wird und dass das auch entsprechende Spekulationen beinhaltet“, sagte Heldt zur offenen Personalfrage. Bisher gebe es aber weder Entscheidungen noch Verabredungen. „Jens bleibt bis zum Ende der Saison Trainer - und dann werden wir eine Entscheidung treffen“, betonte Heldt.

Keller versprach, mit der allemal schwierigen Situation umgehen zu können - „das habe ich zuletzt schon bewiesen“. Nämlich vor wenigen Wochen, als ihn viele Anhänger nach einem miesen Rückrundenbeginn am liebsten gleich wieder entlassen gesehen hätten. Keller blieb und sorgte mit zwischenzeitlich drei Siegen am Stück - unter anderem dem im Derby gegen Borussia Dortmund - für etwas Schalker Harmonie.

Doch die Zeit der Nettigkeiten ist jetzt vorbei, zumal die direkte Qualifikation für eine weitere Königsklassensaison erst mal in Ferne gerückt ist. Acht Spiele vor Saisonende beträgt der Rückstand auf den Tabellendritten Bayer Leverkusen weiter sechs Punkte. „Wir waren vor ein paar Wochen auch schon abgeschrieben, dann haben wir dreimal gewonnen und waren ruckzuck zurück“, meinte Kapitän Benedikt Höwedes trotzig. „Wenn wir in den nächsten Spielen kräftig punkten, kriegen wir wieder die Möglichkeiten, um oben mitzuspielen.“

Auch in Nürnberg wären Schalker Punkte allemal verdient gewesen, doch das Gelsenkirchener Starensemble scheiterte an beeindruckend konter- und abschlussstarken Franken. „Circus Krone würde ich vielleicht als Überschrift wählen“, befand Heldt nach einer Partie, die überwiegend von seinem Team dominiert wurde. Doch die große spielerische Überlegenheit brachte nichts ein, weil die Gäste all ihre hochkarätigen Möglichkeiten leichtfertig liegen ließen.

Nürnberg stattdessen stand hinten drin und verlegte sich aufs Kontern: Drei schnelle Gegenangriffe, abgeschlossen durch Markus Feulner (31. Minute), Alexander Esswein (69.) und Mike Frantz (87.), reichten für einen unverdient deutlichen Sieg. „Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit das Glück enorm strapaziert“, musste selbst FCN-Trainer Michael Wiesinger hinterher eingestehen.

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