Europapokal-Helden in Liga gefordert - Köstner-Debüt

Düsseldorf (dpa) - Der glamourösen Kür auf Europas Fußball-Bühne folgt für sieben Bundesligisten die Pflicht im Tagesgeschäft. Anders als viele ausländische Clubs sind die deutschen Vereine auch hier besonders gefordert.

Köstner soll nach Magath-Aus die VfL-Talfahrt stoppen.

Die Terminhatz geht weiter. Nach den erfolgreichen Auftritten auf dem europäischen Fußball-Parkett müssen sich die sieben Bundesligisten am Wochenende im nicht minder schweren Tagesgeschäft beweisen. Schalke-Manager Horst Heldt brachte das immer wiederkehrende Problem der international beanspruchten Vereine kurz nach dem beeindruckenden 2:0 beim FC Arsenal in der Champions League mahnend auf den Punkt. „Die Realität heißt jetzt Nürnberg und dann Sandhausen im Pokal.“

Zeit, außergewöhnliche Triumphe lange auszukosten, bleibt den Profis kaum. Auch deshalb, weil die Leistungsschere zwischen Spitzenclubs und schwächeren Vereinen aus unteren Regionen in der Bundesliga nicht so groß ist wie in Spanien, England, Frankreich, Italien oder den Niederlanden. So kann nicht auf Sparmodus umgeschaltet werden. „In der Bundesliga kann man nicht sagen, wir haben den Höhepunkt in der Champions League. Da kann man nicht einen Gang zurückschrauben“, betonte Bayern Münchens Trainer Jupp Heynckes am Freitag: „Die Bundesliga ist die ausgeglichenste Liga in Europa.“

Den Spagat zwischen den drei Wettbewerben bekam in den vergangenen Jahren nur der FC Bayern immer ganz gut hin. Der stets mit dem breitetesten und besten Kader ausgestattete Rekordmeister mischte kräftig mit in der Champions League und landete meist auch weit vorn im DFB-Pokal und Bundesliga. Dass in den vergangenen zwei Jahren die Meisterschale nach Dortmund wanderte, wurmte die Münchner Bayern so, dass es sich nun an der Bundesliga-Tabelle ablesen lässt.

Weil Bayer Leverkusen erst am Donnerstag spielte, haben die Bayern nach dem schwer erkämpften 1:0 am Dienstag beim OSC Lille reichlich Erholungszeit, um am Sonntag ihren Startrekord auf neun Siege womöglich auszubauen. Allerdings hat auch Bayer beim überzeugenden 4:0 gegen Rapid Wien viel Selbstbewusstsein getankt. Leverkusen will die Negativ-Serie in München endlich beenden, wo vor 23 Jahren zuletzt ein Sieg gelang. „Die Bayern werden uns nun so respektieren, wie es sich gehört“, sagte Sportdirektor Rudi Völler. Heynckes bestätigte dies vor dem Duell mit dem Ex-Club: „Das ist kein Bundesliga-Alltag. Bayer ist gut drauf.“

Ausgerechnet der zwei Tage vor der Partie bei Fortuna Düsseldorf geschasste Wolfsburger Trainer Felix Magath betonte in seiner Zeit auf Schalke auch immer wieder, wie wichtig ein gedanklich schnelles Umschalten ist. „In der Bundesliga kann der Tabellenletzte jederzeit den Ersten schlagen.“ Nur dem desolaten Schlusslicht gelang dies unter Magath zuletzt nicht. So kommt diese Herkules-Aufgabe nun auf Interimscoach Lorenz-Günther Köstner zu. Er muss die verunsicherte Elf in Rekordzeit aufmöbeln, um beim Aufsteiger etwas mitzunehmen. „Ich kann das aber nicht alleine schaffen. Dafür brauche ich die Spieler, und sie bekommen meine Hilfe“, sagte Köstner.

Von Wolke sieben muss Borussia Dortmund nach der berauschenden 2:1-Gala gegen Real Madrids Edel-Truppe um Cristiano Ronaldo und Mesut Özil möglichst schnell herunter, sonst droht gegen die Herren Ginter, Schmid und Kruse ein böses Erwachen. Denn der Tabellen-Siebte SC Freiburg ist keine Laufkundschaft. Schließlich hat das Team von Christian Streich nur einen Punkt weniger als der Meister. „Freiburg ist die nächste Herausforderung“, betont BVB-Schlussmann Roman Weidenfeller. „Aber wir wollen wieder oben rankommen.“

Am Sonntag duellieren sich die international siegreichen Clubs von Hannover 96 (2:1 bei Helsingborg IF) und Borussia Mönchengladbach (2:0 gegen Olympique Marseille). Während die Niedersachsen Anschluss nach oben halten wollen, muss Gladbach auch auswärts mal wieder siegen. „Dann werden wir auch wieder in unseren Lauf kommen“, meinte Sportdirektor Max Eberl. Als einzigem Europapokalstarter gelang dem VfB nur eine triste Nullnummer gegen den FC Kopenhagen. Doch für VfB-Keeper Sven Ulreich hat die Liga ohnehin Priorität und das Spiel gegen Frankfurt große Bedeutung: „Da müssen wir nachlegen.“

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